Hamburg. Lars Brinkmann aus Kirchwerder gehört zu den größten Veranstaltungsplaner in Hamburg. Wie sein Unternehmen in der Krise leidet.

Normalerweise gehören Blumenmeere bei Hochzeiten mit über 100 Personen zum Tagesgeschäft. Oder die Errichtung ganzer Oktoberfest-Welten in nur wenigen Stunden für das Firmenevent. Sogar die Feierlichkeiten zum 350. Geburtstag der Handelskammer Hamburg im Jahr 2015 mit dem Ehrengast Joachim Gauck hat Lars Brinkmann organisiert, ebenso den Empfang des niederländischen Königspaars Maxima und Willem-Alexander.

„Mit uns wird es schön“ – so lautet der selbstbewusste Slogan der Lars Brinkmann Eventausstattung GmbH für die Taufe im Familienkreis, die ausschweifende Hochzeit oder das spektakuläre Unternehmerevent.

Ein Jahr Corona-Krise: Die Sorgen und Hoffnungen der Eventbranche

Statt Blumenmeer gibt es jetzt aber nur wenige Farbtupfer. Ausgiebig feiern verträgt sich mit dem Coronavirus nicht. Aufträge sind Mangelware. Was bleibt? Das CCB in Bergedorf mit ein paar Kirschblüten frühlingsmäßig zu schmücken, Supermärkte zu dekorieren oder eben entsprechend zur Adventszeit Weihnachtsbäume.

Eventausstatter Brinkmann durchlebt wie viele seiner Berufskollegen harte Zeiten. Erste Hochzeiten, eine der absoluten Spezialitäten des Hauses, wurden bereits auf das Jahr 2022 verschoben. „Wir haben aber noch etliche Anfragen für den kommenden Sommer“, sagt Brinkmann, der keine Garantien geben kann.

Das ist umso bitterer, da das vergangene Jahr bei Umsatzeinbußen von 90 Prozent einem Desaster gleichkam. Normalerweise gehören bei seiner Firma drei Events am Tag zum Standard, also mehr als 1000 (!) Veranstaltungen pro Jahr.

Pilotprojekt mit Gästen am Fernsehturm gibt Hoffnung auf weitere Events

Doch der 47-Jährige sieht mehr als Ansätze, wie die Rückkehr in einen corona-konformen Veranstaltungsbetrieb gelingen kann. So wie am vergangenen Wochenende am Hamburger Fernsehturm: Dort waren 200 Gäste unter dem Motto „Alarmstufe Rot – Alster in Flammen“ geladen, schauten sich den Open-Air-Auftritt von Sängerin Zoe an und bewunderten eine außergewöhnliche Lichtinstallation.

Alles mit großem Vorlauf, denn: Die eingeladenen Gäste mussten eine Stunde vor Beginn einen Corona-Schnelltest machen. Auf Kosten unter anderem des Mitorganisators Lars Brinkmann: „Kein Test war positiv. Dieser Abend sollte der Politik zeigen, dass unser Konzept schlüssig ist, dass man so zukünftig planen kann.“

Mitarbeiter in Kurzarbeit, aber der Chef will sie jedoch alle halten

Der gelernte Einzelhandelskaufmann aus Kirchwerder, der dort mit Ehefrau Doris lebt und einen Sohn Niklas (17) hat, wird noch deutlicher: „Wir Menschen brauchen das kommunikative und persönliche Miteinander. Digitalisierung kann das nicht ersetzen.“

Lars Brinkmann gründete am 23. Februar 2011 seine eigene Firma. „Wir haben damals den Schritt gewagt und schnell Fuß gefasst“, resümiert er. Dafür sprechen nicht nur die genannten Events, sondern auch 18 feste Mitarbeiter, für die ihr Chef kämpft: „Sie sind zeitweilig in Kurzarbeit, aber wir möchten versuchen, alle zu halten.“

Auf 5000 Quadratmetern liegen 45.000 Party-Artikel im Wartestand

Und die Billbrooker Lagerhalle mit 5000 Quadratmetern, in der sich jeder Veranstaltungsprofi wohlfühlen würde, sowieso. Zusammengerollte rote Teppiche, blitzeblank poliertes Besteck für das edle Bankett, Blumenvasen bis unter die Decke. In den heiligen Hallen liegen etwa 45.000 Artikel griffbereit.

Um dem Ganzen eine nachhaltigere Note zu geben, setzt Brinkmann auf ressourcenschonendes und preiswertes Feiern, verleiht lieber: „Vermietung ist besser als einmal einkaufen und dann wegschmeißen.“ Der Eventprofi managt zudem eine eigene Gärtnerei mit über 500 Arten an Leihpflanzen.

Veranstaltungsbranche ist der sechstgrößte Wirtschaftsbereich im Land

Doch all das kam während Corona eher selten zum Einsatz. Ab und an werden mal Möbelstücke für Livestreams vermietet – das ist natürlich nichts im Vergleich zu normalen Zeiten. „Grundsätzlich sind wir optimistisch. Ich habe aber die Befürchtung, dass die Politik uns Eventveranstalter vergisst und wir als letztes drankommen.“ Dabei müsse aus Sicht des Eventprofis ein Fakt immer mitgedacht werden: Der Veranstaltungsbereich ist der sechstgrößte Wirtschaftsbereich hierzulande, 1,5 Millionen Menschen verdienen darin ihr Geld. „Mit uns wird es schön“, sagt er.

Welche Veranstaltung hat denn beim Firmenchef den größten Eindruck hinterlassen? „Eindeutig die 80 Meter lange Tafel mit 200 Gästen im Alten Elbtunnel anlässlich des 175-jährigen Jubiläums des Bauernverbands im Jahr 2016“, sagt das Organisationstalent. „Das gab es an dieser Stelle noch nie, das war logistisch extrem anspruchsvoll.“ Wir werden wohl noch ein wenig auf derartig Außergewöhnliches warten müssen.