Hamburg. Bergedorfer Koalition will die Attraktivität des Areals in Moorfleet erhöhen. Über Antrag wird in der nächsten BV abgestimmt.
Er war einst ein beliebtes Wassersportrevier: Noch bis vor 20 Jahren lagen an den Stegen im Holzhafen in der Saison mehr als 100 Sportboote und Jachten. Doch heute sind fast alle Stege abgebaut, die Sportboote haben in anderen Häfen festgemacht. Denn im Holzhafen bleibt beim Tidewechsel nur noch ein winziges Fenster, in dem der Hafen überhaupt noch befahrbar ist. Bei Ebbe fällt der Bereich so gut wie trocken – und wird zu einer einzigen Schlickwüste.
Ende April blieben drei Schlauchbootfahrer im Schlick stecken
Erst Ende April unterschätzen drei Schlauchbootfahrer den Holzhafen: Bei ablaufendem Wasser setzte ihr Boot auf Grund auf und blieb im Schlick stecken – gut 100 Meter vom Ufer am Moorfleeter Deich entfernt. Ein Passant alarmierte die Feuerwehr, die einen 30-Jährigen und seine 13 und 16 Jahre alten Neffen mithilfe eines weiteren Schlauchboots und Trage ans Ufer zogen.
Wenn es nach der Bergedorfer Koalition aus FDP, SPD und Grünen geht, sollen Boote in dem Areal selbst bei Ebbe bald wieder Wasser unterm Kiel haben: Um die Nutzbarkeit des Holzhafens zu erhalten, bringt die Koalition in die nächste Sitzung der Bezirksversammlung am 17. Juni einen Antrag ein. „Um die Attraktivität des Holzhafens zu erhöhen und den Wassersport auch künftig zu ermöglichen und auch auszuweiten, ist eine dauerhafte Befahrbarkeit und Erreichbarkeit des Holzhafens erforderlich. Die Schaffung einer Fahrrinne ist hierfür zwingend erforderlich. Eine fortlaufende Unterhaltung dieses Fahrwassers muss gewährleistet werden“, heißt es darin.
Bezirksamtsleiter soll Gespräche mit der HPA aufnehmen
Auch in der noch nicht abgeschlossenen Stadtwerkstatt Moorfleet seien Überlegungen zur Schaffung eines „Maritimen Quartiers“ eingeflossen, die nur umgesetzt werden können, wenn eine durchgehende Erreichbarkeit des Holzhafen möglich ist, so die Koalition. Sollte die Bezirksversammlung ihrem Antrag zustimmen, wird der Bezirksamtsleiter aufgefordert, sich bei der Hamburg Port Authority (HPA) dafür einzusetzen, dass im Holzhafen eine Fahrrinne geschaffen und instandgehalten wird. Dem Regionalausschuss solle dann im Herbst 2021 über das Ergebnis der Gespräche mit der HPA berichtet werden.
Bille-Wander-Segel-Verein fürchtet ein Ende nach 100 Jahren
Wie wichtig eine solches Projekt für die noch im Holzhafen verbliebenen Wassersportler wäre, unterstreicht Holger Wendt: „Ein Ausbaggern der Fahrrinne und des Bereiches, in dem sich unsere Stege befinden, wäre für unseren Verein überlebenswichtig“, sagt der Vorsitzende des Bille-Wander-Segel-Vereins, der am Holzhafenufer seinen angestammten Sitz hat. Heute zählten noch 70 Mitglieder zum Verein, doch ein Werben um neue Mitglieder sei schwierig, wenn die Zukunft so unklar sei, erklärt Wendt. Nach genau 100-jähriger Geschichte sieht er die Zukunft in ernsthafter Gefahr: „Wir als kleiner Verein könnten aus eigener Kraft keine Verlagerung in ein anderes Gebiet stemmen. Doch ohne eine Baggerung können wir auch nicht mehr bleiben, denn die Geschwindigkeit der Verschlickung nimmt stark zu“, sagt der Vorsitzende. Ein Vereinsende wäre nicht nur für alle Mitglieder bitter, sondern auch ein Verlust für den wachsenden Stadtteils Moorfleet: „Wir würden gerne ein Teil der Struktur des Stadtteils bleiben mit der Kinder- und Jugendarbeit und der Segelausbildung“, sagt Wendt.
„Bekommt der Holzhafen sein Wasser nicht zurück, wird Moorfleet untergehen“
Auch Heinz Biller, Verwalter einer Steganlage und Sportbootlagerung am Holzhafenufer und Christine Saalmüller, die mit ihrem Hausboot an einem der wenigen verbliebenen Stege festgemacht hat, sind überzeugt, dass es unabdingbar wäre für die Zukunft des lebenswerten Stadtteils, den Holzhafen auszubaggern: „Wenn der Holzhafen sein Wasser nicht zurück bekommt, wird Moorfleet untergehen“, sagt Christine Saalmüller.