Hamburg. Das Bezirksamt hat einen Entwurf für das Verkehrskonzept im Regionalausschuss vorgestellt. Politik soll weitere Hinweise einbringen.

Die Badeseen und Grünanlagen in den Vier- und Marschlanden sind nicht erst seit der Corona-Pandemie ein beliebtes Ausflugsziel. Doch im Sommer 2020, als weite Reisen für viele Menschen nicht in Frage kamen und eine Hitzewelle im August über Wochen die Stadt beherrschte, erreichte der Besucheransturm seinen bisherigen Höhepunkt: Vor allem auf dem Allermöher Deich beim See Hinterm Horn sowie auf dem Hauptdeich am Hohendeicher See säumten Hunderte geparkte Autos die Fahrbahnen.

Ein Durchkommen für große Fahrzeuge wie VHH-Busse oder landwirtschaftliche Maschinen wurde zur Geduldsprobe, Begegnungsverkehr war kaum möglich. „Wir rechnen auch in diesem Jahr mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen“, stellt Lars Rosinski, Tiefbauchchef im Bezirksamt und Regionalbeauftragter für die Vier- und Marschlande fest.

Neues Konzept soll Verkehrschaos an Badeseen verhindern

Um in Zukunft besser auf die sonnigen Tage vorbereitet zu sein, wurde im September in der Bergedorfer Bezirksversammlung von der Politik ein Antrag auf den Weg gebracht, in dem ein Verkehrskonzept für die Badeseen sowie Grün- und Erholungsanlagen in den Vier- und Marschlanden gefordert wurde. Nun hat das Bezirksamt im Regionalausschuss den Entwurf des Konzepts vorgestellt.

Bei der Ausarbeitung haben Mitarbeiter des Bezirksamts und der Bergedorfer Verkehrspolizei zunächst die bestehende Beschilderung und die Fahrbahnmarkierungen kontrolliert. 32 neue Anordnungen wurden geschrieben, damit Verkehrsteilnehmer eindeutig erkennen können, wo sie parken dürfen und wo nicht, erläutert Rosinski.

Letztlich können Zufahrten und Autobahnabfahrten gesperrt werden

Die Badegewässer im Landgebiet – wie hier die Stege an der Regattastrecke in Allermöhe – sind im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Badegewässer im Landgebiet – wie hier die Stege an der Regattastrecke in Allermöhe – sind im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. © Thomas Voigt/BGZ | Thomas Voigt

Auch wenn immer wieder für eine Anfahrt mit dem Rad oder Bus geworben werde, reisen trotzdem die meisten Menschen mit dem Auto an, stellt Rosinski fest. Daher sollen die Fahrradrouten zu den Badeseen noch besser ausgeschildert werden, Anlehnbügel an den Zugängen geschaffen und auch verstärkt Hinweise zur Anreise mit dem ÖPNV und zu P+R-Plätzen in der Nähe gegeben werden.

Um ein Verkehrschaos zu verhindern, sieht die Verwaltung einen Stufenplan mit fünf aufeinander aufbauenden Stufen als Lösung vor. Dabei haben sie sich auf sechs Bereiche konzentriert: Hohendeicher See, Eichbaumsee, Regattastrecke in Allermöhe, See Hinterm Horn, Boberger Niederung und Sommerbad Altengamme.

Festwiese im Eichbaumpark soll ans Parkplatz genutzt werden

Erster Schritt bei einem erhöhten Verkehrsaufkommen ist die Öffnung der Festwiese im Eichbaumpark als Parkplatz. Sie bietet 700 weitere Stellplätze sobald die drei Parkplätze am Eichbaumsee mit insgesamt etwa 270 Plätzen voll belegt sind. Parkplatz 3, auf dem in den vergangenen Jahren häufig wild gecampt wurde, was nicht nur zu zahlreichen Beschwerden durch Anwohner, sondern auch Beschädigung des Platzes geführt habe, soll so hergerichtet werden, das Campen dort nicht mehr möglich ist, kündigt Rosinski an.

Kurz bevor auch die Festwiese belegt ist, ist die nächste Stufe erreicht: Es kommt zu ortsnahen Sperrungen der Badestellenzufahrten durch die Polizei, wie etwa des Moorfleeter Deichs zwischen Allermöher Deich und Tatenberger Weg, des Allermöher Deichs zwischen Kirchenbrücke und Nettelnburger Landweg oder des Hauptdeichs auf Höhe des Hohendeicher Sees sowie der Zufahrt aus Richtung Fünfhausen.

Die Bestandsbuslinien sollen verstärkt eingesetzt werden

Verkehrsmeldungen und Warnhinweise im Internet sowie die Verstärkung der Bestandsbuslinien sollen dann ebenso greifen. Sollten diese Maßnahmen noch nicht ausreichen, würde die nächste Stufe erreicht sein und es somit zu Vollsperrungen an den Autobahnabfahrten und den großen Zufahrtsstraßen ins Landgebiet kommen können. Nur noch Anwohner, Einsatzkräfte, Busse, Radfahrer und Fußgänger dürften die Sperren dann passieren.

Lars Rosinski betont, dass das Konzept nicht abgeschlossen und auch in der Anwendung stets reagiert und auf die jeweilige Situation angepasst werden müsse. „Es muss leben“, sagt der Tiefbauchef, der jetzt darauf setzt, dass sich die Lokalpolitik aktiv beteiligt: „Wir erhoffen uns durch ihre guten Ortskenntnisse weitere Hinweise, die wir noch nicht beachtet haben“, sagt Rosinski. In der nächsten Sitzung des Regionalausschusses am 18. Mai soll das Verkehrskonzept daher erneut zur Sprache kommen.