Hamburg. Ausflüge an Badeseen, Eis, Freiluftkino: Doch 30 Grad und tropische Nächte im Hamburger Corona-Sommer haben auch Schattenseiten.
Hamburg und der Norden kommen ordentlich ins Schwitzen. Der Hochsommer hat Norddeutschland erreicht, auch am Wochenende erwarten Meteorologen viel Sonnenschein, blauen Himmel und Temperaturen über 30 Grad – auch an der Ost- und Nordsee. Und: Die Hitzewelle wird die Menschen in Norddeutschland voraussichtlich bis mindestens Anfang der kommenden Woche begleiten.
Viele freuen sich auf eine Abkühlung im Freibad, Badesee oder Meer, auf lauschige Grillabende mit Freunden oder den Besuch in ihrer Liebslingseisdiele. Doch die Hitzewelle hat auch ihre Schattenseiten wie etwa die hohe Waldbrandgefahr. Lesen Sie hier zehn positive und zehn negative Dinge zu den Hitzetagen in Corona-Zeiten:
Das ist positiv an der Hitze:
1. Mit Rad und Bahn zur Erfrischung im See
Das heiße Wetter treibt uns an die Seen zur Abkühlung. Wo sind die Strände, die mit Fahrrad sowie Bus und Bahn gut zu erreichen sind? Kenner der Vier- und Marschlande fahren am liebsten an die Dove Elbe Richtung Allermöhe zum Wasserpark. Das geht zum Beispiel mit der S-Bahn (S21) bis Mittlerer Landweg und dann weiter mit dem Bus 321 oder dem Rad.
Wer noch etwas Geduld oder Kraft in den Radlerwaden hat, fährt zum Geheimtipp auf dem Allermöher Deich weiter: Der See Hinterm Horn ist ein Paradies. Wer lieber U-Bahn fährt, nimmt die U2 bis Billstedt und den Bus 330 und kann Richtung Boberger Dünen fahren: Fuerte-Feeling in Hamburg. Oder doch gleich zum Hohendeicher See (Oortkatensee)? Hier muss man früh sein, um eines der beliebten Stand Up Boards zu leihen. Der Bus 120 fährt sogar vom Hamburger Hauptbahnhof dorthin.
2. Corona – geringere Gefahr einer Ansteckung
Wenn es warm ist und die Sonne scheint, zieht das viele Menschen nach draußen an die frische Luft. Gerade in Corona-Zeiten ist es förderlich, das Leben nach draußen zu verlagern. Statt in geschlossenen Räumen – etwa dicht gedrängt in der Kneipe – zu hocken, genießen die Menschen bei sommerlichen Temperaturen die Zeit unter freiem Himmel.
Das bedeutet, dass das Risiko sich mit dem Coronavirus anzustecken, geringer ist, solange weiterhin auf die Abstandsregeln geachtet wird. Zu hoffen ist also, dass es während der Hitzewelle weniger Neuinfektionen gibt.
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3. Weniger Touristen in Hamburg
Na klar, Hamburg ist die tollste Stadt der Welt. Wir teilen sie also auch ganz gern mit Besuchern von Außerhalb und für das Gastgewerbe sind die Einnahmen daraus selbstverständlich nicht unerheblich. Aber während es an anderen Sommertagen vor Touristen an Elbe, Alster und Jungfernstieg nur so strotzt, haben wir die Stadt diesen Sommer häufiger für uns. Denn wer im Corona-Sommer Urlaub macht, verbringt ihn vor allem am Meer oder in den Bergen.
4. Guter Umsatz für Eisdielen
Die Eisdielen in Hamburg und ganz Norddeutschland dürften sich angesichts des hochsommerlichen Wetters freuen. Denn 30 Grad und Eisschlecken gehört für viele Menschen – insbesondere Kinder – zusammen wie für andere Bier und Oktoberfest. Und so werden sich vor den Läden mit den kalten Süßspeisen sicher lange Menschenschlangen bilden.
5. Campen im Corona-Sommer
Bei Regen sind dort nur die Hartgesottenen zu finden – aber bei hochsommerlichen Temperaturen und lauen Nächten gefällt auch Schönwetter-Campern ein paar Tage im Zelt. In Hamburg und Umgebung (und auch Richtung Ostsee und Nordsee) gibt es einige Campingplätze, die noch Kapazitäten frei haben und nicht so voll sind wie die Plätze direkt am Meer.
Gerade im Corona-Sommer ist Zelten eine tolle Alternative zu einem Wochenendetrip in einem Hotel und eine schöne Gelegenheit Seen in Norddeutschland zu erkunden.
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6. Eis und Spaß für Hunde
Bei der Hitze schmeckt das Eis doppelt so gut wie sonst. Und die köstliche Erfrischung gibt es nicht nur für Menschen. Auch für Hunde lässt sie sich leicht herstellen. Wie der Tierschutzbund rät, sollte man dafür Quark mit Obst mischen und in Hundespielzeug mit Hohlraum einfrieren.
Weil der Hund den Quark nur nach und nach aus dem sogenannten Kong schlecken kann, verhindert man, dass die eiskalte Erfrischung als Eisklumpen im Hundemagen landet.
7. Freiluftkino für Radfahrer und Biker
Bei typischem Hamburg-Wetter meist zu kalt (oder zu nass), aber während einer Hitzewelle perfekt: Der abendliche Besuch eines Freiluft-Kinos. Am Wochenende können Hamburger Radfahrer (Freitag) und Biker (Sonnabend) das gute Wetter für einen Besuch im Outdoor-Kino auf dem Heiligengeistfeld nutzen.
Auf den zwei Großleinwänden werden pro Tag insgesamt vier Filme gezeigt. Zur Fahrradkino-Premiere findet abends außerdem ein Talk mit Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) statt. Die Tickets für das Fahrradkino und das Motorradkino können online erworben werden, für den Ton werden vor Ort Kopfhörer verteilt.
8. SUP und Kanu-Tour in Hamburg mit Take-Away
Ein Eiskaffee auf dem Wasser? Das ist nicht nur auf dem Ponton des Café Entenwerder1 oder einer Fähre im Hafen möglich. Auch im Kanu, Treetboot oder Schlauchboot können Hamburger kühle Getränke, Kuchen oder Burger genießen – dank direktem Verkauf ins Boot hinein. Und Stand-up-Paddling gibt's auch noch im Dunkeln.
Take-Away-Stationen auf Hamburgs Kanälen:
- Café Canale, Poelchaukamp 7, erreichbar über den Mühlenkampkanal
- Peter Pane, Goldbekplatz 1, erreichbar über den Mühlenkampkanal
- Supper Club (auch Bootsverleih), Isekai 13, erreichbar über den Isebekkanal
- Café Ellippa, Eppendorfer Baum 23, erreichbar über den isebekkanal
- Chapeau, Moorfurthweg 9, erreichbar über den Goldbekkanal
9. Tagesausflug zum Ratzeburger See
Es muss nicht immer Nord- oder Ostseeküste sein, auch schon auf dem Weg zur Lübecker Bucht kann man einen schönen Erfrischungsstopp einlegen. Etwa am Ratzeburger See, der ja eigentlich nicht nur der Ratzeburger See ist.
Denn die Domstadt wird auch vom Küchensee, der Wakenitz und weiterem Gewässer umgeben. Mit Glück ist man an der ein oder anderen Badestelle sogar einigermaßen ungestört, der kleine Sandstrand in Bäk etwa wird sogar von der DLRG überwacht.
10. Ausflug in einen Wildpark
Um der Hitze zu entfliehen, bietet sich ein Ausflug in einen Wildpark an. Denn in einem Wald ist es bekanntlich kühler. So können Groß und Klein zwischen den hohen Bäumen und freilaufenden Rehen spazieren und viele weitere Tiere beobachten. Dabei lassen sich in den weitläufigen Parks die Abstandsregeln gut einhalten. An diversen Ständen in den Parks gibt es zur Abkühlung auch Eis zu kaufen.
Wildparks in der Nähe von Hamburg:
- Wildpark Schwarze Berge, Am Wildpark 1, 21224 Rosengarten, Eintritt: 11 Euro Erwachsene, Kinder 9 Euro
- Wildpark Lüneburger Heide, Wildpark 1, 21271 Hanstedt, Eintritt: 12 Euro Erwachsene, Kinder 10 Euro
- Wildpark Eekholt, Eekholt 1, 24623 Großenaspe, Eintritt: 10 Euro Erwachsene, Kinder 8,50 Euro
Das ist negativ an den Hitzetagen:
1. Es wird mehr Alkohol getrunken
Die Hitze führt dazu, dass wir mehr trinken – leider auch mehr Alkohol. Wer sich in Hamburgs Getränkemärkten umschaut, sieht einen Run auf Mischgetränke mit „Prozenten“. Der Bierabsatz ist zuletzt wegen Corona zurückgegangen. Das Statistische Bundesamt teilte im Juli mit, dass die Brauereien in Deutschland im ersten Halbjahr 2020 mit 4,3 Milliarden Litern das niedrigste Ergebnis seit Einführung der aktuellen Statistikmethode im Jahr 1993 erzielt hätten – 6,6,6 Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2019.
Es wurde aber erwartet, dass mit den Lockerungen der Durst wieder steigt. Die Hitze trägt dazu bei. Der Konsum von alkoholfreiem Bier stieg zuletzt in den vergangenen Jahren aber ebenso. Die Statistiker in Wiesbaden zeigten auf, dass im Jahr 2019 insgesamt gut 4,2 Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier produziert wurde. Das war im Vergleich zu 2009 ein Anstieg von 97 Prozent, also fast eine Verdoppelung.
2. Die Waldbrandgefahr ist extrem hoch
Die Hamburger Umweltbehörde hat bereits davor gewarnt, dass wegen der anhaltenden Trockenheit und der hohen Temperaturen eine sehr hohe Waldbrandgefahr besteht. "Besonders betroffen sind auch Heideflächen", so die Behörde. Diese bittet die Bevölkerung darum, auf keinen Fall im Wald und am Waldrand zu rauchen, Feuer anzuzünden, zu grillen oder glimmende Zigarettenstummel wegzuwerfen, um Brände zu vermeiden.
Zudem sollten Besitzer von Autos mit Katalysator nicht auf ausgetrocknetem Gras parken, da der heiße Katalysator das Gras unter dem Fahrzeug entzünden könnte. "Leider ist für Norddeutschland in den nächsten Tagen nicht mit einer Entspannung der Gefahrenlage zu rechnen, sie wird sich hingegen zum Wochenende noch verschärfen", warnte die Umweltbehörde am Donnerstag.
3. Klinikpersonal hat bei Hitze mehr zu tun
Die Krankenhäuser haben mehr zu tun, weil vor allem ältere Menschen mit Kreislaufproblemen in die Notaufnahmen kommen. Das belastet auch Ärzte und Pfleger, die in Corona-Zeiten ohnehin sehr penibel alle Hygieneregeln überwachen müssen.
4. Im August kommen die Wespen
Ein Picknick unter einem schattigen Baum ist genau das Richtige an heißen Sommertagen. Doch leider stellen sich dabei auch schnell unerwünschte Gäste ein, besonders jetzt im August. Die Rede ist von Wespen, die vor allem durch süße Speisen und Getränke angelockt werden. Aber wie kann man so in Ruhe picknicken?
Fachleute raten, süße Lebensmittel wie Kuchen und Obst abzudecken. Flaschen mit Säften oder Limo macht man am besten zu. Auf Gläser kann man zum Beispiel einen Bierdeckel legen. Manchmal fallen die Wespen aber unbemerkt in die Getränke. Beim Trinken sollte man also gut aufpassen! Und noch ein Tipp: Wenn dir eine Wespe um den Kopf schwirrt, bleibe am besten ruhig, anstatt nach ihr zu schlagen. „Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen“, erklären Naturschützer.
5. Hohe Sonnenbrandgefahr und UV-Werte
Für Freitag hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine amtliche Warnung vor Hitze ausgegeben. Viel Sonne und Hitze bedeuten auch hohe Sonnenbrandgefahr und hohe UV-Werte. Das kann auch dazu führen, dass der Kreislauf Schwierigkeiten bereitet. Wer sich draußen aufhält sollte also unbedingt eine Kopfbedeckung tragen und eine Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor benutzen (das Nachcremen nicht vergessen!).
Die Sozialbehörde weist zudem darauf hin, Kinder, ältere Menschen oder Haustiere bei höheren Temperaturen niemals alleine im Auto zurückzulassen. "Bereits innerhalb kurzer Zeit – etwa während eines Einkaufs – kann die Temperatur im aufgeheizten Fahrzeug zur gefährlichen Falle für werden", mahnt die Behörde.
Die Feuerwehr Hamburg hat zudem weitere "coole Tipps" für die heißen Tage:
- leichte, nicht einengende Kleidung tragen
- wenn möglich, im Schatten aufhalten
- kühle Räume anstatt der prallen Sonne den Vorzug geben
- viel trinken: Wasser, Saftschorlen, Eistee
- Alkohol meiden
- Sport spät abends oder früh morgens treiben
- Mittagshitze meiden
6. Hitze und Trockenheit schlecht für die Natur
Die Hitze und Trockenheit wirkt sich negativ auf die Natur aus. In Niedersachsen etwa lässt die Trockenheit die Wasserstände deutlich absinken. Vor wenigen Tagen hatten Stadt und Landkreis Osnabrück wegen der niedrigen Wasserstände die Entnahme von Wasser aus Flüssen und Bächen untersagt. Sonst würde es zu ökologischen Schäden in den Lebensräumen für Tiere und Pflanzen kommen.
7. In Quarantäne während der Hitzetage
Sich in Quarantäne zu begeben, ist immer unschön. Zum einen plagt den Betroffenen die Frage, ob er sich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert hat, zum anderen darf er seine Wohnung nicht verlassen. Nicht einkaufen, nicht Freunde treffen, nicht spazieren gehen. Wenn dabei jedoch noch die Sonne scheint und das Thermometer 30 Grad anzeigt, ist es wohl noch schlimmer, in den eigenen vier Wänden bleiben zu müssen.
Anstecken will sicher niemand jemanden – aber auf die Freiheit zu verzichten, rausgehen zu können, wann man will, ist bei schönem Wetter vermutlich noch gewöhnungsbedürftiger.
8. Ungewollte Tattoo-Einblicke
Bei 30 Grad läuft niemand in langer Hose und mit Rollkragenpullover rum. Im Gegenteil. Bei den hochsommerlichen Temperaturen ist wieder viel Haut auf Hamburgs Straßen zu sehen. Und diese ist häufig bunt verziert und hübsch anzuschauen. Nur leider ist nicht jedes Tattoo ein gelungenes Kunstwerk. Wer kennt sie nicht, die Tätowierungen, die zu den Jugendsünden zählen – und damit ist nicht nur das sogenannte Arschgeweih gemeint.
Aber man kann misslungenen gestochenen Motiven (ebenso wie in weiße Tennissocken und Sandalen gehüllten Füßen) zum Glück ganz leicht aus dem Weg gehen. Einfach nicht hinschauen. Oder: Augen zu und weiter.
9. Schlafprobleme wegen tropischer Nächte
In Hamburg besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden Tagen Tropennächte geben wird. Das bedeutet: Auch nachts sinken die Temperaturen nicht unter 20 Grad. Das kann dazu führen, dass es für viele Menschen schwierig wird, in den Schlaf zu finden und sich entsprechend zu regenerieren. Das Problem: Wohnungen heizen tagsüber zum Teil stark auf und in der Nacht fehlt die Abkühlung.
10. Heiße Tage sind Chaostage für Diabetiker
Diabetiker, von denen rund 148.800 in Hamburg leben, müssen bei der Hitze besonders achtsam sein. Denn bei steigenden Temperaturen kann bei ihnen der Blutzuckerspiegel leicht außer Kontrolle geraten. „Heiße Tage sind für den Blutzuckerspiegel wie Chaostage", sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. "Damit Diabetiker sicher durch die Sommermonate kommen, sollten sie öfter als sonst ihren Blutzuckerspiegel messen und kontrollieren.“
Die Durchblutung im Körper wird bei sommerlichen Temperaturen angeregt und Insulin gelangt schneller in den Körperkreislauf – dadurch steigt das Risiko einer Unterzuckerung. Umgekehrt kann der Blutzuckerspiegel aber auch schneller ansteigen, wenn es wegen der Hitze im Körper zu einem Flüssigkeitsmangel kommt.