Bergedorf. Die Linke wollte mehr Impfen-ohne-Termin-Angebote im Bezirk – und scheiterte an der Bergedorfer Koalition.

Die Zeit wird knapp für Ungeimpfte: Die vierte Corona-Welle wächst mit zunehmender Geschwindigkeit – und wird fast nur Ungeimpfte auf die Intensivstationen spülen. Doch wer sich den schützenden Piks noch ohne Termin sichern will, muss sich sputen. Mitte September starten die Drittimpfungen in Hamburgs Seniorenheimen. Und die werden alle mobilen Impfteams der Gesundheitsbehörde binden.

„Damit fällt ein wichtiger Baustein der erfolgreichen Aktion ,Impfen ohne Termin’ weg“, bedauert Matthias Gerwien, Sprecher des Agaplesion Bethesda Krankenhauses in Bergedorf, das selbst seit Monaten regelmäßig ein solches Angebot macht. „Da kommen viele Menschen, die langwierige Terminabsprachen abschrecken. Nur so ist die Quote noch über die wichtige Marke von 80 Prozent oder mehr der Bevölkerung zu schrauben.“

Impfen ohne Termin im Bezirk Bergedorf praktisch nur im Bethesda Krankenhaus

Mahnende Worte, die die Fraktion der Linken zu einem Vorstoß in der Bezirksversammlung inspirierte. Sie beantragte, dass Bergedorfs Gesundheitsamt „mindestens einmal wöchentlich eine Aktion ,Impfen ohne Termin’ an verschiedenen Standorten im Bezirk anbietet“. Neben dem Bethesda, das mit eigenen Teams impft, gebe es in Bergedorf kaum Einrichtungen, die das Angebot der Hamburger Gesundheitsbehörde aufgegriffen haben, Räume für Einsätze der mobilen Teams vorzuschlagen. „Das Aus für Hamburgs zentrales Impfzentrum kommt zur Unzeit. Wir müssen gegensteuern“, warb Maria Westberg (Linke).

Doch die Koalition aus SPD, Grünen und FDP ließ den Antrag durchfallen. „Wir wollen unser Gesundheitsamt nicht überlasten“, begründete Simone Gündüz (SPD) die Ablehnung, der sich auch die AfD anschloss. Gündüz setzt dagegen darauf, dass sich Bergedorfs Vereine und Verbände erfolgreich mit Räumen bei der Hamburger Behörde bewerben: „Vertrauen Sie darauf. Da geht noch einiges.“

Linke kritisiert „politische Verantwortungslosigkeit“ bei der Corona-Bekämpfung

Maria Westberg traute ihren Ohren nicht: „Es ist politische Verantwortungslosigkeit, in so einer Zeit auf das Prinzip Hoffnung zu setzen“, sagte sie gegenüber unser Zeitung. „Die Wirklichkeit des Angebots der Behörde sieht doch so aus, dass per E-Mail angebotene Räume erst einen langen bürokratischen Prozess durchlaufen und dann oft eine Absage kommt oder gleich morgen ein mobiles Team anrückt.“

Gesundheitsbehördensprecher Martin Helfrich erklärt, dass die Impfteams durch die Nachfrage aus den anderen Hamburger Bezirken schon stark ausgelastet sind.
Gesundheitsbehördensprecher Martin Helfrich erklärt, dass die Impfteams durch die Nachfrage aus den anderen Hamburger Bezirken schon stark ausgelastet sind. © picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt

Tatsächlich behält sich die Gesundheitsbehörde vor, jedes Angebot genau zu prüfen, bestätigt Sprecher Martin Helfrich. „Wir schauen, ob die anbietende Institution viele noch nicht geimpfte Menschen für den Termin motivieren kann.“ Zudem seien die Impfteams durch die Nachfrage aus den anderen Hamburger Bezirken schon stark ausgelastet – und demnächst für die Drittimpfungen in den Seniorenheimen vorgesehen. „Grundsätzlich sollten sich die Menschen beim Thema Impfen natürlich an ihren Hausarzt wenden“, ergänzt Helfrich.

Ändert die Bergedorfer Koalition noch ihre Meinung?

Ganz aus den Augen lassen wollen Bergedorfs Gesundheitspolitiker das Thema „Impfen ohne Termin“ allerdings nicht: Laut Koalition ist es Thema im nächsten Ausschuss – am 7. September.