Hamburg. Die Bezirkspolitik fordert ein Stadtmanagement. Interessenten sollen Strategie samt Kostenkalkulation bis September einreichen.
Das entscheidende Zeitfenster, um erfolgreiche Konzepte für die Zukunft der Innenstädte zu entwickeln, ist genau jetzt – und Bergedorf will dabei Vorreiter sein. Dieses Zeichen hat die Bezirksversammlung bei ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause gesetzt: Einstimmig votierten SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP für den Aufbau eines Stadtmanagements, das die Einkaufsstraßen Sachentor und Alte Holstenstraße samt direktem Umfeld zukunftsfähig macht. Der übliche Streit zwischen Koalition und Opposition blieb aus. Nur die AfD stimmte dagegen.
Zukunft der Innenstädte: Bergedorf will Vorreiter sein
Und die Politik drückt aufs Tempo: Gleich nach den Sommerferien soll die Verwaltung im Wirtschaftsausschuss bereits vorstellen, was genau unter Bergedorfs Innenstadt der Zukunft zu verstehen ist. Es geht um die Rolle, die ein Stadtmanager spielen soll, was er kosten darf und welche Strukturen für seine erfolgreiche Arbeit geschaffen werden müssen. Die Grundzüge sollen während der Ferien mit der Politik und Bergedorfs Wirtschaftsverbänden erarbeitet werden. Auch gilt es, sich einen Überblick über mögliche Fördertopfe auf Landes- und Bundesebene sowie andere Sponsoren zu verschaffen.
Parallel wird das Stadtmanagement ausgeschrieben – zunächst für die Dauer von zwei Jahren. Die Interessenten sollen ihre Strategien samt Kostenkalkulation bis 22. September beim Bezirksamt einreichen und am 20. Oktober im Wirtschaftsausschuss vorstellen. Der Wunsch ist, auf diese Weise das Bergedorfer Stadtmanagement möglichst schon bis zum Jahreswechsel auf die Beine gestellt zu haben. Die vorläufige Befristung resultiert aus der Hoffnung, dass die Bergedorfer City ab 2023/24 in die Regionale integrierte Stadtteilentwicklung (Rise) aufgenommen wird. Dann wären weit größere Summen an öffentlichem Geld für die Innenstadt abrufbar.
Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Freizeit-Angebote in der Innenstadt
Bis dahin zu warten, wäre aus Sicht der Bergedorfer Politik allerdings fahrlässig. Schließlich setze Corona jetzt dem stationären Einzelhandel dramatisch zu, verstärkt durch die Online-Konkurrenz und im Sachsentor auch noch die Karstadt-Pleite. Doch im Bergedorfer Vorstoß geht es nicht um die Rettung der Geschäfte, zumindest nicht allein: „Wir müssen unsere Innenstadt komplett neu denken, nicht bloß als Einkaufserlebnis“, mahnte Ernst Heilmann (Linke).
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Wohin die Reise für Bergedorf geht, umreißt der aktuelle Beschluss der Bezirksversammlung nur sehr grob. Im Beschluss geht es darum, neben Einzelhandel auch Gastronomie, Freizeit-Angebote und Kultur in der Innenstadt unterzubringen. Zudem könnten große Leerstände wie die beiden Karstadt-Häuser neben einem Teil-Umbau zu Wohnungen durch eine Kita, eine Schule oder andere Bildungseinrichtungen genutzt werden. Völlig offen bleibt, ob und wie es Ersatz für das Sachsentor-Parkhaus gibt, wenn es 2024 abgerissen wird.