Hamburg. Inzidenz in Bergedorf liegt deutlich über der in ganz Hamburg. Kritik an Abschaffung des zentralen Impfservices.
Die Nachricht schlug ein wie Donnerhall: Schon zum Oktober wird sich die Gesundheitsbehörde wohl vom zentralen Impfservice verabschieden. Terminbuchungen unter der Hotline 116117 oder www.impfterminservice.de sind dann nicht mehr möglich.
Dass die Behörde erst für den heutigen Montag nähere Informationen ankündigte, reichte Bergedorfs Linken nicht: Sie erhoben jetzt in einer Aktuellen Stunde in der Bezirksversammlung schwere Vorwürfe gegen die Behörde und die Bergedorfer Koalition aus SPD, FDP und Grünen.
Gibt es genügend Angebote ohne Termin, um sich impfen zu lassen?
„Unhaltbare Zustände“ prangerte Ernst Heilmann (parteiloses Mitglied der Linken-Fraktion) angesichts einer Bergedorfer Inzidenz von 84,4 vom vergangenen Mittwoch an. „Die Impfquote ist viel zu niedrig, die Lage in Bergedorf ist dramatisch!“ Viel zu wenige Praxen würden impfen. „Die Sozialsenatorin lädt ,recht herzlich ein zu den Impfungen noch vor den Herbstferien’, aber wo denn? Das versteht kein Mensch mehr!“, so Heilmann. Und nun falle wohl auch noch der Impfservice weg.
Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick
Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.
Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):
- Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
- Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
- Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
- Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
- Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich
Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :
- Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
- Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen
Es gebe kaum Angebote direkt in den Quartieren, erst recht keine mehrsprachigen. „Sie erreichen die Leute nicht!“ Mehrfach habe seine Fraktion den Bedarf angesprochen, doch die Koalition habe blockiert, wertvolle Zeit sei verstrichen. „Starten Sie doch wenigstens mal mit der Verwaltung einen Aufruf!“ Aber nicht mal das sei passiert, so Heilmann, der der Koalition eine „desaströse Arbeit“ bescheinigte.
Sozialdemokratin verweist auf Angebote, die kommen sollen
Simone Gündüz (SPD) mochte auf den aufgeregten Tonfall nicht eingehen. Es sei durchaus nicht so, dass nichts passiert sei, stellte sie fest. Hausärzte und das Bethesda seien „fleißig am Impfen“, und einem Aufruf an hiesige Organisationen, sich um die mobilen Impfteams zu bewerben, seien einige schon gefolgt, wie etwa die Auferstehungskirche Lohbrügge, wo an einzelnen Tagen ohne Termin geimpft wird. „Und es werden definitiv noch weitere Angebote folgen“, so die Sozialdemokratin.
So wird im Sozialen Zentrum am Harders Kamp 1 am kommenden Freitag ohne Termin von 13.30 bis 21.30 Uhr geimpft sowie am selben Tag im Forum des Gymnasiums Allermöhe, Walter-Rothenburg-Weg 41, von 12 bis 18 Uhr.
CDU-Fraktionschef Julian Emrich befand: „Impfen ist kein Wahlkampfthema“. Er meinte aber auch, dass noch deutlich mehr getan werden müsse. Vor allem um niedrigschwellige Angebote ginge es, etwa im Supermarkt. Er appellierte an die Koalition, auf den Senat zuzugehen mit der Forderung, „dass da mehr kommen muss, um diese Krise bewältigen zu können“.
AfD-Politiker verteidigt Impfgegner
Reinhard Krohn von der AfD nutzte die Aktuelle Stunde, um Impfgegner zu verteidigen. Es sei eine freie Entscheidung, sich nicht gegen das Virus impfen lassen zu wollen. „Wir sehen mit großer Sorge, dass diese Menschen mehr und mehr vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden.“
Darauf mochte niemand eingehen. Michael Mirbach (Linke) unterstrich lieber erneut: „Das Bethesda schafft es nicht allein, den Bedarf zu decken.“