Hamburg. An Bergedorfs renommiertem Gymnasium herrscht Erleichterung. Denn der Haussegen hing dort schon lange schief.
Der Haussegen hing schon lange schief im Hansa-Gymnasium. Jetzt hat Schulleiterin Birgit Schaaff hingeschmissen: „Ich werde zum 1. August auf eigenen Wunsch das Hansa-Gymnasium verlassen und an eine andere Hamburger Schule wechseln“, informierte die 56-Jährige kurz vor den Sommerferien die Lehrer sowie die Eltern- und Schülervertreter.
„Seit geraumer Zeit hat sich gezeigt, dass es leider an entscheidenden Stellen nicht gut passt“, heißt es in ihren Vierzeiler, der mit dem Worten endet: „Ich wünsche der Schulgemeinschaft alles erdenklich Gute, vor allem, dass die richtigen und zum Hansa passenden Entscheidungen getroffen werden.“ Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, wechselt Birgit Schaaff in die Erwachsenenbildung.
Schule Hamburg: Rektorin verlässt Gymnasium in Bergedorf
„Das kam zwar alles sehr plötzlich und zunächst nur über die Gerüchteküche“, sagt Christian Lehmann, Vater eines Mittelstufenschülers am Hansa und Mitglied im Elternrat. „Aber es hat an unserer Schule für große Erleichterung und in vielen Bereichen sogar für einen Motivationsschub gesorgt.“ Das Klima zwischen der Chefin und praktisch dem gesamten Rest der Schule sei schon lange schlecht gewesen. Es ist das komplette Gegenteil dessen, was vor fünf Jahren absehbar war, als Birgit Schaaff die damals in den Ruhestand gewechselte Hansa-Rektorin Hildegund Remme ablöste.
„Ich bin eine überzeugte Team-Playerin“, sagte sie im Interview, sprach voller Leidenschaft von ihrer neuen Schule. Mit 51 Jahren war sie vom Gymnasium Oberalster aus Wandsbek gekommen, hatte so den Karrieresprung von der Abteilungsleiterin Mittelstufe auf den Chefsessel des renommierten Gymnasiums geschafft. Mit einem Abinoten-Durchschnitt von 2,09 galt das Hansa-Gymnasium in diesem Jahr als beste Schule Bergedorfs. Dass die Ära Schaaff nun schon nach fünf Jahren und so unglücklich endet, mochte sie gegenüber unserer Zeitung nicht kommentieren. Bis Redaktionsschluss am Dienstag meldete sie sich nicht.
Rektorenzimmer sei wie vernagelt gewesen
Dass die „Teamplayerin“ am Hansa kein Team bilden konnte, ist dagegen aus allen Bereichen der Schule zu hören. Selbst beim offiziellen Abschied der Abiturienten klang an, dass es zuletzt kein Miteinander sondern eher ein Gegeneinander gab. Das Rektorenzimmer sei wie vernagelt gewesen, neue Ideen und Projekte hätten keine Chance auf Umsetzung gehabt.
Selbst der Rückgang der Anmeldezahlen auf nur noch drei Parallelklassen im kommenden fünften Jahrgang sei von Schaaff als normale Schwankung abgetan worden, ärgert sich Elternvertreter Christian Lehmann. „Und dann ist im Juni ohne Vorwarnung auch noch unser englischsprachiges Profil ,International Baccalaureate’ für die kommende Oberstufe abgesagt worden. Obwohl das IB seit über zehn Jahren ein Aushängeschild des Hansa-Gymnasiums ist und sich jetzt wieder mehrere Schüler von anderen Gymnasien angemeldet hatten.“
Kommissarischer Schulleiter ist für das Hansa-Gymnasium bereits gefunden
Selbst wenn das nicht mehr zu retten ist, gibt es also viel zu tun für den Nachfolger. Und der ist trotz aller Spontaneität schon gefunden, wie die Schulbehörde auf Nachfrage mitteilt: Zum 1. August kommt Dr. Stefan Schulze ans Hansa. Allerdings vorerst kommissarisch, weil auch die Behörde von der Entwicklung überrascht wurde. Die offizielle Ausschreibung ist erst für Herbst anberaumt. Der Neue war sieben Jahre Schulleiter des Gymnasiums Othmarschen und ist gerade aus Toulouse zurückgekehrt, wo er die Deutsche Schule geleitet hat.
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Am Hansa warten auf ihn sogar noch zwei weitere Herausforderungen: Sowohl sein Stellvertreter Lars Bodenstein als auch die Oberstufen-Koordinatorin Marion Zirkel-Maas werden die Schule mittelfristig verlassen. Bodenstein wechselt in den nächsten Monaten als Schulleiter nach Niedersachsen, Zirkel-Maas baut das neue Bergedorfer Gymnasium an der Billwerder Straße auf.