Hamburg. Jedes Jahr entlässt die Stadt vor den Sommerferien Hunderte Lehrkräfte – mit Verweis auf „rechtliche Gründe“.
Während ihre Kollegen entspannte Sommerferien verbringen können, müssen sich manche Lehrer und Lehrerinnen in Hamburg während der Ferien arbeitslos melden. Denn: Verträge von Vertretungslehrern laufen oftmals nur bis zu den großen Ferien.
In Hamburg waren davon im vergangenen Jahr laut einer Auswertung der Bundesagentur für Arbeit aus dem November 2021 immerhin 290 Pädagogen betroffen, damit ist diese Zahl im Vergleich zu den vorangegangenen vier Jahren (2017: 260) angestiegen. Eine aktuelle Zahl aus diesem Jahr liegt der Schulbehörde nicht vor. Laut der Erhebung der Bundesagentur für Arbeit ist die Sommerferienarbeitslosigkeit unter Lehrern in Hamburg „sehr ausgeprägt“. Betroffen davon sind oft Lehrerinnen unter 35 Jahren.
Schule Hamburg: So schickt die Stadt Lehrer in die Arbeitslosigkeit
In den meisten Fällen seien die Verträge zwischen Schulen und den Lehrkräften und dem pädagogisch therapeutischen Fachpersonal (PTF) unbefristet, heißt es aus der Schulbehörde. „Es ist dem Senat ein wichtiges Anliegen, Lehrkräfte dauerhaft zu beschäftigen“, so Behördensprecher Peter Albrecht.
Aber: Wenn Lehrer- oder PTF-Stellen vorübergehend frei sind, wird, um Unterrichtsausfälle zu vermeiden, auf befristete Arbeitsverträge zurückgegriffen. Die Gründe dafür sind etwa Krankheitsausfälle, Erziehungszeiten und Mutterschutz sowie die Vertretung bei Beurlaubungen. Im Juni 2022 waren laut Behörde 2511 Pädagogen mit Fristverträgen in einem Volumen von 7,4 Prozent am Gesamtvolumen der Beschäftigung von Lehrkräften beschäftigt.
Die Gründe für den leichten Anstieg der befristeten Arbeitsverträge gegenüber dem Vorjahr: Die Zahl der im Zusammenhang mit Bewältigung der Corona-Krise geschlossenen befristeten Arbeitsverträge habe sich um 80 gegenüber dem Vorjahr erhöht. „Zudem wurden im Zuge des Krieges in der Ukraine 105 befristete Arbeitsverhältnisse zur Beschulung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler geschlossen.“
Schule Hamburg: Ohne Jahresvertrag gibt's in den Sommerferien kein Geld
Aber: Wer keinen Jahresvertrag über zwölf Monate hat, bekommt in den Sommerferien auch kein Geld. „Wenn der schulische Vertretungsbedarf für einen kürzeren Zeitraum als ein Jahr besteht, können die Sommerferien aus rechtlichen Gründen nicht einbezogen werden – weil in den Sommerferien kein Unterricht erteilt wird, daher auch niemand eingestellt werden kann mit dem Grund der Unterrichtsvertretung“, so Albrecht.
Bei Elternzeit, einer Beurlaubung oder Freistellung ist die Länge der Vertretung planbar. „Problematisch ist die Behördenregelung bei Krankheitsvertretungen. Die Krankmeldungen erfolgen bei langfristigen Erkrankungen meist „gestückelt“, sodass unterjährige Verträge abgeschlossen werden“, sagt Sven Quiring, Vorsitzender der Gewerkschaft GEW Hamburg. „Insgesamt wird in diesen Fällen doch die Jahresgrenze überschritten, was bei Krankheitsbeginn nicht absehbar war.“
Auch interessant
Auch interessant
Wenn jemand einen Vertretungsvertrag vom 1. Juni bis 1. April hat, bekommt er die Sommerferien nicht mitbezahlt. Es sei kein Muss für die Schulleitungen, möglichst lange Verträge abzuschließen. Dies kritisiert die GEW. „Vor allem bei den gestückelten Krankheitsvertretungen, aber auch für Beschäftigte, die immer wieder an unterschiedlichen Schulen unterjährige Fristverträge erhalten, ist dieses Vorgehen nicht akzeptabel“, so Quiring.