Hamburg. Bis zu 300 Urnenplätze könnte es in der komplett umgebauten alten Leichenhalle geben. Architekten stellen erste Raumskizzen vor.
Der Friedhof Bergedorf bekommt auf seinem alten Teil demnächst ein Stück südeuropäische Bestattungskultur. Die alte Leichenhalle vis-à-vis der Kapelle 1 soll zu einem Kolumbarium umgestaltet werden, das dann Raum für maximal 300 Urnenfächer bieten könnte. Mehr als eine erste Idee vermittelten Manuel Böwing und Lara Springensguth aus dem Architektenbüro Fourmove unlängst der Politik im Umweltausschuss.
Das neue Kolumbarium soll sich in zwei Teile aufgliedern, in einen rund 100 Quadratmeter großen Gedenkraum mit stimmungsvollem Licht und metallenen Stelenwänden und einen deutlich kleineren Lager- und Sanitärbereich. Geplant sind zwei Eingänge. Der bisherige Hauptdurchgang der alten Leichenhalle bleibt erhalten.
Bestattungsformen auf dem Friedhof Bergedorf erweitern
Doch insgesamt muss im Innenraum gewaltig aufgeräumt werden: Alle Trennwände, die bisher die Kabinen der einzelnen Leichenschauräume voneinander separierten, werden entfernt. Dies sei mit dem Denkmalschutzamt vereinbart, weiß Manuel Böwing, und geschehe, „um den Innenraum thematisch passend zu gestalten“. Dem Lichteinfall komme an diesem Ort des Gedenkens große Bedeutung zu: Da alle Fenster und Türen erhalten und aufgearbeitet, jedoch nicht vergrößert werden, dringt durch den Abriss der Trennwände ohnehin mehr Licht ins Kolumbarium ein. Verstärkt werde dieser stimmungsvolle Effekt durch ins Mauerwerk und die Pfeiler integrierte LED-Leuchten. Nicht entfernt werden die Deckenlampen, die unter Denkmalschutz stehen. Sie werden von der Position her etwas versetzt.
Der gewonnene Platz ist für die neuen Urnenwände aus Metall bestimmt, die 1,30 bis zwei Meter hoch sind. Die halbhohen, doppelseitigen Stelenwände sollen dabei mitten im Raum platziert werden. Die fünfstöckigen Zwei-Meter-Stelenwände wiederum werden an den Außenwänden platziert.
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Statt Granit wird Stahl gewählt, es stehe für Klarheit
Die metallene Lösung irritierte Bernd Capeletti (CDU): „Wieso nehmen Sie nicht Stein?“, wollte er wissen. Architekt Böwing erklärte: „Granit ist zu unruhig für diesen Raum, Stahl steht mit seiner glatten Oberfläche für Klarheit.“ Doch sei die Wahl der Materialien noch nicht fixiert. Wie auch dies noch überdacht werden müsse: Andenkenfächer für Blumen, Briefe oder Kerzen sollen in die Urnenwände integriert werden – was allerdings einen Verlust von bis zu 80 Urnenfächer nach sich ziehen können. Eine weitere Neuheit, die im Kolumbarium geplant ist: verschiebbare Sitzgelegenheiten, die Trauernde je nach Bedarf und Gruppengröße verrücken können, um der Verstorbenen zu gedenken.
Die erste Präsentation sagte dem politischen Publikum sehr zu. Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung hatte sich vor über einem Jahr einstimmig für das Kolumbarium ausgesprochen, das die Möglichkeiten der Bestattungsformen auf dem Bergedorfer Friedhof erweitert.
Ostern 2023 könnte mit dem Umbau begonnen werden, Kosten noch unklar
Was das alles kosten wird, ist nach Angaben des Bergedorfer Bezirksamts noch nicht klar. Das Geld wird aus dem Etat der Grünabteilung kommen. Grünchef Wolfgang Charles rechnet damit, dass zu Ostern 2023 mit dem Umbau begonnen werden könnte – wenn die Baugenehmigung erteilt und auch letzte Details mit dem Denkmalschutzamt geklärt wurden. Einer der letzten Umgestaltungsschritte: Ein passender Schriftzug aus Metall neben dem Westeingang des Gebäudes könnte das Kolumbarium für Jedermann kenntlich machen.