Hamburg. Die Polizei ist machtlos: Immer wieder kommt es zu Beinaheunfällen mit Fahrradrowdys auf dem Fußweg der Lohbrügger Landstraße.

Roland Sander schaut mit großer Sorge auf die Lohbrügger Landstraße: Direkt vor der Tür seiner Kult-Kneipe „Sander Treff“, die mittlerweile von Wirt Matthias Schulz geführt wird, kommt es immer wieder zu Beinaheunfällen mit Radfahrern.

„Wer hier aus dem Hauseingang auf den Fußweg tritt, steht leicht direkt vor dem Lenker eines Radlers. Das gilt für mein Gebäude genauso, wie für die vielen Wohn- und Geschäftshäuser in der Nachbarschaft“, sagt Sander und hat bis zu fünf Räder pro Minute gezählt – auf dem Fußweg sogar unterwegs in beide Richtungen.

Große Unfallgefahr durch Radler auf dem Fußweg

„Dabei ist Radfahren hier auf dem Gehweg gar nicht gestattet. Wer mit dem Rad auf der Lohbrügger Landstraße unterwegs ist, kann entweder die Fahrbahn nutzen oder den Radweg auf der Südseite. Der ist nämlich in beide Richtungen freigegeben“, sagt Sander.

Das bestätigt Bergedorfs Verkehrspolizeichef Axel Kleeberg. Und auch er kennt die Problematik der Fußwegrowdys auf zwei Rädern. Nicht zuletzt, weil die Lohbrügger Landstraße Teil der vielbefahrenen Veloroute 8 ist, also Bergedorfs Radler im Hamburger Mobilitätskonzept ganz offiziell mit der City verbindet. Als eine von nur zwei im Bezirk dafür ausgeschilderten Strecken.

Wer auf dem Fußweg erwischt wird, zahlt bis zu 30 Euro

„Wir haben die Situation im Blick, und unsere bürgernahen Beamten kontrollieren hier auch nach Kräften“, sagt Kleeberg. „Und ich hoffe, auch die Fahrradstaffel aus Harburg bei einem ihrer Einsätze in Bergedorf demnächst mal an die Lohbrügger Landstraße schicken zu können.“

Dann wird es für Fußwegradler teuer: Wer erwischt wird, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit 15 bis 30 Euro bestraft wird. Wer zudem in die falsche Richtung fährt, also mit besonders viel Tempo bergab am „Sander Treff“ vorbei rauscht, muss mit mindestens 20 Euro rechnen. Nur Kinder bis zehn Jahre dürfen den Gehweg legal mit dem Fahrrad befahren.

Doppelt Stress mit einem Radfahrer auf dem Fußweg

Wie wichtig ein Denkzettel für alle anderen ist, zeigt ein Erlebnis von Roland Sander vor fast genau einem Jahr. Damals trat er gegen 22.30 Uhr aus der Kneipe und konnte nur knapp einem Radfahrer ausweichen, der auf dem Fußweg Richtung Hamburg unterwegs war. Sander stieg in sein Auto, fuhr ebenfalls die Lohbrügger Landstraße hinauf.

Den Radler hatte er schon längst vergessen, als er mit seinem Wagen nach 400 Metern rechts in die Straße An der Twiete einbog. Wieder trafen beide aufeinander, wieder konnte ein Zusammenstoß nur knapp verhindert werden. „Jetzt ging der Mann aber auf mich los. Und als ich ihn darauf hinwies, dass er auf dem Fußweg gar nichts zu suchen hat, wurde er noch lauter“, erinnert sich Sander, der die Situation dann von der Polizei klären ließ.

Für die Staatsanwaltschaft ist Roland Sander der Schuldige

Allerdings gab es Wochen später ein böses Erwachen, das ihn bis heute ärgert: „Da bekam ich Post von der Staatsanwaltschaft. Und die erklärte mir, dass ich mich schuldig gemacht hätte, weil ich den Radler übersehen hatte. Aber kein Wort davon, dass der auf dem Fußweg gar nicht hätte fahren dürfen.“