Bergedorf. Bergedorf. Die Unfallzahlen im Bezirk sind rückläufig – nur die der Radfahrer nicht: 40 Prozent Zunahme.
Der Verkehr auf Bergedorfs Straßen ist sicherer geworden – wenn auch nicht für alle Teilnehmer. Das zeigt die gestern erstmalig vorgelegte Halbjahresstatistik der Polizei. Konkret sind die Unfälle von Januar bis Ende Juni im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 um 1,5 Prozent auf 1581 zurückgegangen.
Baustellen senken Unfallquoten
„Vor allem freue ich mich über das deutliche Minus von 36,3 Prozent bei den Schwerverletzten. Statt zuvor 44 sind das nur noch 28 Menschen gewesen, die schwere gesundheitliche Unfallfolgen erlitten. Und wir haben keinen Toten zu beklagen“, sagt Axel Kleeberg, Chef der Bergedorfer Verkehrspolizei. Als Grund für die deutlich verbesserten Werte vermutet er die großen Baustellen auf dem Binnenfeldredder und der Bergedorfer Straße im Bereich der A 1: „Sie und ihre Umleitungen führten automatisch zur Verlangsamung des Verkehrs und damit zu deutlich weniger Unfällen.“ Eine These, die der Juni zu belegen scheint: Plötzlich wuchsen die Unfallzahlen um gleich 30,3 Prozent und verhagelten das bis dahin ausgezeichnete Ergebnis. Hintergrund dürfte das damalige Ende der Einspurigkeit auf der B 5 und damit das rasantere Fahren von und nach Hamburg gewesen sein.
Radler gehen Risiken ein
Sorgen bereitet Axel Kleeberg neben rücksichtslosen Autofahrern aber auch das Verhalten der Radler: „Die Verkehrsmoral etlicher Erwachsener auf zwei Rädern lässt doch sehr zu wünschen übrig“, sagt der Hauptkommissar, der selbst fast täglich mit dem Fahrrad zum Dienst kommt. „Weil spürbar mehr Menschen das Rad nutzen, fallen typische Nachlässigkeiten deutlicher auf. Viele nutzen den Radweg auf der falschen Straßenseite und tun das zudem mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass Fußgänger und Autofahrer sie leicht übersehen. Zudem werden langsame Radler derart dicht und ohne Klingeln überholt, dass es mittlerweile vermehrt zu Unfällen zwischen Radlern kommt.“
Rücksichtslos am Fußgängerüberweg
Besonders negativ fällt Axel Kleeberg das Verhalten an Fußgängerüberwegen auf: „Dort rauschen Radfahrer über die Straße, ohne die Geschwindigkeit zu verringern oder, wie es eigentlich sein sollte, auf Schrittgeschwindigkeit herunter zu bremsen. Dabei haben hier laut Straßenverkehrsordnung nur Fußgänger Vorrang, es handelt sich schließlich um ,Fußgängerüberwege’ und nicht um Fahrrad-Passagen.“
40 Prozent mehr Fahrrad-Unfälle
In der Bergedorfer Halbjahresstatistik lassen sich die Folgen allerdings nur indirekt ablesen, sagt sie doch nichts über die Schuldfrage aus. Allerdings fällt auf, dass die Unfälle mit Radfahrern im ersten Halbjahr gegenüber 2018 um fast 40 Prozent auf jetzt 88 gestiegen sind. Zum Vergleich: Pkw sind mit 2160 Fällen zwar deutlich häufiger an Unfällen beteiligt – im Jahresvergleich ist diese Zahl aber um vier Prozent zurückgegangen.