Hamburg. Der Radverkehr in Bergedorf soll aufgewertet werden. Zunächst geht es um die Chrysanderstraße und Alte Holstenstraße. Was ist geplant?

Die fahrradfreundliche Politik des Hamburger Senats findet seine Fortsetzung auch in Bergedorf. Das wurde in der online abgehaltenen Sitzung des Fachausschusses für Wirtschaft und Verkehr der Bezirksversammlung am Montagabend deutlich. Zwei klare Aufwertungen des Radverkehrs in der Bergedorfer City haben die Verkehrspolitiker mehrheitlich auf den Weg gebracht.

Zum einen soll der vordere Einbahnstraßen-Teil der Chrysanderstraße für Radfahrer in beiden Richtungen befahrbar werden und zudem mit einem radlerfreundlichen Belag versehen werden. Der mit der Planung beauftragte Straßenbau-Ingenieur Dierk Münster empfahl dem Gremium als eine von vier Varianten die Einrichtung einer Tempo-20-Zone zwischen Mohnhof und Vinhagenweg.

Radfahrer sollen in ganz Bergedorf bald Vorfahrt haben

„Ein solcher verkehrsberuhigter Geschäftsbereich könnte wahrgenommen werden wie eine Fortsetzung des Sachsentors, wenn die Pflasterung dort auch so fortgeführt wird“, erläuterte Münster den Politikern. Zudem könne bei Tempo-20-Zonen auf Hochbordkanten zu den Fußwegen verzichtet werden, sodass die Fläche der Straße auf ganzer Breite dann größer wirke.

Bei Radverkehr in beiden Richtungen dürfte allerdings schwerlich noch Raum für die drei bis vier Parkplätze sein, die derzeit am Anfang der Straße rechts eingerichtet sind. Ersatz will Planer Münster wenige Meter weiter finden: auf einer Fläche, die sich an den Vorhof der Freiwilligen Feuerwehr anschließt.

Diskussion um Rad- und Fußgängerstraße Alte Holstenstraße

Ungeklärt ist bei diesem Modell noch die Wegeführung für Radfahrer aus der Chrysanderstraße zum Mohnhof und weiter Richtung Wentorf. Gleichwohl zeigten sich die Verkehrspolitiker durchaus angetan von dem Vorschlag. Norbert Fleige (Grüne) empfahl, die Feuerwehr bei der Planung frühzeitig zu beteiligen. Karin Rogalski-Beeck vom Seniorenbeirat regte an, Tempo-20-Symbole großflächig auf das Pflaster zu kleben, „weil Schilder doch oft übersehen werden“.

Weniger einvernehmlich ging ein Beschluss zur derzeitigen Rad- und Fußgängerstraße Alte Holstenstraße über die Bühne. Sie soll nach einem Antrag der Koalition aus Grünen, SPD und FDP auf der Strecke zwischen Sachsentor und City-Kreisel zur Fahrradstraße umgewidmet und zudem mit fahrradfreundlichem Pflaster versehen werden. Die CDU-Verkehrspolitiker und AfD-Vertreter Reinhard Krohn stimmten gegen den Antrag.

Fahrradstraße könnte Fußgänger in Einkaufsstraße einschränken

Hamburg-Bergedorf: Viele Radler sehen den Asphaltstreifen in der Fußgängerzone Alte Holstenstraße als Radweg. Das ist falsch: Sie haben hier keinen Vorrang.
Hamburg-Bergedorf: Viele Radler sehen den Asphaltstreifen in der Fußgängerzone Alte Holstenstraße als Radweg. Das ist falsch: Sie haben hier keinen Vorrang. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Mit dem Ziel einer klareren Trennung zwischen Fußgänger- und Radfahrerspuren begründete Norbert Fleige für die Grünen den Antrag. Sonja Jacobsen (FDP) ergänzte, dass so eine Fahrradstraße mit der gegenwärtigen Rechtsunsicherheit auf der etwa 150 Meter langen Strecke aufräumen soll. Der gut einen Meter breite Asphaltstreifen auf der Kopfsteinpflastertrasse wird von Radfahrern regelmäßig als Radweg interpretiert, was er nicht ist.

Die Gegner indessen befürchten, dass eine Fahrradstraße die Fußgänger in der Einkaufsstraße zu sehr einschränkt. Jörg Froh (CDU): „Die Radspur wäre vier bis fünf Meter breit, die Fußgänger müssten beim Queren ständig aufpassen. Und was wird dann aus dem Weihnachtsmarkt?“