Bergedorf. Noah Hilder bietet im neuen Bergedorfer Jugendclub einen Nähkursus an. Sein Motto: wiederverwerten statt wegwerfen.
Aufgewachsen in Bergedorf mit sieben Geschwistern, kennt Noah Hildner das abendliche Surren der Nähmaschine: „Meine Mutter hat Klamotten genäht und im Internet verkauft, während mein Vater als Außenhandelskaufmann unterwegs war“, erzählt der 19-Jährige – und schaut auf die vier Nähmaschinen im neuen Bergedorfer Jugendclub (Am Hohen Stege 1). Hier bietet er als Honorarkraft künftig jeden Dienstag zwischen 17 und 19 Uhr einen Nähkursus für Jugendliche an, kostenlos.
Upcycling ist das Stichwort, denn „man muss nichts wegwerfen und kann so vieles wiederverwerten“, sagt Noah, der aus Ikea-Plastiktüten und Omas altem Lieblingsstoff Taschen näht, ebenso aus dem alten Gucci-Pulllover oder der modischen Tischdecke.
Upcycling beim Nähkursus im Bergedorfer Jugendclub
Recht eigenwillig sind auch die Geldbeutel samt Druckknopf: Sie fertigt er mit nur zwei Nähten aus leeren Trinktüten, in denen Capri-Sonne war. „Die habe ich auch schon über meine Firma Elbags für zehn Euro verkauft. Teurer sind dann eher die Bauchtaschen mit Metall-Reißverschluss für 40 Euro“, sagt er. Die sind aber nicht unbedingt für Kinder zu empfehlen, denn sie bestehen aus alten Tabakbeuteln: „Zwei mache ich bestimmt pro Woche leer“, so der Raucher.
Eigentlich hatte er es gar nicht so mit Nadel und Faden und Fingerfertigkeit: „Jedenfalls habe ich auch sehr spät erst gelernt, mir die Schnürsenkel zu binden. Und die Nähmaschine war auch nicht mein Erstwunsch, als ich in der Stadtteilschule am Richard-Linde-Weg etwas Handwerkliches lernen sollte“, gesteht Noah Hildner. Sein Lehrer indes kann stolz sein: „Es hat mir sofort Spaß gemacht. Mein erstes Werk war ein Kissenbezug mit blauen Ankern. Den hat meine Tante zum Geburtstag bekommen.“
Mutters alte Nähmaschine hat inzwischen ausgedient
Nachdem Mutters alte Nähmaschine nicht mehr reichte, kaufte er sich für 700 Euro eine, die fast alles kann und computergesteuert ist. Nur noch auf Struktur und Schnitt sei zu achten, erklärt Noah. Erklären kann er übrigens ganz gut, denn tagsüber macht Noah eine Ausbildung als sozialpädagogischer Assistent in der christlichen Kita Bergedorfer Schatzkiste am Weidenbaumsweg. „Die kenne ich, weil meine Zwillingsschwestern da früher waren. Heute sind sie aber schon sieben Jahre alt.“
Noch drei Jahre müssen sie warten, bis sie das neue Jugendzentrum entdecken dürfen: Alle Kids ab zehn Jahre sind dienstags bis freitags zwischen 12 und 21 Uhr willkommen.