Bergedorf/Geesthacht. Jeder fünfte Termin im Bergedorfer Krankenhaus wird nicht wahrgenommen. Abends greifen die Mitarbeiter zum Telefon.

Seit gut einer Woche schon wird im Bergedorfer Bethesda Krankenhaus ohne Priorisierung geimpft. Doch so langsam macht sich Impfmüdigkeit bemerkbar, gibt es auch immer mehr „Impfschwänzer“: „Die Zeit der Wartelisten ist vorbei. Jetzt gibt es Absagen – oder die Leute kommen gar nicht erst“, berichtet Kliniksprecher Matthias Gerwien.

In solchen Fällen greifen die Klinikmitarbeiter abends zum Telefon, fragen Verwandte, Nachbarn und Freunde aus dem Sportverein, ob sie kurzfristig an den Glindersweg kommen wollen, damit die angebrochenen Dosen aufgebraucht, die Vakzine nicht entsorgt werden müssen. „Bisher haben wir das auch gut geschafft, aber vergangenen Donnerstag sind zwölf von 60 Angemeldeten nicht gekommen, das sind 20 Prozent“, sagt Gerwien. Acht Menschen konnten noch spontan animiert werden, aber „vier Dosen blieben leider übrig“.

Corona-Impfschwänzer in Hamburg

Welcher Impfstoff von Hamburgs Gesundheitsbehörde zugewiesen werde, sei im Vorfeld nie zu wissen. Zurzeit ist es Astrazeneca: „Für diesen Mittwoch haben wir 30 von 90 Plätzen frei“, wirbt der Krankenhaussprecher und verweist auf die Terminvergabe unter 116 117 oder www.impfterminservice.de. Nach dem Rat der Ständigen Impfkommission bekommen mit Astrazeneca Geimpfte in Hamburg sechs Wochen später mRNA-Impfstoffe wie Biontech oder Moderna. Gerwien: „Das können wir garantieren.“

Diese Kreuz-Impfungen, die besser gegen Viren-Mutationen schützen, sorgen in Arztpraxen für Verdruss. Mit Astrazeneca Geimpfte wollen ihre Termine vorziehen, rufen an. Aus dem Hamburger Impfzentrum gibt es zudem Berichte über versuchte Betrügereien.

Corona-Impfung ohne Termin mit Johnson&Johnson

In Geesthacht und Alt-Mölln sind am Wochenende Impfangebote für Menschen ohne Termin gestartet, wie in vielen Impfzentren des Landes. Zum Einsatz kommt das Vakzin von Johnson&Johnson. Es muss nur einmal gespritzt werden, um den vorgeschriebenen Impfschutz zu erreichen. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat angekündigt, zunächst nur geringe Mengen zu ordern. „Nachbestellen ist einfacher als überzählige Impfdosen im Land umzuverteilen“, so Kreissprecher Tobias Frohnert.

In der aufkommenden Debatte über den Umgang mit „Impfschwänzern“ hat sich der Schleswig-Holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) unterdessen strikt gegen Strafzahlungen für die nicht wahrgenommene Impftermine ausgesprochen.