Hamburg. Drei neue Projekte starten in Bergdorf. Sie sollen Schülern mit seelischen Nöten helfen. Es gibt zum Beispiel eine Kindersprechstunde.

Spätestens mit dem Ganztag ist für Kinder die Schule ein Lebensort geworden, in dem manche mehr Zeit verbringen als in ihren Familien. So tummeln sich die unterschiedlichsten Lebensumstände auf den Schulhöfen – und mit ihnen auch schwierige Situationen, etwa wenn Krankheiten oder Trennungen die Seele belasten. Längst nicht mehr kann das allein von den Lehrern aufgefangen werden. Und so starten gleich drei Projekte in Bergedorf, um den Kindern zu helfen, die Ursachen ihrer Probleme zu erforschen, Gefühls- und Verhaltensstörungen zu minimieren, stärkere Sozialkompetenz und Selbstbewusstsein aufzubauen.

In Neuallermöhe tun sich die drei Grundschulen mit einem Pilotprojekt zusammen, um die Schulso­zialarbeit auszubauen. Wie bereits an der Adolph-Diesterweg-Schule mit der „Zauberinsel“ begonnen, soll es nun an jeder Grundschule zwei Sozialarbeiter geben, die sich intensiv um jeweils zehn bis 16 Kinder kümmern sollen. Dabei sollen zum Beispiel Kindersprechstunden eingerichtet werden, in denen die Schüler ohne Angst ihre Sorgen loswerden, über Streit und Trauer sprechen können – mit dem Versprechen einer Schweigepflicht.

Schulkinder in Bergedorf sollen mehr Selbstbewusstsein aufbauen

„Die Probleme können sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel Einnässen, Konflikte mit Lehrern oder Mitschülern, Mobbing, Einsamkeit, Verwahrlosung“, heißt es in dem gemeinsamen Konzept,
das die drei Schulleiterinnen entworfen haben. Von häuslicher Gewalt ist ebenso die Rede wie von Scheidungen, Misshandlungen und Geschwisterkonflikten.

Die Schulen selbst sowie die Schulbehörde finanzieren das Pilotprojekt, das in Absprache mit den Eltern einen individuellen Hilfe- und Förderplan für die Kinder aufstellt. Beim Bergedorfer Jugendamt können sich freie Träger noch bis zum 18. Dezember bewerben, die im Schulalltag zum Beispiel Spiele zur Konzentrations- und Teamfähigkeit sowie zur Selbstwahrnehmung anbieten. Zugleich mögen die Familien aufgesucht werden, um Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken, sie zu Elterncafés einzuladen, in denen das Kindeswohl im Vordergrund steht. Denn manchmal fehlt es an ganz praktischen Dingen wie der neuen Brille, dem Frühstück, der passenden Kleidung oder einem Zahnarztbesuch.

Zweites Projekt in Bergedorf nennt sich „Drei für eins“

Ein zweites Pilotprojekt namens „Drei für eins“ startet 2021 in Bergedorf und ist am Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum (ReBBZ) angedockt. Dort sollen Kinder mit psychischen Auffälligkeiten und therapeutischen Bedarfen versorgt werden – vom ersten Screening über die Diagnostik bis zur Behandlung durch Therapeuten des Wilhelmstiftes. Damit sollen Fünf- bis 18-Jährige erreicht werden, die sonst aus unterschiedlichen Gründen nicht in psychologische Behandlung gelangen.

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Das dritte Projekt wird von den Pädagogen der „Familienhelden“ geführt, die zunächst in den Räumen des Jugendclubs an der Stuhlrohrstraße Schüler in akuten Krisen auffangen: Die „Weichensteller“ werden intensiv vier Kinder betreuen, die derzeit nicht schulfähig sind, weil sie als sogenannte Systemsprenger gelten, häufig krankgeschrieben sind oder eine Wartezeit überbrücken müssen bis zur Unterbringung in der Psychiatrie oder einem Heim. Drei bis sechs Monate lang sollen sie von Psychologen und Sozialpädagogen flankiert werden, die ihnen die „Weichen stellen für einen ersten Schritt in eine gelingende Gegenwart“.