Hamburg. Bei „Hansel & Deern“ bietet Svea Tobegen eine bunte Mischung von Artikeln an. Für die Zukunft hat die 45-Jährige noch viele Pläne.
Vor der Tür rauscht der Verkehr über die Holtenklinker Straße/B5. Hinter der Eingangstür des Ladens „Hansel & Deern“ sieht es aus wie in einem Hamburger Szeneviertel. Geschirr in Pastellfarben und Kinderspielzeug stehen auf den Regalbrettern, minimalistisch oder im Vintage-Look. Die Schokolade ist vegan, auf den Jutebeuteln im Regal stehen ironische Sprüche.
„Es ist ein Concept-Store – das heißt, ich habe eine Mischung von Waren, die eigentlich nicht richtig zusammenpassen“, sagt Besitzern Svea Tobegen lachend. Schön soll das Sortiment des neuen Geschäfts in Bergedorf sein, und vor allem nachhaltig und fair produziert.
Svea Tobegen eröffnet neuen Deko-Laden in Bergedorf
Mit „Hansel & Deern“ hat sich Tobegen einen lang gehegten Traum erfüllt. Seit 2021 lebt die 45-Jährige in dem Haus Holtenklinker Straße 12. „Damals befand sich hier im Ladenlokal die Vintage-Hütte. Ich habe die Besitzerin immer bewundert, die war so selbstbewusst und hatte viel Power“, erinnert sich Tobegen. Die studierte Illustratorin arbeitete zu diesem Zeitpunkt in einem Bürojob in der Logistik und wollte sich verändern.
„Ich habe zwei Kinder und bin getrennt erziehend“, sagt die Ladenbesitzerin. Ihr alter Beruf sei nicht immer einfach mit dem Familienleben zu vereinbaren gewesen. Tobegen liebäugelte mit der Selbstständigkeit und überlegte zunächst zu bloggen. „Aus dieser Zeit stammt auch der Name Hansel & Deern“, erzählt die 45-Jährige. Der „Spannenlange Hansel“ und die „Nudeldicke Dirn“ aus dem Kinderreim beschrieben die Persönlichkeiten ihres eigenen Nachwuchses zu dieser Zeit sehr gut. Die in Flensburg aufgewachsene Mutter gab dem Namen lediglich einen norddeutscheren Klang.
Herkunft der Produkte ist Svea Tobegen wichtig
Den Sprung in die Selbstständigkeit machte ein kleines Erbe möglich. „Ich habe das Geld von einer Tante vermacht bekommen, die einen Laden in Pinneberg betrieben hat“, sagt die Bergedorferin. Mit der Eröffnung von „Hansel & Deern“ will sie auch das Vermächtnis ihrer Tante fortführen.
Svea Tobegen legt Wert auf die Herkunft ihrer Produkte. Die 45-Jährige führt Geschenkartikel und Spielzeug, die von kleinen Labels produziert werden, oft von Frauen, die sich in ganz ähnlichen Lebenssituationen befinden wie die Inhaberin von „Hansel & Deern“. Die Illustrationen von Eichhörnchen und Füchsen hat sie selbst angefertigt und mit mineralölfreien Pflanzenfarben drucken lassen.
Ladenbesitzerin schrieb schon als Teenager Protestbriefe
Für den Haushalt liegen unter anderem Seifenhalter aus recyceltem Kunststoff im Regal. Weil sie selbst eine anthroposophische Erziehung erhalten hat, bietet die Bergedorferin auch Unterrichtsmaterialien für Waldorfschulen an. Umweltbewusst war Svea Tobegen schon in jungen Jahren. „Ich habe Bundeskanzler Helmut Kohl einen Brief geschrieben, in dem ich mich beschwert habe, dass so viel umweltschädliches Waschmittel verkauft wird“, erinnert sich die 45-Jährige. Ihr neues Geschäft ist für sie auch ein Weg, mit der Sorge um die Zukunft des Planeten umzugehen.
Ladengeschäft mit eigenen Händen ausgebaut
„Angst ist ein schlechter Ratgeber, ich wollte ins Machen kommen“, erklärt Tobegen – und erzählt stolz, dass sie auch die Inneneinrichtung des Ladens selbst gebaut hat: „Fast alle Materialien habe ich mit dem Fahrrad besorgt und musste mir nur ein Mal ein Auto leihen.“ Den Ausbau hat die 45-Jährige auf Instagram dokumentiert, wo sie auch Neuerwerbungen internettauglich präsentiert.
„Hansel & Deern“ soll nun ein Angebot für nachhaltiges Einkaufen werden, ohne allzu sehr den Zeigefinger zu heben. „Der Endkonsument kann nicht an der ganz großen Schraube drehen“, betont Tobegen. Stattdessen soll ihr Laden in Bergedorf den Menschen zeigen, dass sich die Welt auch in kleinen Schritten verändern lässt.
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Demnächst möchte Svea Tobegen auch Vintage-Möbel anbieten, die sie in ganz Bergedorf aufstöbert und dann auf Vordermann bringt. „Außerdem suche ich gerade in meinem Laden nach einem geeigneten Platz für eine Siebträgermaschine, um dann auch Kaffee anbieten zu können.“ Das kleine Geschäft an der Holtenklinker Straße soll so zum Treffpunkt für Bergedorfer werden, die ihr Leben nachhaltiger gestalten wollen.