Hamburg. Im August wird am Eichbaumsee die Sau rausgelassen. Erste Bands, die bei Wutzrock auftreten, stehen fest. Noch gesucht: 300 Helfer.

Am Eichbaumsee wird die Sau rausgelassen: Von Freitag, 9., bis Sonntag, 11. August, steigt das legendäre Wutzrock-Festival. Die Besucher können sich auf drei Tage Party mit ganz viel Livemusik freuen. Das Beste: Der Eintritt zu dem „umsonst & draußen“-Spektakel ist frei. Finanziert wird Wutzrock vor allem durch den Verkauf von Getränken, deshalb hoffen die Organisatoren auf warme Temperaturen und trinkfreudige Gäste.

Wutzrock steht allerdings nicht nur für ausgiebiges Feiern: Das Festival ist seit jeher politisch links angesiedelt. Deshalb heißt es auf der Internetseite: „Personen, die rechtsextremen Organisationen oder der rechtsextremen Szene angehören oder rechtsextremes Gedankengut propagieren, haben keinen Zutritt!“

Legendäres Wutzrock-Festival im August am Eichbaumsee

Die Wutzrocker haben ein kleines finanzielles Polster, weil das Festival 2023 viele Besucher lockte, da das Wetter mitspielte, betont Festival-Sprecherin Sabine Vielhaben aus Ochsenwerder. Es war das erste reguläre Festival nach den Einschränkungen aufgrund von Corona. Die Jahre zuvor wurde Wutzrock in wesentlich kleinerem Umfang gefeiert, gab es eine rein digitale Ausgabe oder gar kein Festival.

Nun wird die 45. Ausgabe wieder wie gehabt gefeiert: An drei Tagen werden Musiker auf zwei Bühnen stehen, können die Besucher auf dem idyllischen Gelände zwischen Eichbaumsee und Dove-Elbe campieren, sich beim Schlafsackwetthüpfen amüsieren und mit ihrem Nachwuchs zum Kinderfest gehen. Eine Umzäunung und aufwendige Einlasskontrollen wie zur Hochphase der Pandemie sind nicht geplant. Allerdings sind mitgebrachte Durstlöscher wie seit jeher verboten, damit an den Getränkeständen ordentlich Geld in die Wutzrock-Kasse gespült wird. Erste Bands stehen fest und wurden bereits auf der Internetseite veröffentlicht, darunter Panteón Rococó und The Skatoons.

Organisatoren bereiten das Spektakel bei wöchentlichen Treffen im Café Flop vor

Die Organisatoren sind bereits in die heiße Phase der Vorbereitungen eingetreten, treffen sich inzwischen wöchentlich im Café Flop an der Wentorfer Straße 26 in Bergedorf, um das Spektakel vorzubereiten. „Viele sind bei den Treffen online dazugeschaltet“, sagt Sabine Vielhaben. Die Orga-Gruppe, also der harte Kern der Wutzrock-Aktivisten, besteht aus bis zu 40 Ehrenamtlichen, die sich das ganze Jahr über mit dem Festival beschäftigen. „Bei den Treffen sind Repräsentanten aller rund 20 Arbeitsbereiche, zu denen etwa Sicherheit, Bandbetreuung, Booking, Bühnentechnik, Finanzen, Platz und Müllvermeidung zählen“, sagt die Marschländerin.

Engagiert sich bereits seit vielen Jahren für das Festival: Wutzrock-Sprecherin Sabine Vielhaben aus Ochsenwerder.
Engagiert sich bereits seit vielen Jahren für das Festival: Wutzrock-Sprecherin Sabine Vielhaben aus Ochsenwerder. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Alte Hasen, die sich seit Jahrzehnten für Wutzrock engagieren, zählen ebenso zum Team wie Youngster, die noch nicht lange dabei sind. „Natürlich verlassen auch immer mal ältere Wutzrocker die Gruppe, deshalb suchen wir immer Verstärkung“, sagt Sabine Vielhaben. „Wir sind nie überbesetzt, leiden auch an einem Fachkräftemangel.“ Auf dem Gelände würden bis zu 400 Helfer benötigt, die in Schichten zum reibungslosen Ablauf beitragen. Besonders gefragt seien Menschen mit handwerklichen Kenntnissen, „etwa für die Elektrik oder die Wasserversorgung“.

Es fehlen noch knapp 300 Helfer, die auf dem Festivalgelände am See mit anpacken möchten

Mehr als 100 Helfer haben sich bereits in die frisch erstellten Schichtpläne eintragen lassen, „knapp 300 fehlen noch“. Dies sei allerdings rund zwei Monate vor dem Open-Air-Wochenende nicht ungewöhnlich. Auf gutes Essen und leckere Getränke für die Helfer wird besonders viel Wert gelegt. Schließlich werden sie in Naturalien „bezahlt“.

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Die Wutzrock-Sprecherin würde sich freuen, wenn Firmen aus der Region „ihren Azubis ein Mithelfen bei uns schmackhaft machen würden“. Die Betriebe könnten die jungen Mitarbeiter für den aufwendigen Auf- oder Abbau der Bühnen samt Technik, der Zäune, Verkaufszelte und Infrastruktur „für ein paar Stunden freistellen“, betont Sabine Vielhaben. „Die könnten dann bei uns wertvolle Praxiserfahrungen sammeln.“ Auf der Website können Menschen, die ehrenamtlich mit anpacken wollen, den Kontaktbutton „Mithelfen“ anklicken.

Jedes Jahr eine Gratwanderung, denn Wutzrock kostet fast 200.000 Euro

Wutzrock kostet fast 200.000 Euro. Die Kosten sind durch Pandemie, Wirtschaftskrise, Inflation und Krieg explodiert. Posten wie die Miete von Bühnenelementen, Absperrzäunen und technischem Gerät sowie Musikergagen kosten viel Geld. Deshalb begeben sich die Organisatoren jedes Jahr auf eine Gratwanderung. Denn wenn das Wetter nicht mitspielt oder die Besuchermassen aus einem anderen Grund ausbleiben, schreibt das Festival rote Zahlen. Dies kam in der Vergangenheit schon mehrfach vor. „Dann gab es Solidaritäts-Konzerte und -Aktionen, wurden mehr Merchandisingartikel angeboten und mehr Spenden als in normalen Zeiten eingenommen“, sagt Sabine Vielhaben. So konnte sich das Festival stets wieder berappeln. Kritisch würde es wohl erst bei mehreren direkt aufeinander folgenden „schlechten Jahren“ werden.

Sabine Vielhaben: „Wutzrock ist fester Bestandteil der Hamburger Kultur“

Um so erfreuter ist Sabine Vielhaben darüber, dass Wutzrock „mittlerweile eine große Fangemeinde“ hat, die Unterstützung und Solidarität zugenommen haben. „Wir werden inzwischen als fester Bestandteil der Hamburger Kultur betrachtet, tauchen beispielsweise auf der offiziellen Internetseite der Stadt Hamburg auf.“

Das nächste Treffen der freiwilligen Helfer ist am Mittwoch, 19. Juni, 19 Uhr, im Café Flop, ein weiteres am Sonntag, 21. Juli, 15 Uhr. Neue Gesichter sind willkommen. Weitere Informationen finden sich unter wutzrock.de.