Bergedorf. Ist es das Wetter? Die richtige EM-Stimmung lässt in Bergedorf noch auf sich warten. Ein Überblick, wo Fußballfans feiern können.
Auftakt für das viel besungene Sommermärchen 2.0 – oder bleibt die große deutsche Fußball-EM-Party schon im Keim stecken? Wenn am Freitagabend (Anstoß 21 Uhr, ZDF) die DFB-Elf die Euro 2024 im eigenen Land gegen Schottland eröffnet, dann begleiten Deutschlands Elitekicker sicher die besten Wünsche. Doch die ganz große Euphorie will auch im durchaus fußballbegeisterten Bergedorf noch nicht so richtig aufkommen, trotz vielfachem Public Viewing. Dabei gibt es genug Anlaufstellen in der Stadt, wo das erste Mal nach Jahren endlich wieder gemeinsames Fußballgucken ohne Beschränkungen gefeiert werden kann.
So zeigen die Sportsbar CineLounge im Kino (Alte Holstenstraße 17-19, 100 Sitzplätze), die Kneipe Niko‘s Treff (Reetwerder 9, 40 Plätze), die Food Lounge (Bergedorfer Straße 135, 100 Plätze) oder auch das Bistro Türkans Küche im Marktkauf-Center alle Spiele, die zu ihren Öffnungszeiten passen. Andere, wie die timeOut Sportsbar im Sportforum der TSG Bergedorf (Billwerder Billdeich 607, bis zu 150 Plätze) oder das Café Chrysander (Chrysanderstraße 61), wollen auf Leinwänden die Deutschland-Partien übertragen und Gemeinschaftserlebnisse schaffen.
Euro 2024 in Bergedorfs Sportkneipen: Einer wagt das Freiluft-Event
Als einziges Freiluft-Spektakel bietet der Biergarten am Sander Dickkopp EM-Partien an und startet gleich mit dem Eröffnungsspiel. Hoffentlich bei gutem Wetter, denn rund um den Lohbrügger Wasserturm könnten etwa 300 Fans einen Sitzplatz finden. Mit Stehplätzen wäre eine Kapazität von bis zu 600 Leuten denkbar, die auf drei Fernsehern und einer Großbildleinwand Tore, Tricks und Technik verfolgen könnten.
„Bei uns kannst du theoretisch den ganzen Tag verbringen“, freut sich Marketing-Experte Tobias Ludt über das Angebot rund um den Dickkopp. Bei Bier, Kaffee, Kuchen, Brezel und Bockwurst lässt es sich aushalten, auch der Grill wird an besonderen Spieltagen angeschmissen. Bis zum 23. Juni ist das Programm bereits nachzulesen auf sander-dickkopp.de.
Gastronomie lockt mit kulinarischen Specials
Die Food Lounge haut zum Turnier den „Kick it like....Burger“ in veganer und Chicken-Variante raus (12,50 Euro), die CineLounge serviert Popcorn im Fußball für sechs Euro. Das timeOut lockt Gäste mit einem speziellen Deutschland-Ticket. Dabei zahlt jeder Gast für alle Turnierspiele der deutschen Mannschaft 12 Euro und bekommt dann dazu die Kombi Currywurst, Pommes und Holsten für 5 Euro.
Weibliche Fußball-Fans genießen Bruschetta mit Tomate und Zwiebeln und Piccolo Sekt, ebenfalls für fünf Euro. „Je weiter Deutschland kommt, umso mehr lohnt sich dieses Ticket“, erklärt Restaurantleiter Andre Michalowicz.
Das kleinste, dafür vielleicht kulinarisch interessanteste EM-Studio steht im Marktkaufcenter bei Türkans Küche. Bei Familie Gülbey finden exakt sechs Personen im Bistrobereich einen Sitzplatz. Das ist aber nicht der hauptsächliche Clou: Jeder kann im Vorbeigehen EM gucken, kurz drin stehenbleiben oder ein EM-Special probieren. Verschiedene Köfte- oder Falafel-Menüs plus 0,2-Liter-Softdrink sind für 7,50 Euro erhältlich. „Mein Sohn und ich sind selber Fußballer, wir reden ständig über die EM“, sagt ein durchaus vorfreudiger Cihan Gülbey.
Sind die Zeiten des Public Viewings vorbei?
Doch die generelle Stimmungslage unter den Gastronomen ist bisher eher gedämpft. Kino- und CineLounge-Chef John Barsoe glaubt zwar, dass seine Sportsbar immer gut besucht sein wird. Schon zum Auftakt haben rund 70 Fans ihren Tisch vorbestellt. Aber: „Bei mir ist die Vorfreude auch noch nicht so da, was womöglich am Wetter liegt. Wenn das erste Deutschlandspiel aber super läuft, wird die Euphorie-Welle das ganze Land einnehmen.“ Ähnlich sieht es Tobias Ludt vom Sander Dickkopp: „.Am Anfang gleich mal die Schotten 3:0 wegknallen, und das bessere Wetter kommt eh nächste Woche.“
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Bei Niko Sisalouis aus Niko‘s Treff ist die EM trotz Dauerberieselung maximal Nebengeräusch. „Wer gucken will, kann gucken. Ich werde nicht extra schmücken.“ Auch bei dem Pächter der Lola Bar, Andreas Laitenberger, soll der Fernseher laufen, aber: „Die Zeiten sind vorbei“, sagt der Gastwirt, der nicht wie etwa zum Sommermärchen 2006 im Biergarten Tribünen aufstellt, als besonders zu Deutschlandspielen die Hütte dauerhaft voll war.
Seitdem habe sich vieles verändert: „Damals hat man sich aufrichtig gefreut, weil man die Deutschland-Fahne rausholen konnte und nicht gleich in den Verdacht geriet, ein Nazi zu sein.“ Wobei Laitenberger eine Hintertür offen lässt für den Fall, dass es „ein packendes Turnier“ wird und Deutschland ins Viertelfinale einziehen sollte – dann könnte es doch wieder Fußballfeste im Biergarten geben
Wenn die EM allerdings so schlapp wird wie das Flaggenmeer über der Alten Holstenstraße: Dort hat der BID Alte Holstenstraße die gesamte Lohbrügger Seite mit den 24 Fahnen der Teilnehmernationen ausgestattet. Eine wirklich hübsche Idee, hätten nicht Wind und Regen die Tücher teilweise derart zerknüllt und aufgerollt, dass von der bunten Vielfalt nichts mehr zu sehen ist. „Wir werden Anfang der Woche mit einem Hubsteiger die Flaggen wieder richten und mit kleinen Gewichten beschweren“, verspricht BID-Managerin Mareike Wenzel.