Hamburg. Wer sich online einen Zeitslot buchen möchte, muss oft wochenlang auf einen Termin in Bergedorf warten. Doch es gibt einen Trick.
Der Sommerurlaub naht und es gilt noch schnell den Personalausweis zu verlängern. Die Anfrage über das digitale Terminsystem ist eigentlich schnell gestartet – und ebenso schnell wieder vorbei: Die Termine im Kundenzentrum Bergedorf in den Obergeschossen des Einkaufszentrums CCB am Weidenbaumsweg 21 sind ausgebucht. Und das auf Wochen im Voraus. Dabei genoss das Amt ehemals einen guten Ruf.
Als Alternative schlägt das Buchungssystem vor, in andere Kundenzentren in Hamburg zu fahren. Zum Beispiel in den Standort City am Hamburger Hauptbahnhof. Dort gibt es beim Test unserer Redaktion einen Termin für Spontane: In 17 Minuten schon können wir da sein. Schade nur, dass allein schon die S2 von Bergedorf bis in die Innenstadt 22 Minuten braucht. Auch das Kundenzentrum in Wilhelmsburg, auf der anderen Seite der Elbe, hält Termine bereit. Für die kommende Woche immerhin. Aber auch dafür wäre rund eine Stunde mit der S-Bahn einzuplanen, allein schon für die Anfahrt.
Behörde: Hamburgs Kundenzentrum traditionell bis zu den Sommerferien stark ausgebucht
Das Problem der ausgebuchten Termine veranlasste jetzt die CDU in Bergedorf, bei der Behörde nachzufragen. Fraktionsvorsitzender Julian Emrich berichtet, nachdem die Fraktion in den sozialen Medien auf die Situation aufmerksam gemacht worden sei, habe er das Buchen eines Termins selbst ausprobiert. „Mit acht Wochen Vorlauf. Dass es trotzdem keinen einzigen Termin mehr gibt, hätten wir uns gar nicht vorstellen können.“ Seine Fraktion und auch er selbst hätten deshalb zunächst an eine technische Störung im System der Terminvergabe gedacht.
Auch die Antwort der Behörde auf die CDU-Anfrage sorgt für Verwunderung: Es gebe gar keine technischen Probleme bei der Onlinebuchung, schreibt die für die Bezirke zuständige Wissenschaftsbehörde. Seit Beginn des Jahres 2024 gebe es in Bergedorf allerdings eine hohe Nachfrage nach Terminen. Dieser Ansturm herrsche häufig in der ersten Jahreshälfte, gehe nach den Sommerferien aber erfahrungsgemäß zurück.
Krankenstand im Kundenzentrum Bergedorf liegt bei knapp 25 Prozent
Hinzu kommen immer wieder personelle Engpässe durch den allgemeinen Fachkräftemangel, der der gesamten Hamburger Verwaltung zusetze. In Bergedorf sei das Team aber fast vollständig, lediglich 0,75 der 19 Planstellen im Kundenzentrum sind unbesetzt. Allerdings gebe es einen sehr hohen Krankenstand von knapp 25 Prozent.
Also doch für den neuen Personalausweis eine lange S-Bahn-Reise machen? Nein, sagt die Behörde – und verrät gleich einen Trick, der die Terminsuche erfolgreich machen kann: Zweimal am Tag, immer um 7 Uhr und 10 Uhr morgens, werden neue „Zeitslots“ freigeschaltet. Wer schnell ist, könne dann einen Termin sogar für denselben Tag ergattern oder wenigstens für die nächsten zwei bis fünf Wochen. Diese Tipps finden sich auch online beim Serviceportal Hamburg.de, sind auf der Website aber leicht zu überlesen.
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Immerhin: Wer es geschafft hat, einen Termin in Bergedorf zu ergattern, habe im ersten Quartal 2024 nach der Buchung weniger als sechs Tage warten müssen, schreibt die Behörde. „Für diese Glücklichen funktioniert dann alles wunderbar“, sagt Julian Emrich aus eigener Erfahrung und lobt die Auskünfte der Behörde als „ausgesprochen ehrlich“.
Nur das fehlende Personal im Kundenzentrum Bergedorf gibt ihm zu denken. Seinem Anspruch, „dass Bergedorfer in Bergedorf einen Termin bekommen“ werde die Behörde so nicht gerecht. „Mich wundert schon sehr, dass es hier einen derart hohen Krankenstand gibt.“ Offenbar habe das Überführen des Kundenzentrums vom Bezirksamt in die Zuständigkeit der Wissenschaftsbehörde für die Mitarbeiter nicht gerade motivierend gewirkt. „Ohnehin ziehen Randbezirke bei derartigen Zentralisierungen in der Personalausstattung immer den Kürzeren.“