Hamburg. Das Radrennen der Triathleten führte durch große Teile Bergedorfs, sorgte für Staus und Umwege. So reagierten viele Anwohner.
- Straßensperrungen wegen Ironman 2024 in Hamburg
- Einschränkungen sorgten für verärgerte Anwohner in Bergedorf
- Was die Polizei zu den Beschwerden sagt
Das befürchtete ganz große Verkehrschaos blieb am Sonntag, 2. Juni, als weite Teile Bergedorfs wegen des Ironman-Radrennens abgesperrt waren, aus. Das lag zum einen daran, dass viele Anwohner durch Plakate und Wurfzettel vorgewarnt waren. Zum anderen aber vor allem daran, dass die Riesen-Baustelle am Oberen Landweg kurz vor dem Rennen abgebaut werden und der Autoverkehr wieder über die Kurt-A.-Körber-Chaussee und Bergedorf-West zur Anschlussstelle Nettelnburg (Autobahn 25) und ins Landgebiet und zurück fließen konnte. Dennoch gab es viele verärgerte Autofahrer, die genervt vor den vielen Absperrungen standen und improvisieren mussten.
Hinter der Kreuzung Weidenbaumsweg/Sander Damm seien Autofahrer in ihre geparkten Wagen gestiegen und über die sogenannte Firelane, die für Rettungsfahrzeuge freigehaltene Fahrspur, „einfach losgefahren“, sagt Holger B. Der Streckenposten will nicht mit vollem Namen genannt werden. Die Menschen am Wiesnerring und Am Güterbahnhof/Albert-Gebel-Straße/Zollamtsbogen waren aufgrund der Absperrungen eingeschlossen, konnten lediglich zu Fuß weiterkommen.
Ironman 2024 in Hamburg: Straßensperrungen nervten Autofahrer
Auch Pflegedienste wurden von den Ordnern nicht durchgelassen. „Die Sperrungen sind seit Wochen bekannt. Trotzdem haben das viele Autofahrer scheinbar nicht mitbekommen“, sagt Holger B. Geärgert haben sich auch Mitarbeiter des Elim-Seniorenheims (Am Güterbahnhof): Sie hatten sich darauf verlassen, dass die Straßen erst ab 7 Uhr gesperrt werden, standen aber bereits um 6.30 Uhr mit ihren Pkw vor den Absperrzäunen und kamen nicht zu ihrem Arbeitsplatz durch. Sie bemängelten, dass es im Vorfeld zu wenig Hinweisschilder gegeben habe.
Ein 35-jähriger Autofahrer, der seinen Namen nicht nennen wollte, und von der Straße Am Güterbahnhof nicht auf den Weidenbaumsweg fahren konnte, wusste nach eigenen Angaben nichts von den Sperrungen. „Ich bin privat verabredet, werde nun von meiner Frau mit einem anderen Auto abgeholt“, sagte der Mann, der seinen Wagen abstellen und zu Fuß in Richtung Bahnhof gehen musste. Er fand die Situation „fürchterlich“.
Besuch will ins 600 Kilometer entfernte Posen, kommt aber nicht auf den Weidenbaumsweg
Ein Nachbar von ihm, der auch an der Albert-Gebel-Straße wohnt, ärgerte sich sehr über die Verkehrssituation. Er sprach mit anwesenden Polizisten, die ihm aber auch nur sagen konnten, dass sich die Autofahrer bis gegen 17 Uhr, dem regulären Ende des Wettbewerbs, gedulden müssen – woraufhin der 30-Jährige hektisch mehrere Telefonate führte. „Ich habe Besuch aus Posen, der heute noch die 600-Kilometer-Strecke mit dem Auto fahren muss. Aber mein Besuch kommt hier nicht weg.“
Entspannter war Hauke Conradi (34), der ebenfalls in der Siedlung hinter dem alten Güterbahnhof wohnt. Er verfolgte mit seiner Freundin vom Kreuzungsbereich aus das Rennen. „Ich bin selbst Triathlet und genieße heute als Zuschauer die gute Stimmung“, sagte Conradi und fügte hinzu: „Wir wurden schon vor Wochen per Wurfsendung über die Sperrungen informiert.“
Polizei schleuste Ruderer mit ihren Autos und Anhängern bei großen Lücken auf die Deichstraße
Aufgrund der abgesperrten Hauptverkehrsadern Sander Damm, Vierlandenstraße und Curslacker Heerweg fuhren viele Autos über die die Kurt-A.-Körber-Chaussee und den Heckkatenweg, was dort zu erheblichen Staus führte.
Im Bereich der Autobahnanschlussstelle Allermöhe (Moorfleeter Deich/Allermöher Deich), nahe dem Regattazentrum, wo eine Juniorenregatta ausgetragen wurde, blieb es laut Polizei zumindest bis zum Mittag ruhig: „Die ersten Ruderer werden gegen 14 Uhr das Gelände verlassen wollen. Wenn große Lücken im Rennfeld der Radfahrer sind, werden wir die Ruderer aus dem Gelände schleusen“, hieß es von der Polizei. Das Problem dabei: Viele Sportler hatten ihre Boote auf Anhängern hinter ihre Pkw gespannt. Die langen Fahrzeuge brauchten große Lücken. Die Boote waren schon am Mittwoch und am Donnerstag, dem ersten Regattatag, zu dem Gelände an der Dove-Elbe gebracht worden. Viele Besucher hatten ihre Autos laut Polizei am wenige Hundert Meter entfernten Mittleren Landweg, auf der anderen Seite der A 25, geparkt.
„Keine größeren Probleme“ laut Polizei auf der Ironman-Radrennstrecke in Bergedorf
Bennet Kröpke (27) vom Ruderclub Bergedorf war bei der Regatta als ehrenamtlicher Helfer im Einsatz, fuhr andere Helfer und Besucher vom Bereich Anschlussstelle Allermöhe etwa zum Bahnhof Mittlerer Landweg. „Einige Mitarbeiter sind auch in einem Hotel in Lohbrügge untergebracht, beispielsweise die Schiedsrichter. Sie fahren wir ebenfalls“, sagt Kröpke. Die Schiris und die Starthelfer seien aufgrund des gesperrten Moorfleeter Deichs nicht mit Autos, sondern mit Motorbooten auf der Dove-Elbe vom Regattazentrum zu den 1,5 und zwei Kilometer entfernten Startanlagen in Tatenberg befördert worden. „Die meisten Sportler wollen ab etwa 16 Uhr abreisen“, weiß Kröpke. „Dann müssen sie noch rund eine Stunde warten, bis die Sperrungen aufgehoben werden. Damit haben die meisten wohl kein Problem, darauf sind sie ja vorbereitet.“
Die Polizei war die Radrennstrecke im Bergedorfer Bereich abgefahren. Dort habe es „keine größeren Probleme“ gegeben. Immer wieder mussten die Beamten, von denen am Ironman-Sonntag deutlich mehr als sonst in Bergedorf und im Rest der Hansestadt im Einsatz waren, und die Ordner allerdings Fußgänger und Freizeitradfahrer von der Rennstrecke verscheuchen.
Ironman Hamburg: Alle zehn, 15 Minuten werden Autos über den Heinrich-Stubbe-Weg geschleust
An der Kreuzung Heinrich-Stubbe-Weg konnten Autofahrer den Neuengammer Hausdeich alle zehn, 15 Minuten in beide Fahrtrichtungen passieren. Dort war eine der wenigen Schleusen an Verkehrsknotenpunkten eingerichtet worden. „Die Schleusung an dieser Stelle wurde erst heute Morgen um sieben entschieden“, sagte ein Polizist am Sonntag, der mit seinen Kollegen den Verkehr überwachte, immer wieder das rot-weiße Absperrband mit anhob, um ein, zwei oder drei Pkw bei ausreichenden Lücken durchzulassen.
Am Warwischer Hauptdeich/Ecke Overwerder Weg hatten es sich mehrere Ironman-Fans in Höhe des Südufers des Hohendeicher Sees am Straßenrand bequem gemacht: Rudolf Gripski, Christian Odemann, Yvonne Mahnke und Waltraut Grisell genossen auf mitgebrachten Campingstühlen kühles Bier und applaudierten den vorbei flitzenden Triathleten. „Wir kommen alle aus der Nachbarschaft und haben zum Hauptdeich nur einen kurzen Fußweg“, sagte Yvonne Mahnke. Mit den Absperrungen hatten die Vierländer keine Probleme: „Die hatte man uns ja rechtzeitig angekündigt“, sagte Christian Odemann und fügte hinzu: „Irgendwo muss so ein Rennen ja ausgetragen werden.“
Claudia Nehlsen will die Triathleten mit Trillerpfeife und Nirvana pushen
Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, ließ Claudia Nehlsen (45) aus Kirchwerder laut Nirvana aus ihrem Musicplayer dröhnen, trieb die Athleten zudem mit ihrer Trillerpfeife an. „Ich habe beim ersten Ironman vor sieben Jahren selbst mitgemacht. Damals brauchte ich elf Stunden und 46 Minuten“, sagt sie. Das Event sei „eine tolle Sache“, deshalb wolle sie die Sportler, von denen sie einige kenne, „pushen“.
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Stefan Sooth (54) aus Spadenland, der das Geschehen kurze Zeit vom Straßenrand aus beobachtete, hatte zum Ironman eine ganz andere Meinung: „Warum lässt man die Radfahrer nicht auf die Autobahn 25? Dort können sie dann hoch- und runterfahren so lange sie wollen und stören niemanden.“ Die aktuelle Streckenführung störe andere Events und schränke Berufstätige ein: „Gärtner können ihre Ware nicht wegbringen.“
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren haben Durchfahrtscheine erhalten
Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren haben im Vorfeld des Rennens Durchfahrtscheine erhalten, um mit ihren privaten Pkw zu den Feuerwehrhäusern gelangen zu können, weiß Sooth, der selbst in der FF Spadenland aktiv ist. „Mit dem Passierschein können die Kameraden aber auch nur ein Stück weit mit dem Strom fahren.“