Hamburg. Verkehrsbetriebe suchen am 15. Juni besonders nach Bewerberinnen. Das sind die Anforderungen für eine Karriere bei den VHH.
„Am Anfang haben mir die Leute wirklich noch zugewunken, weil sie eine Frau am Steuer gesehen haben“, erinnert sich Anja Erler. Die heute 52-Jährige hat bis vor einem Jahr als Busfahrerin für die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) gearbeitet. Obwohl Erler immer gern Auto fuhr, brauchte sie vor 13 Jahren einen kleinen Schubs, um sich mit 40 Jahren tatsächlich dafür zu bewerben, überlange Gelenkbusse durch die Straßen der Elbmetropole zu steuern.
„Eine Freundin hat mich darauf hingewiesen, dass die VHH dringend Busfahrer suchen“, erinnert sich Erler. Ein Informationstag, der sich gezielt an Frauen richtet, wurde damals zum Türöffner. Der Verkehrsbetrieb schaffte es, bei dieser Veranstaltung eine ganze Gruppe Frauen anzusprechen. Die Busfahrerinnen in spe traten gemeinsam die Ausbildung an.
VHH möchte mehr Frauen einstellen
13 Jahre später würden die VHH den Erfolg des Informationstags für Frauen gern wiederholen. Denn noch immer liegt der Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen im Betrieb nur bei 17 Prozent, weiß Pressesprecherin Christina Sluga. In der Werkstatt arbeitet sogar nur eine einzige Frau. Dies will das Unternehmen ändern. „Männer sind gute Busfahrer – Frauen aber eben auch“, betont Sluga.
Die VHH laden daher für Sonnabend, 15. Juni, zum Job-Date auf den Betriebshof Bergedorf (Curslacker Neuer Deich 37) ein. Von 11 bis 15 Uhr haben vor allem – aber nicht ausschließlich – Frauen die Möglichkeiten, sich über berufliche Perspektiven in der Werkstatt, in der Verwaltung oder im Fahrdienst zu informieren. Mitarbeiterinnen des Unternehmens berichten ihren zukünftigen Kolleginnen über den Arbeitsalltag bei den VHH.
Besucherinnen können einen Bus zur Probe fahren
Die unternehmenseigene Fahrschule ist mit einem Bus am Start. Die Frauen können dort auf dem Betriebshofgelände erste Proberunden am Steuer des großen Busses drehen. Die VHH-Fahrschule erklärt, wie die Ausbildung genau abläuft und in der Werkstatt können die Besucherinnen selbst Hand anlegen und unter Anleitung kleinere Aufgaben erledigen. Bewerbungsunterlagen können direkt mitgebracht werden, die Personalabteilung beantwortet Fragen zum Einstellungsprozess – und natürlich zum Gehalt.
VHH sucht nach Quereinsteigerinnen
Quereinsteigerinnen sind dabei ausdrücklich willkommen. „Die meisten Busfahrer, die bei uns anfangen, haben vorher etwas anderes gemacht“, sagt Sprecherin Christina Sluga. Wer nicht die vollständige Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb absolvieren will, sollte eine andere abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können. Dazu kommt ein regulärer Führerschein Klasse B und ausreichende Deutschkenntnisse, um mit den Fahrgästen kommunizieren zu können. Für den Betriebshof Bergedorf suchen die VHH derzeit 35 neue Busfahrer – egal welchen Geschlechts – und acht Mechatroniker.
Für Anja Erler hat sich der Karrierewechsel gelohnt. „Ich habe zuerst in der Gastronomie gearbeitet und dann Bürokauffrau gelernt. Bei meinem Arbeitgeber bin ich aber am Ende wieder in der Kantine gelandet und war damit nicht zufrieden“, sagt die VHH-Angestellte. Am Steuer der VHH-Busse fühlte sie sich dagegen wohl. „Ich bin für alles zu begeistern, was rollt“, so Erler.
Auf die Nachtschicht verzichtete Anja Erler lieber
„Die erste Fahrt war schon aufregend“, erinnert sich die 52-Jährige. Der Erwerb des Busführerscheins dauerte damals ein halbes Jahr, die Kosten übernehmen die VHH. Im Anschluss steht Streckenkunde auf dem Lehrplan. „Ein erfahrener Kollege ist dabei und zeigt einem, worauf man bei den jeweiligen Strecken achten muss und wie die Haltestellen am besten anzufahren sind“, so Erler. Zum Schluss steuerte die gelernte Bürokauffrau selbst die mächtigen Gelenkbusse wie ihr eigenes Auto durch Hamburg.
Einen ernsthaften Unfall hat Anja Erler in ihrer Zeit auf der Straße nicht verursacht. „Natürlich gibt es mal kleinere Dellen oder man fährt einen Spiegel ab“, sagt die langjährige Busfahrerin. Sie habe sich in ihren Jahren auf der Straße auch nicht unsicher gefühlt. Allerdings: Auf die Nachtschicht verzichtete Anja Erler und war mit ihrem Bus entweder von frühmorgens bis mittags oder von der Mittagszeit bis zum späteren Abend unterwegs. „Wir sind außerdem ja immer mit der Leitstelle per Funk verbunden und könnten schnell Hilfe anfordern“, betont Erler.
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Am liebsten fuhr Anja Erler entweder einen Bus der Linie 2 durch die Hamburger Innenstadt inklusive Hafencity und freute sich darüber, dass die Touristen an Bord das vorbeiziehende Panorama zu schätzen wussten. „In Bergedorf schön am Deich lang fahren hat auch immer viel Freude bereitet“, sagt die VHH-Mitarbeiterin, die selbst in Harburg lebt. Mittlerweile sitzt sie selbst nicht mehr in der Fahrerkabine. Seit dem vergangenen Jahr ist die 52-Jährige für die Marketingaktivitäten des On-Demand-Services HVV hop zuständig.