Bergedorf. Behörde im CCB soll 2023 die Hoheit übers Personal abgeben. Welche Konsequenzen das für Kunden haben könnte.
Das Kundenzentrum im CCB Bergedorf genießt einen guten Ruf. Bei Umfragen lag die Kundenzufriedenheit bei Fragen des Service, der Beratungsqualität oder der Terminverfügbarkeit bei rund 90 Prozent. Damit liege das hiesige Kundenzentrum „unauffällig“ inmitten der insgesamt 19 Hamburger Kundenzentren, so Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski, der für 50 Mitarbeiter des Dezernats 2 Bürgerservice aus Einwohnermeldeamt, Standesamt und Ausländerdienststelle verantwortlich zeichnet. Bisher.
Denn zum Jahresbeginn 2023 kündigt die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke eine Reform an, die möglicherweise Bürgernähe und Qualität im Bergedorfer Kundenzentrum negativ beeinflussen könnte. Demnach sollen Kundenzentrenmitarbeiter nicht mehr den jeweiligen Bezirksämtern, sondern direkt der Wissenschaftsbehörde „mit enger Einbindung aller Bezirksamtsleitungen“ unterstellt sein.
Der Plan: Wissenschaftsbehörde verteilt Mitarbeiter auf Ämter
Die Bergedorfer Verwaltung wäre dann nicht mehr für Organisation und Personalplanung verantwortlich. Personal würde aus der Behörde heraus auf die Standorte verteilt werden, insbesondere auf diejenigen, an denen die Kunden länger warten müssen.
Und auch die Digitalisierung soll forciert werden: Dazu wird ein „Chief Digital Officer“ (CDO) eingestellt, der das digitale Service-Portfolio und insgesamt „mehr Bürgerservice“ ausbauen soll.
Zuletzt stellte Staatsrat Alexander von Vogel das Konzept im Hauptausschuss der Bergedorfer Politik vor. Und die reagiert teilweise argwöhnisch: „Diese Zentralisierung sehen wir kritisch“, sagt CDU-Fraktionschef Julian Emrich. „Dass unser Bezirksamt dauerhaft den Zugriff auf Personaleinteilung verliert, möchten wir nicht, weil es für Bergedorf gewiss kein Vorteil ist.“ Auch die Amtskollegin Emrichs aus der SPD, Katja Kramer, sieht in den Änderungen „Nachteile für uns als Randbezirk“.
Befürchtung ist, dass den Bergedorfer im Kundenzentrum dauerhaft ein bis zwei Mitarbeiter fehlen – was sicher zu weniger Terminangeboten und längeren Wartezeiten führen würde.
Grünen-Fraktionschef erwartet Optimierung der Arbeitskraft
CDU-Mann Emrich führt noch den Punkt der Arbeitszufriedenheit der Bergedorfer Mitarbeiter an: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der lange Zeit im Bergedorfer Kundenzentrum gearbeitet hat, einfach so auf Knopfdruck Lust hat, zum Beispiel in Altona auszuhelfen.“ Kramer glaubt ähnliches: „Für diese Springeridee braucht man Personal, das dazu bereit ist.“ Zudem befürchtet die Sozialdemokratin „Reibungsverluste“, weil viele Bergedorfer auch eine Anlaufstelle verlieren würde, an der sie Beschwerden loswerden könnten.
Nicht so skeptisch, was die Kundenzentrum-Reform angeht, ist Heribert Krönker. Der Fraktionschef der Bergedorfer Grünen sieht keinen Abzug oder eine Wegnahme von lokaler Expertise. Ganz im Gegenteil: „Wenn man sich da hineindenkt, ist das ja eine zentrale Steuerung unter Einbeziehung aller Bezirksamtsleiter und keine Zentralisierung, dadurch können wir Arbeitskräfte sogar optimaler einsetzen.“ Und die gewünschte Digitalisierung „müssen wir positiv bewerten“, so Krönker. Da geht Katja Kramer mit: „Wenn Hamburg es schaffen sollte, dass man 2023 Personalausweise online verlängern kann, dann bleibt die hohe Kundenzufriedenheit erhalten.“
Wenig Hoffnung, an Reform noch etwas zu ändern
Allerdings sehen Bergedorfs Lokalpolitiker wenig Aussicht, an der beschlossenen Reform für die Kundenzentren noch etwas ändern zu können. Des Staatsrats Auftritt im Ausschuss hatte eher Informationscharakter.
Verwaltungsdezernent von Krenski äußert sich nüchtern, aber bestimmt: „Wir verlieren durch die Reform Personal im Standesamt und in der Ausländerdienststelle, die brauche ich eigentlich bei Wahlen oder dem örtlichen Katastrophenschutz. Es wäre insofern sehr stark in unserem Interesse, dass die betriebliche Organisation in den Händen des Bezirksamts bleibt.“