Hamburg. Angriff auf die Oberliga-Spitze: „Eisenbahner“ rüsten für die nächste Saison kräftig auf. Wieder einmal. Was jetzt anders werden soll.

Der ETSV Hamburg feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Passend dazu erleben die „Eisenbahner“ momentan ihre sportlich bislang erfolgreichsten Zeiten. Innerhalb von zwei Jahren sind sie von der Bezirksliga bis in die Fußball-Oberliga durchmarschiert und belegten dort als Aufsteiger in ihrer ersten Spielzeit gleich den dritten Tabellenplatz. Und damit soll das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. „Wir wollen in die Regionalliga“, betonten Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic und Trainer Berkan Algan in den vergangenen Wochen immer wieder.

Nun ließ Huremovic Taten folgen und verpflichtete mit Linksverteidiger Sebastian Hertner (33), Innenverteidiger Tjorben Uphoff (29) sowie Mittelfeldspieler Ridel Monteiro (27) gleich ein ganzes Spielertrio vom frischgebackenen Hamburger Pokalsieger Teutonia 05. Alle drei sind sehr erfahren, waren Stammspieler in der abgelaufenen Regionalliga-Saison und wirkten auch am Sonnabend beim 4:0-Erfolg im Pokalfinale gegen den USC Paloma mit. „Wir sind stolz, dass wir als kleiner ETSV drei Spieler vom Pokalsieger zu uns holen konnten“, freut sich Huremovic.

ETSV Hamburg verpflichtet Spielertrio vom Pokalsieger Teutonia 05

Der Königstransfer ist dabei ohne Zweifel Sebastian Hertner, der die Mannschaft künftig führen soll. Der Linksverteidiger hat 95 Spiele in der 2. Bundesliga für 1860 München, Erzgebirge Aue und Darmstadt 98 bestritten. Er stammt aus der Jugend des VfB Stuttgart und spielte dort in der Zeit, als Martin Harnik für die Schwaben in der Bundesliga stürmte, in der zweiten Mannschaft in der 3. Liga. Hertner etablierte sich im Profifußball, auch wenn er den Sprung in die 1. Bundesliga nie schaffte, und war bei mehreren Vereinen Stammspieler in der 2. Bundesliga und 3. Liga.

Wo geht die Reise des ETSV Hamburg hin? Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic hat den Kader des Fußball-Oberligisten erneut kräftig umgekrempelt.
Wo geht die Reise des ETSV Hamburg hin? Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic hat den Kader des Fußball-Oberligisten erneut kräftig umgekrempelt. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Tjorben Uphoff (296 Regionalliga-Spiele) und Ridel Monteiro (165 Regionalliga-Spiele) stehen Hertner an Erfahrung kaum nach. Mit dem Trio von Teutonia 05 dürfte somit der Kern der neuen Mannschaft schon stehen. Mit dem Musterprofi und Yoga-Fan Hertner, der im Urlaub lieber die Einsamkeit auf den Lofoten als die Party auf Mallorca sucht, kommt zudem aber auch charakterlich ein ausgleichender Faktor in den zuletzt von internen Querelen und Streitereien zerrissenen ETSV-Kader.

Schon wieder ein Umbruch, schon wieder der nächste Neustart

Um die Probleme der Vergangenheit hinter sich zu lassen, hatte sich Huremovic erneut zu einem großen personellen Schnitt entschlossen. Von den ursprünglich 30 Spielern im Kader bleiben mit Torhüter Elian Clasen sowie Jan Kämpfer, Ruslan Marushka, Yannick Siemsen, Leon Heine, Vedat Düzgüner, Elia Boakye, André Branco und Marco Schultz nur neun. „Ich weiß schon, was die Leute sagen werden: Schon wieder ein großer Umbruch, schon wieder der nächste Neustart“, ist sich Huremovic bewusst, dass der Entwicklung des ETSV Hamburg in den vergangenen Jahren personell jegliche Kontinuität fehlte.

Ridel Varela Monteiro (l., hier im Trikot von Teutonia 05), hier im Duell mit Dassendorfs Lennard Sowah, soll beim ETSV Hamburg die Außenbahn beleben.
Ridel Varela Monteiro (l., hier im Trikot von Teutonia 05), hier im Duell mit Dassendorfs Lennard Sowah, soll beim ETSV Hamburg die Außenbahn beleben. © BGZ/Hanno Bode | Hanno Bode

„Eigentlich hatte ich gehofft, in diesem Sommer mit weniger Korrekturen auszukommen“, gibt der ETSV-Sportchef einen Einblick in seine Überlegungen. Disziplin und Qualität im Kader seien letztlich nicht ausreichend für höhere Ziele gewesen. „Außerdem hatten einige Spieler angefangen, über Interna zu reden“, beklagt Huremovic. Zum dritten Mal in Folge sortierte er daher zur Sommerpause einen Großteil des Kaders aus.

Viele Neuzugänge der „Eisenbahner“ bringen höherklassige Erfahrung mit

Im Gegenzug haben die „Eisenbahner“ in den vergangenen Wochen bereits eine ganze Reihe an Akteuren mit höherklassiger Erfahrung verpflichtet. Der offensive Mittelfeldspieler Tayfun Can (27) stammt aus der Jugend von Holstein Kiel, spielte in der Regionalliga für Eintracht Norderstedt und Weiche Flensburg und stand zuletzt beim Oberliga-Konkurrenten SC Victoria unter Vertrag.

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Ebenfalls bei Holstein Kiel das Kicken gelernt hat Benjamin Petrick (29). Der aus Eckernförde stammende Stürmer spielte zuletzt vier Jahre in der Oberliga und Regionalliga für Kilia Kiel und soll die Lücke füllen, die der Weggang von Christian Stark gerissen hat. „Von ihm hatten wir uns mehr versprochen“, kritisiert Huremovic. Regionalligist Teutonia 05 sah das anders und sicherte sich die Dienste von Stark. Am 29. Juni gibt es ein Wiedersehen, wenn der ETSV zum Ablösespiel bei Teutonia antritt (16 Uhr, Tönsfeldstraße).

Drei Youngster sollen für die nötige Konkurrenz im Kader sorgen

Weitere Neuzugänge mit Regionalliga-Erfahrung sind Verteidiger William Wachowski (31/TBS Pinneberg) und Mittelfeldmann Oskar Lenz (24/Eimsbütteler TV). Hinzu kommen drei junge Talente: Linksfuß Julius Nehl (19/HSV-A-Jugend), Rechtsverteidiger Nic Kretschmar (18/FC St. Pauli A-Jugend) und Mittelfeldspieler Benjamin Mashollaj (19/Werder Bremen A-Jugend) sollen für die nötige Konkurrenz im Kader sorgen.

Ob das alles reicht, um in der kommenden Oberliga-Saison tatsächlich ganz oben mitspielen zu können, bleibt abzuwarten. Am 24. Juni bittet Coach Berkan Algan den neuen ETSV-Kader zum Trainingsauftakt. Dann hat er fünf Wochen lang Zeit, mit einem Trainingslager vom 17. bis 21. Juli in Hitzacker als Höhepunkt, um aus der wieder einmal völlig neu zusammengestellten Gruppe eine Einheit zu formen.