Privatleben ade. Wer Profifußballer werden will, muss dafür viele Einschränkungen in Kauf nehmen
Schule, Freunde und Fußball im Leistungssport unter einen Hut zu bekommen erfordert eine Menge Disziplin und Selbstbeherrschung. Vor allem Freunde bleiben stark auf der Strecke. Wenn Freitags- oder Sonnabendabends alle deine Freunde unterwegs in Diskotheken oder Klubs sind, beginnt für dich schon abends die Vorbereitung auf das Spiel am Wochenende.
Allerdings will ich mich nicht beklagen, wie schwer wir es haben, denn wir haben diesen Weg freiwillig eingeschlagen. Wir Leistungsfußballer sehen es eher als Chance und sind stolz darauf, in einem Bundesligaverein zu spielen und sich nur mit den Besten in der jeweiligen Altersklasse zu messen. Es ist ein Stück auf dem langen Weg zum Fußballprofi, und wir nehmen jede Gelegenheit an, um uns zu verbessern und unserem Traum, ganz oben im Profigeschäft anzukommen, wieder ein Stück näher zu kommen.
Vor meinem Wechsel zum FC St. Pauli habe ich drei Jahre beim SV Werder Bremen gespielt, bin viermal in der Woche von Hannover nach Bremen gependelt und habe dort die Mannschaften U14 bis U16 durchlaufen. In Bremen zu trainieren und zu spielen war mit sehr viel Aufwand und Stress verbunden. So richtig zu Hause war ich erst um viertel nach neun abends. Wer glaubt, dass man Hausaufgaben und jegliche Dinge dieser Art in einem Bus machen kann, in dem bis zu fünf Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren saßen, der irrt sich gewaltig. So musste ich mich nachts um 22 Uhr noch um Hausaufgaben und andere Schulsachen kümmern.
Die schulischen Leistungen litten sehr unter dieser enormen Belastung, für meine Eltern galt immer die Regel, dass Schule oberste Priorität habe. Nach dieser dreijährigen Belastung, entschied ich mich mit meiner Familie für einen Vereinswechsel, um mir diesen riesigen und enorm kräftezehrenden Zeitaufwand abzunehmen.
Und genau da kam der FC St. Pauli ins Spiel. Mein Vater hatte beruflich in Hamburg zu tun und so wechselte ich zu dem Verein und bildete mit einem Kumpel für ein Jahr eine Wohngemeinschaft. Die Erfahrungen, die diese Zeit mit sich brachte, prägten mich sehr und machten mich selbstständiger, da ich für mein Leben selbst verantwortlich war, wenn meine Eltern unter der Woche nicht da waren. Nach einem Jahr zog der Rest der Familie nach Hamburg nach, und wir konnten so wieder ein halbwegs normales Leben führen. Im Endeffekt bin ich sehr froh, diesen Schritt schon vorher gemacht zu haben.
Wir würden jedem dazu raten, den gleichen Schritt zu machen und seine Chance zu nutzen, wer weiß, ob man noch mal solch eine bekommt.