Hamburg. 2018 platzte der Traum eines Hotel- und Kinoneubaus neben Krüll. Doch der B-Plan sieht weiterhin ein Hochhaus vor. Der Sachstand.
Viel Sand und sonst – nichts. Wer das Areal am Sander Damm in Bergedorf, zwischen Autohaus Krüll und Schleusengraben, betrachtet, der kann kaum glauben, dass diese unscheinbare Brachfläche eigentlich für Großes vorgesehen ist. Genauer: für ein Hochhaus zwischen 30 und 45 Metern hier in citynaher Lage. So zumindest sieht es der Bebauungsplan vor.
Pläne für einen Hotelturm samt Kino, der hier 2017 vage geplant war, waren 2018 zwar mangels Interessenten eingestampft worden. Inzwischen fragt sich aber wohl manch ein Bergedorfer, ob es sechs Jahre später andere Ideen gibt. Wird noch nach Investoren für Hotel und/oder Hochhaus gesucht? Oder gibt es seitens des Bezirkes vielleicht ganz neue Pläne für das Areal? Vor allem, da nun auf der anderen Schleusengrabenseite die neue Grundschule Am Schilfufer auf der Dellofläche gebaut wird? Doch die Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach.
Am Sander Damm neben Krüll in Bergedorf ist noch immer ein Hochhaus möglich
Denn das Planungsrecht an dieser Stelle gilt nach wie vor und grenzt die Möglichkeiten stark ein. Noch immer ist dort im B-Plan ein „Sondergebiet Hotel und Gewerbe“ ausgewiesen, bestätigt das Bezirksamt. Klar geregelt ist ebenso, dass die Gebäudehöhe zwischen 30 und 45 Metern liegen soll – auch mit Blick auf vielleicht ähnlich prägnante Immobilien im künftigen Stuhlrohrquartier gegenüber. Doch für den Bau eines Hochhauses stehen die Investoren nicht gerade Schlange. Das war schon 2018 so, als der mit der Investorensuche betraute Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) keinen Interessenten fand.
Der LIG habe bisher „keinen Vermarktungserfolg gehabt“, stellt das Bezirksamt auch jetzt auf Nachfrage knapp fest. Allerdings ist das nur ein Teil der Wahrheit, denn aktuell sei die Fläche gar „nicht in der Vermarktung“, informiert Imme Mäder, Sprecherin der für den LIG zuständigen Finanzbehörde. Ein Grund ist offenbar eben jene Ausweisung der Fläche für Hotel und Gewerbe: „Die Möglichkeiten der Entwicklung sind entsprechend für den LIG sehr eingeschränkt“, heißt es. Schon „frühere Ausschreibungen zum Beispiel für die Nutzung als Autokino wurden vom Markt nicht nachgefragt“ – so wie 2018 die Idee für Hotel samt Kino: „Es gab keine Bewerber.“
Das klingt ein wenig nach vorsichtiger Kritik an der Hotel- und Hochhausidee des Bezirks – und an dem Festhalten der Bergedorfer daran. Allerdings hatte das Bezirksamt auch gute Gründe dafür, die Fläche freizuhalten. So wurde das Areal mehrfach für Bauarbeiten benötigt, etwa, als das alte Lichtwarkhaus abgerissen wurde und hier Schutt und Materialien gelagert werden musste.
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Eine ähnliche Verwendung könnte bald wieder anstehen. Denn mit der neuen Grundschule, die nur einen Steinwurf entfernt gebaut wird, steht bereits die nächste Großbaustelle in der direkten Nachbarschaft an. Der LIG sei mit dem Bezirksamt im „Austausch darüber, inwieweit die Fläche zwischenzeitlich zum Beispiel für eine Baustelleneinrichtung eingesetzt werden soll“, heißt es tatsächlich aus der Finanzbehörde.
Ein langfristiger Zukunftsplan ist das nicht. Doch schon 2018, als die Hotel-Kino-Idee platzte, zeigten sich die Bezirkspolitiker wenig zerknirscht – und sahen keinen Anlass, eine Entscheidung „übers Knie zu brechen“, wie es damals hieß. Mit Blick auf die anstehenden Entwicklungen im Umfeld, wie Wohnungs- und Schulbau, bleibt die leere und zentrumsnahe Fläche auch aktuell vor allem eines: ein zusätzliches Ass im Ärmel.