Bergedorf. Ernüchterung Hamburg findet keinen Interessenten für Fläche am Sander Damm
Flächen für Bauvorhaben werden in Hamburg immer knapper. Dennoch ist der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) mit dem Versuch gescheitert, einen Investor für eine städtische Fläche in Bergedorf zu finden – trotz verkehrsgünstig guter Lage.
Ein Groß-Kino als Sockel, darüber ein Hotel mit in Bergedorf benötigten Gästebetten, alles verkehrsgünstig gelegen am Sander Damm – zwischen Vierlandenstraße und Weidenbaumsweg: Ideen eines potenziellen Investors haben vor geraumer Zeit die Fantasien beflügelt. Jetzt die Ernüchterung: Für das 3962 Quadratmeter große Areal am östlichen Ufer des Schleusengrabens (zwischen Opel-Dello und Ford-Krüll) fand sich kein einziger Bieter.
Inwieweit dabei das geltende Baurecht, die Ausweisung als Sonderfläche für Hotel und Gewerbe, sowie die Vorgabe der Gebäudehöhe (30 bis 45 Meter, elf Geschosse Plus) eine Rolle gespielt haben, lässt sich ohne Interessenten kaum beurteilen. Den Markt für neuen Büroraum, der für die Fläche ebenfalls zulässig wäre, sieht Hamburgs Finanzbehörde eher in Innenstadtlagen. Zu weiteren Überlegungen sei man derzeit mit dem Bezirk im Gespräch, sagt Pressesprecher Christopher Harms.
Bergedorf hat es nicht allzu eilig. Ruhe zu bewahren, hat schon mehrfach den Weg geebnet, so die Erkenntnis in Politik wie Verwaltung. In den Schleusengärten wächst nach Jahren Stillstand neben Hightech-Betrieben auch Wohnbebauung, die Hamburgs Wirtschaftsbehörde dort lange Zeit hatte verhindern wollen. Und jenseits des Curslacker Neuen Deichs wird kein grüner Logistikpark entstehen: Verzögerungen durch die notwendige Umsiedlung der geschützten Tellerschnecke sowie Bergedorfer Langmut haben die Fläche als Erweiterungsareal für die Schleusengärten gesichert.
Peter Gabriel, Vorsitzender des Bergedorfer Stadtentwicklungsausschusses, sieht keinen Grund zur Hektik. „Die Ausschreibung benannte sehr präzise Vorstellungen. Das hilft aber nichts, wenn sich keine Investoren finden“, stellt der Sozialdemokrat klar. „Einen Bedarf für solche Hotel- oder Büroflächen gibt es in Bergedorf offensichtlich derzeit nicht.“ Möglicherweise mache es Sinn, mal über eine B-Planänderung nachzudenken.
Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast und CDU-Fraktionschef Sven Noetzel, sonst selten einer Meinung, sehen derzeit ebenfalls beide keinen Grund zur Eile. „Das Planrecht wird zunächst nicht geändert“, ist der Rathauschef überzeugt. Zudem werde das Areal bald wieder „temporär genutzt“, wie schon in der Vergangenheit: Über längere Zeit hatte HamburgWasser von hier aus den Bau eines großen Schmutzwassersiels unter dem Schleusengraben hindurch betrieben. „Es geht wieder um eine Baustelleneinrichtung“, bestätigt Dornquast.
Auch Sven Noetzel will abwarten – aus mehreren Gründen: „Die Diskussionen um die Gebäudehöhen im Stuhlrohrquartier nebenan laufen. Es ist besser, nichts übers Knie zu brechen.“ Eine Plan-Änderung, um an dieser exponierten Stelle Wohnungsbau zuzulassen, ist aktuell schwierig, wissen alle drei Bauexperten.
Sven Noetzel setzt auf neue Rahmenbedingungen. Für Verkehrslärm gelten aktuell andere Regeln als für Gewerbelärm, etwa durch die benachbarten Autohäuser oder weitere Betriebe am Curslacker Neuen Deich. „Verkehrslärm kann ich durch Schallschutzfenster minimieren, um die gesetzlichen Normen in Wohnräumen einzuhalten.“ Anders bei Gewerbelärm: Hier müssten die zulässigen Höchstwerte bereits in 50 Zentimeter Abstand zur Hauswand eingehalten werden. Noetzel: „Eine komplette Glasfront vor eine Haus-Fassade zu setzen, ist aber einfach zu teuer.“
Und ein Hamburger Vorstoß im Bundesrat, „die TA-Lärm für Gewerbe zu ändern“, liegt jetzt bereits seit Monaten auf Eis. Noetzel: „Dieses Thema voranbringen, das sollte eine neue Bundesregierung. Doch auf die warten wir ja schon länger.“