Hamburg. In den Laden „Budwerk“ von Robert Reed kommen täglich Menschen, die Haschisch, Marihuana oder Cannabissamen kaufen wollen. Seine Pläne.

Am 1. April legalisierte Deutschland den Konsum von Cannabis unter bestimmten Bedingungen. Eine Entscheidung, die das Geschäftsmodell von Robert Reed durcheinander wirbeln könnte. Der 40-Jährige betreibt das „Budwerk“ in der Bergedorfer Schlossstraße und verkauft dort Produkte aus Hanf – auch solche mit dem bisher schon legalen Wirkstoff Cannabidiol (CBD). Geht in dem Geschäft in der Bergedorfer City jetzt auf einmal berauschendes Haschisch oder Marihuana über den Tresen?

„Seit Anfang April kommen jeden Tag noch ein, zwei Leute in den Laden und wollen Cannabis kaufen“, erzählt Reed. Dabei habe sich die Lage sogar schon beruhigt. „Am Anfang hat das Telefon gar nicht mehr aufgehört zu klingeln“, sagt der 40-Jährige. Auch zahlreiche Online-Anfragen seien täglich eingetrudelt. Tatsächlich hat sich das Sortiment in dem seit 2021 bestehenden Laden bisher noch nicht geändert. Denn die Legalisierung des Cannabis-Rauschs in Deutschland ist ein komplizierter, langwieriger und nicht immer ganz logisch erscheinender Prozess.

„Budwerk“ in Bergedorf: Betreiber will Cannabis-Club gründen

So gilt zum Beispiel weiterhin die sogenannte Rauschklausel für den bisher schon legalen Nutzhanf, aus dem die Produkte in Robert Reeds Laden bisher gewonnen werden. Der Gehalt an berauschendem Tetrahydrocannabidiol (THC) darf nur verschwindend gering sein. „Der Missbrauch zum Rausch muss ausgeschlossen sein. Das ist jetzt natürlich ein bisschen kurios, wo jeder Erwachsene 50 Gramm hochpotentes Cannabis zu Hause haben darf“, wundert sich Reed.

Auch der Anbau von bis zu drei Cannabispflanzen in den eigenen vier Wänden ist nun gesetzlich erlaubt. Die entsprechenden Samen darf Robert Reed aber immer noch nicht im „Budwerk“ verkaufen. Legal ist nur der Import aus dem Ausland, was über seinen Online-Shop möglich ist. Immer noch werden die Sendungen aber vom Zoll abgefangen und erreichen die Kunden nicht, berichtet Reed.

Ab 1. Juli könnte ein Anbauverein in Bergedorf entstehen

Sollte Cannabis irgendwann im Laden verkauft werden, sei dies sicher eine interessante Option für das „Budwerk“, sagt Reed. Doch das ist noch Zukunftsmusik. „Man wird dafür sicher eine Lizenz brauchen, und es ist noch nicht klar, wie teuer das wird“, nennt der Händler eine Unwägbarkeit. Deutlich konkreter sind seine Planungen, eine Anbauvereinigung, einen sogenannten Cannabis Social Club zu gründen. Die entsprechenden Regelungen sollen zum 1. Juli in Kraft treten.

Ein Teil der Fläche des Ladenlokals in der Bergedorfer Schlossstraße könnte dann zum Vereinsheim werden. Robert Reed würde den Anbau übernehmen und die Ernte nach den gesetzlichen Vorgaben an die registrierten Vereinsmitglieder verteilen. Gewinn machen darf der Verein damit nicht. „Durch den Verkauf von Zubehör könnte es sich für mich aber trotzdem lohnen“, sagt der 40-Jährige Geschäftsmann.

Händler Robert Reed verkauft auch viel an ältere Kunden

Robert Reed sieht den Anbauverein auch als ein Instrument zur verantwortungsvollen Abgabe von Cannabis. „Ich würde niemanden aufnehmen, der jünger als 21 Jahre ist“, so der 40-Jährige. Grundsätzlich gelte: Je später mit dem Konsum begonnen werde, desto besser. Auch von modernen, hochgezüchten Sorten mit sehr hohem THC-Gehalt hält er nicht viel. „Ich kenne junge Menschen, die davon Psychosen bekommen haben“, betont Reed.

Derzeit habe Budwerk viele ältere Menschen unter den Kunden, die CBD-Produkte wegen der erhofften schmerzstillenden oder beruhigenden Wirkung kaufen. Nach Einschätzung von Robert Reed konsumieren die meisten seiner Besucher weiterhin nur Produkte ohne berauschende Wirkung. Gleichzeitig bemerke er in seinem Umfeld durchaus, dass sich nun mehr Menschen eine Hanfpflanze auf den eigenen Balkon stellen.

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„Leute zeigen mir stolz Handyfotos von ihren Pflanzen“, berichtet Reed, der sich über diese Entwicklung für Privatleute freut: „Die Menschen wollen nicht mehr im Park rumstreunen und zwielichtige Leute ansprechen müssen, um an Cannabis zu kommen.“

Als Geschäftsmann zieht der 40-Jährige ein gemischtes Fazit der bisherigen Schritte zur Legalisierung: „Ursprünglich herrschte natürlich Goldgräberstimmung in der Branche. Jetzt ist meine Euphorie etwas gedeckelt.“ Trotzdem sieht er den kommenden Entwicklungen mit Spannung entgegen und verfolgt die Rechtslage genau: „Natürlich wollen wir einen Fuß in die Tür bekommen.“