Bergedorf. Aufatmen bei den Hamburg Swans: Stunden nach dem dramatischen Rettungseinsatz beim Spiel in Bergedorf kam die Entwarnung.

Das ist noch einmal gut gegangen. Der dramatische Rettungseinsatz beim Spiel der Hamburg Swans in der American-Football-Regionalliga gegen die Hannover Grizzlies hat einen glimpflichen Ausgang gefunden. „Unser Spieler ist nicht so schwer verletzt wie befürchtet“, betonte Swans-Sprecher Martin Kirmse.

Jean-Pierre Kluth, Running Back der Swans, war bei einem seiner vielen Läufe kurz vor Schluss unglücklich zwischen die gegnerischen Verteidiger geraten und anschließend benommen liegen geblieben. Minutenlang musste er danach behandelt werden, zunächst von den Physiotherapeuten und einem Hannoveraner Spieler, dann von den Sanitätern des eilig herbeigerufenen Rettungswagens.

Hamburg Swans: Verletzter Footballspieler auf dem Weg der Besserung

Die Partie war etwa eine halbe Stunde lang unterbrochen. Schließlich wurde Kluth, der sich nicht wieder erheben konnte, ins Unfallkrankenhaus Boberg gebracht. „Er ist wohl am Kopf und im Nackenbereich getroffen worden“, erläuterte die Swans-Trainerin Nina Schulz. „Das wird jetzt alles vorsorglich angeschaut.“

Hamburg Swans - Hannover Grizzlies 7:12, 11. Mai 2024
Mit vereinten Kräften bringt die Defense der Hamburg Swans (in Weiß) einen Spieler der Hannover Grizzlies zu Fall. © Volker Koch | Volker Koch Hamburg:

Stunden später kam dann die Entwarnung aus dem Krankenhaus. „Er ist schon wieder auf dem Weg der Besserung“, bestätigte Kirmse. „Er hat zwar eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, aber die Wirbelsäule ist unverletzt geblieben.“ Wie lange Kluth, der als Neuzugang von den Hamburg Pioneers zum Team der TSG Bergedorf gewechselt war, nun ausfällt, ist unklar.

Zum Geburtstag gab es eine Dusche für die Trainerin

Der Unfall überschattete ein großes Fest des Sports. Rund 600 Zuschauer hatten bei Prachtwetter die 7:12-Niederlage gegen die Hannover Grizzlies verfolgt. Es war ein verdienter Sieg der Gäste. Hannover hatte über die gesamte Begegnung hinweg mehr gelungene Offensivaktionen zu verzeichnen als die harmlosen Gastgeber.

„Meine Spieler waren etwas nervös, haben uns anfangs viele Strafen eingefangen. Dabei hatten wir extra noch vorher ein Testspiel gemacht“, hatte Schulz beobachtet, die am Tag vor dem Spiel ihren 38. Geburtstag feierte und dafür von ihrem Team eine kleine Dusche abbekam.

Ein Amerikaner in Bergedorf: Shelton Willis spaziert zur Gäste-Führung

Von den guten Ansätzen, die beim 6:55 gegen den Erstligisten Kiel Baltic Hurricanes trotz der klaren Niederlage noch zu erkennen gewesen waren, blieb gegen Hannover nicht viel übrig. Das ideenlose Angriffsspiel des TSG-Teams verfing nur selten. Auf der Gegenseite lief Grizzlies-Quarterback Shelton Willis schon in der ersten Hälfte zum Touchdown und sorgte so im Alleingang für Hannovers 6:0-Führung zur Halbzeitpause. Der 26-jährige Amerikaner spielte schon als Teenager in seinem High-School-Team in Daytona Beach (Florida) auf der Quarterback-Position, verfügt also über langjährige Erfahrung als Spielmacher.

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Verpflichtungen solcher Qualität sind in Bergedorf mangels finanzieller Mittel nicht möglich. Umso bitterer ist es für die Hamburg Swans, dass sich die Regionalliga-Saison von zehn auf sechs Partien verkürzt hat. Die Hamburg Blue Devils haben sich vom Wettbewerb zurückgezogen, weil sie nicht genügend Spieler zusammenbekommen haben. Die Wolfsburg Blue Wings wurden disqualifiziert, weil sie nicht genügend Jugendteams als Unterbau aufweisen konnten.

Die neuen Umkleidekabinen am Ladenbeker Weg sind noch nicht fertig

Somit haben die Hamburg Swans in diesem Sommer nur drei statt fünf Heimspiele. Das sind Einnahmen, die schmerzlich fehlen. Nach der Partie gegen Hannover folgt als Nächstes am 1. Juni das Heimspiel gegen die Braunschweig Lions II (15 Uhr, Ladenbeker Weg). Danach müssen die American Footballer der TSG Bergedorf dreimal in Folge auswärts ran, zunächst in Elmshorn (29. Juni), dann in Hannover (21. Juli) und schließlich in Braunschweig (3. August), bevor das Heimspiel gegen den Staffelfavoriten Elmshorn Fighting Pirates am 31. August den Saisonabschluss bildet (15 Uhr, Ladenbeker Weg).

Hinzu kommt, dass die Anlage am Ladenbeker Weg nur halb fertig geworden ist. Die neuen Kabinen sind noch nicht benutzbar, da Wasser und Strom fehlen, ebenso wie die geplante Solaranlage auf dem Dach. Die kann noch nicht hingebaut werden, weil ein Schutzgitter fehlt, das die Solarmodule vor heranfliegenden Bällen schützen würde. So fanden sich die Bergedorfer in den altbekannten Kabinen wieder, die Gäste aus Hannover bogen in der Halbzeitpause gleich ab in den nahe gelegenen Park.

Teuflische Unterstützung für die TSG-Footballer durch „Bluezifer“

All das mindert natürlich die Freude am Sport. Trotzdem war es bis zum Rettungswagen-Einsatz ein stimmungsvolles Event. Viele Zuschauer hatten sich Stühle mitgebracht, campierten am Spielfeldrand. Für die Unterhaltung der Kinder sorgte „Bluezifer“, das Maskottchen der Hamburg Blue Devils. „Ich habe ja in dieser Saison kein eigenes Team mehr“, erläutert Andreas Nüßgen, der sich unter der Teufelsmaske verbirgt. „Daher möchte ich auf anderen Plätzen für Stimmung sorgen. Wir Hamburger Vereine müssen zusammenhalten.“

Hamburg Swans - Hannover Grizzlies 7:12, 11. Mai 2024
Andreas Nüßgen in seiner Rolle als „Bluezifer“, dem Maskottchen der Hamburg Blue Devils, fiebert mit Plastikschwan in der Hand mit den Hamburg Swans mit. © Volker Koch | Volker Koch Hamburg:

Bereits seit 2006 ist Nüßgen das Maskottchen der Blue Devils, eine Rolle, die er mit Begeisterung ausfüllt – selbst einmal bei einem Spiel in Mannheim bei 42 Grad. „Tiermaskottchen haben es aber leichter, weil sie die Kinder an ihre Plüschtiere erinnern“, hat Nüßgen beobachtet. „Vor einem Teufel haben sie immer erst ein wenig Respekt.“ Zumindest einmal durfte „Bluezifer“ in Bergedorf einen Touchdown der Swans durch Mike Oliviera bejubeln. Für mehr reichte es nicht, denn das Bergedorfer Spiel blieb wie das Ambiente drumherum: unvollendet. Doch schnell konnte „Bluezifer“ die Herzen der Kinder gewinnen und vertrieb so die bedrückenden Bilder vom Rettungswagen-Einsatz.