Lohbrügge. Denkmalgeschütztes Gebäude ist so marode, dass einzelne Räume unbenutzbar sind. Doch die Stadt Hamburg hat die Sanierung vertagt.
Sie leiten die Lola seit 32 Jahren. Wie alle, die das Stadtteilkulturzentrum in der Lohbrügger Landstraße 8 kennen und lieben, sind Petra Niemeyer und Susette Schreiter mit ihr gealtert – oder eben: durch sie jung geblieben. Zu tun gibt es hier immer etwas. Im Moment macht das Haus, Baujahr 1904, die größten Probleme. „Wir haben über die Jahrzehnte gelernt, mit wenig auszukommen und kreativ zu sein. Wir haben das Vorderhaus mit eigenen Händen renoviert und pflegen es so gut wir können“, sagt Petra Niemeyer. Sie sagt auch, dass jetzt eine Grenze erreicht sei.
Eigentümerin des einstigen Lohbrügger Gemeindehauses, das bis Ende der 1980er-Jahre Polizeistation war, ist die Stadt Hamburg. Verwaltet wird es, wie fast alle öffentlichen Gebäude der Stadt, von der Sprinkenhof GmbH. Die Saalanbauten hat die Lola-Geschäftsführung 1994 und 2004 politisch durchgesetzt und selbst gemanagt. Planungskosten wurden nie exorbitant überzogen: „Wir haben immer solide geplant, Geld eingeworben, und was nicht ging, das wurde eben vertagt“, so Petra Niemeyer. Die Sprinkenhof wurde erst in den letzten Jahren aktiv. Im September bescherte sie der Lola dann eine Baustelle, die auf der Prioritätenliste der Betreiberinnen so gar nicht vorgesehen war.
Immer wieder Baustellen an der Lola – doch die feuchten Wände wurden nie beseitigt
Im September 2023 begannen die Bauarbeiten zur einheitlichen Überdachung der beiden Saalanbauten bei laufendem Veranstaltungsbetrieb. Alles und jeder musste über die Baustelle geführt werden. Monatelang wurde improvisiert. Dazu kamen die Zumutungen des nassen Winters, skizziert Susette Schreiter das Problem: „Bei starkem Regen fließt das Wasser über den Leuschnerpark zu uns in die Senke. Regnet es noch stärker, kommt es auf der Lohbrügger Landstraße aus den Sielen hoch und schießt auf unsere Einfahrt. Die Drainage schafft das nicht, und das Foyer steht unter Wasser.“
Im vergangenen Winter türmte die Lola-Crew in nächtlichen Einsätzen sogar Sandsäcke im Eingangsbereich auf, um das Schlimmste zu verhindern. Jetzt, nach erfolgreicher Überzeugungsarbeit bei der Sprinkenhof, kommt wenigstens kein Wasser mehr vom Dach dazu. Im April wurde das Siel-System an der Lola erneuert. Große Rohre liegen jetzt in der Erde, die das Wasser aus der (vermutlich zu kleinen) Dachrinne der Saalanbauten auf neuen Wegen ableiten.
Biergarten-Eröffnung musste auf Ende Mai verschoben werden
Weil das Regenwasser während der Bauarbeiten von September bis April in die Senke abgeflossen ist, fiel die geplante Eröffnung des Biergartens am 1. Mai ins Wasser. Bis Mitte Mai sollen nun Schutt- und Sandberge abgetragen und das Sonnensegel gesetzt sein. Ab Ende Mai können Besucher der Lola-Bar dann endlich wieder draußen sitzen, hoffen die Lola-Chefinnen.
Vom Biergarten zurück zur Straße. Hier geht der bange Blick die ganze Fassade hinauf bis zum Giebel: Das gesamte Mauerwerk des 120 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäudes ist seit Jahren schon so feucht, dass Wasser durch alle vier Fenster ins Innere eindringt. Die hölzernen Einfassungen zerbröseln, bei Frost platzen sogar die Steine auf. „Mehrmals schon war in den oberen Stockwerken alles schwarz vor Schimmel“, berichtet Petra Niemeyer.
Maler kommt jetzt regelmäßig – aber er kann die Probleme nur überstreichen
Ende 2022 kam der Maler zum ersten Mal, konnte den Befall aber nur provisorisch entfernen, indem die feuchten Stellen einfach übermalt wurden. „Inzwischen wandert die Feuchtigkeit samt Schimmel vom Dachbereich bis runter bis in unsere Büros, die an der Straßenseite liegen. Die können wir nicht mehr nutzen.“ Gemeinsam mit zwei Kolleginnen muss sich Petra Niemeyer seither jeden Tag aufs Neue irgendwo im Haus einen Arbeitsplatz suchen. Und das in einem Kulturzentrum, in dem sich neun Teilzeitkräfte vier Computer teilen und viele Initiativen und Besucher die Gruppenräume fast im Stundentakt belegen.
Seit 2022 schickt Susette Schreiter beharrlich Aufnahmen vom Schimmelbefall an die Sprinkenhof. Die konterte zuerst mit den Regeln zum richtigen Heizen und Lüften, ärgert sich Petra Niemeyer – und lacht: „Es dauert, bis Susette schreit. Aber als man ihr erklärt hat, wie wir hier lüften sollen, da ist sie durchgedreht.“ Fakt ist: Das historische Gebäude ist ungedämmt, die alten Heizkörper sitzen an den falschen Stellen. Fakt ist aber auch, dass die Kosten durch den Denkmalschutz, der zum Beispiel verlangt, dass Backsteine zur Ausbesserung der Fassade im Stil des Bestandes neu gebrannt werden müssen, derart in die Höhe steigen, dass die eigentlich für dieses Jahr angepeilte Fassadensanierung gerade auf Sommer 2025 verschoben wurde.
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„Bis dahin kommt nun also regelmäßig der Maler – und drei Stunden später sind die ersten Wasserflecken wieder da“, ärgert sich Petra Niemeyer. Homeoffice wäre eine Idee, ist für sie und ihre Lola-Kollegen aber keine Alternative: „Wir geben Schlüssel aus und müssen vor Ort sein, bei Veranstaltungen oft auch abends und bis spät in die Nacht.“
Um das zweite Stockwerk nach der Fassadensanierung für alle nutzbar zu machen, wäre zudem ein Aufzug unverzichtbar. Denn immer mehr Besucher schaffen die Treppe hinauf kaum noch, bleiben den Angeboten deshalb fern. Deshalb hat die Lola-Geschäftsführung über das neue Innenstadt-Entwicklungsprogramm Rise bereits Zuschüsse beantragt. Die baulichen Voraussetzungen zum Einbau sind laut Susette Schreiter gegeben, schließlich sei ein Lift eigentlich schon zur Lola-Einweihung 1992 geplant gewesen, damals aber aus Kostengründen zurückgestellt worden. „Außerdem waren wir da ja alle noch jung“, sagt Petra Niemeyer und lacht.