Hamburg. Magische Zaubersprüche, Butterbier und ein weißer Hirsch über dem Altar: Nächsten Sonntag beten Potter-Freunde wieder gemeinsam.
Da war die Kirche so richtig knackevoll, und alle saßen an vier langen Tischen wie im Saal der schottischen Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei: Zu einem „zauberhaften Gottesdienst“ hatte Pastor Jonas Goebel in die Auferstehungskirche eingeladen und erschien selbst mit einem schelmischen Lächeln, während vom Rednerpult aus die Eule Hedwig ins Lohbrügger Gotteshaus schaute. Natürlich durfte auch ein Hexenbesen am Altar nicht fehlen.
Von der Orgel ertönten Auszüge der Filmmusik, dazu waren Ausschnitte aus dem Buch der englischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling zu hören, die 1997 ihren ersten von sieben Potter-Bänden herausgab – und damit eine imposante Erfolgsgeschichte schrieb: Seither wurde die Buchreihe weltweit über 500 Millionen Mal verkauft und in 80 Sprachen übersetzt. Allein auf Deutsch wurden über 33 Millionen Harry-Potter-Bücher verkauft.
Harry-Potter-Gottesdienst: 160 Besucher in der Auferstehungskirche
„Wir hatten immer mehrere Lesezeichen drin, weil mein Vater und ich gleichzeitig in einem Band lasen, dem anderen natürlich nichts verraten durften“, erinnert sich der 35-jährige Pastor an seine Kindheit: „Irgendwie war ich auch immer ungefähr gleich alt wie Harry Potter und die anderen Darsteller.“
Am Sonntag, 21. April, bestaunten 160 Gäste die vielen „Kerzen“ – gebastelt aus Klorollen – an der Kirchendecke, auch wurden die Gläubigen mit bezaubernden Köstlichkeiten verwöhnt wie kleine Schoko-Bohnen, Parmesan-Hüte und alkoholfreies Butterbier: „Unser Team hat sehr lange geübt und gekocht, bis Malz und Butter irgendwie gut schmeckten. Ähnlich war es literweise beim selbst gemachten Kürbissaft“, erzählt der Pastor, der sich die Grundidee aus einer Wandsbeker Gemeinde abgeguckt hat.
Einen weiteren Harry-Potter-Gottesdienst gibt es am 28. April
Aber keine Sorge: Das alles lässt sich noch einmal erleben, denn am Sonntag, 28. April, wird es erneut von 17 Uhr an einen solchen Gottesdienst geben, bei dessen Predigt es sich um den Zauberspruch „Expecto Patronum“ dreht. „Der Spruch hätte auch durchaus von Jesus hätte stammen können, denn er heißt übersetzt, dass ich meinen Schutzherren erwarte“, meint Pastor Goebel. Direkt über der Jesusfigur ließ er einen riesigen weißen Hirsch an die Wand projizieren, das väterliche Schutztier des kleinen Zauberers, der – ähnlich wie alle irdischen Wesen – erst einmal herausfinden muss, was Gut ist und was Böse.
„Aber es gibt auch einen großen Unterschied!“, betont Jonas Goebel: „Für einen Zauberspruch muss ich gut und lange üben. Das gilt für ein Gebet zu Gott zum Glück nicht, wenn ich zum Beispiel Jesus darum bitte, die Dunkelheit zu vertreiben.“
Wer mag, darf auch verkleidet kommen und mit Zauberstab im Gottesdienst dabei sein. „Vergangenen Sonntag bin ich in meinem Talar gar nicht so aufgefallen zwischen all den schwarzen Gewändern“, sagt Goebel, der sich über weinrote Krawatten und Schals freute und über viele Kinder mit runder Brille. Sie bestaunten vor allem die feurigen Tricks: Dass ein Notizbuch und eine Geldbörse brannten, hatten sie vor allem Jonas Bodewig zu verdanken, der sich gern an Brandschutzschulungen bei der Freiwilligen Feuerwehr Lohbrügge erinnert.
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Auch „Harry- Potter-Neulinge“ dürfen natürlich mitfeiern. Dann allerdings ist es schon etwas schwieriger herauszufinden, welches Zitat aus dem Paulusbrief stammt oder von Zauberschuldirektor Albus Dumbledore, dem großen Meister. Vorab können sie sich gut einstimmen, denn NDR 90,3 hat bereits einen Radiobericht gebracht und auch die Kirche verweist auf ihre Mediathek: https://kap-kirche.de/mediathek.