Hamburg. Der Sozialdemokrat aus Ochsenwerder wird 85 Jahre alt und liegt im Bethesda-Krankenhaus in Bergedorf. Wie es dazu gekommen ist.
Seinen 85. Geburtstag hatte sich Peter Gabriel anders vorgestellt. Eigentlich wollte der SPD-Politiker, der seit fünf Jahren Präsident der Bergedorfer Bezirksversammlung ist, im Haus im Park zusammen mit Familie, Freunden und „Berufskollegen“ aus der Bergedorfer Politik feiern.
Doch am Donnerstag (18. April) rutschte Gabriel unglücklich in der Dusche aus und brach sich das linke Bein. Nun liegt er mit einem Oberschenkelhalsbruch im Bethesda-Krankenhaus. Dort wird er am Sonntag (21. April) vermutlich besonders viele Besucher empfangen, denn dann hat der in Ochsenwerder wohnende Politiker Geburtstag.
Bergedorf: Peter Gabriel (SPD) liegt mit gebrochenem Bein im Krankenhaus
Gabriel wurde 1939 geboren, dem ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Dessen Auswirkungen sollte er schnell zu spüren bekommen: 1943 wurde seine Familie in Hamm ausgebombt. „Ich hab’ die Bilder noch immer vor Augen: Mit nasser Decke über dem Kopf liefen meine Mutter, meine Schwester und ich durch brennende Straßen“, erinnert sich Gabriel.
Im selben Jahr starb sein Vater im Krieg. Die kleine Familie kam bei der Schwester der Mutter unter, die am Reitdeich in Reitbrook lebte. Gleich daneben befand sich ein Arbeitsdienstlager.
Er mischt bereits seit Jahrzehnten in der Bergedorfer Politik mit
Peter Gabriel besuchte die Schule an der Allermöher Kirche, die neunte Klasse absolvierte er in Allermöhe oberwärts. Viele Jahre später, im Jahr 1963, lernte der junge Mann bei einer Geburtstagsfeier in der Nachbarschaft Marianne Stöber kennen. Das Paar ist mittlerweile seit 60 Jahren verheiratet.
Peter Gabriel mischt bereits seit Jahrzehnten in der Bergedorfer Politik mit. Sein Interesse gilt vor allem der städtebaulichen Entwicklung des Bezirks. Gabriel ist Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses, dessen Vorsitz er fast 30 Jahre innehatte, des Unterausschusses für Bauangelegenheiten und – als Präsident der Bezirksversammlung automatisch – des Hauptausschusses.
Die Vier- und Marschlande dürfen „nicht durch massive Angriffe zerstört“ werden
Seine Heimat liegt dem Politiker am Herzen: „Die Lebensader des Landgebietes sind vor allem Landwirtschaft und Gartenbau. Landwirtschaftliche Nutzflächen stellen eine besonders wertvolle Ressource dar. Diese Flächen müssen unbedingt für die landwirtschaftliche Nutzung erhalten bleiben, soweit diese nicht im Einzelfall für eine notwendige bauliche Entwicklung in einer wachsenden Stadt unerlässlich sind. Deshalb müssen Ausgleichs- und Ersatzflächen möglichst im Einklang mit einer nachhaltigen und naturverträglichen landwirtschaftlichen Nutzung geschaffen werden“, informiert er auf den Internetseiten der Bergedorfer SPD-Fraktion.
Man müsse gemeinsam dafür sorgen, dass das Landgebiet mit seiner Kulturlandschaft sowie vielen Freizeit- und Erholungsangeboten „nicht durch massive Eingriffe zerstört“ wird.
Bürger bringen sich mehr in die Lokalpolitik ein – und halten mit Kritik nicht hinterm Berg
„Politik ist ein gutes Training, um fit im Kopf zu bleiben“, sagt Gabriel. Er und seine Frau traten 1972 in die SPD ein, weil sie von der Politik Willy Brandts so beeindruckt waren. Schon kurz darauf engagierte sich Peter Gabriel in der Lokalpolitik, war er Mitglied des Ortsausschusses. Dem Ausschuss, der inzwischen Regionalausschuss heißt, blieb er bis vor fünf Jahren treu – 45 Jahre lang. In der Bezirksversammlung sitzt Gabriel seit Mitte der 80er-Jahre. Er ist dort das dienstälteste Mitglied.
Ihm seien Ungerechtigkeiten und Kungeleien stets zuwider gewesen, betont Peter Gabriel. Umso aufgebrachter war er, als Anfang der 70er-Jahre auf einem Grundstück am Ochsenwerder Landscheideweg, für das er einen ablehnenden Baubescheid erhalten hatte, das Haus eines anderen stand. Die lapidare Antwort auf seine Nachfrage: „Dessen Bauantrag war genehmigt worden, weil er in einer Partei aktiv ist.“ Derartiges wollte Gabriel künftig verhindern und trat dem SPD-Ortsverein bei.
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Gabriel freue sich, dass sich die Bürger heute mehr in die Lokalpolitik einbringen als noch vor einigen Jahrzehnten. Gabriel nehme es deshalb auch gern in Kauf, wenn er und seine Politikerkollegen für Entscheidungen, die nicht überall gut ankommen, direkt kritisiert werden.
Er investiert einen großen Teil seiner Zeit in die politische Arbeit. Dabei sei die Arbeit des Präsidenten der Bezirksversammlung, der das Gremium gegenüber den Fachbehörden bei grundsätzlichen Fragen vertritt, gar nicht so zeitintensiv, eher die themenbezogene Arbeit in den Ausschüssen, betont Gabriel. Zwei bis drei Ausschuss- oder Fraktionssitzungen besuche er pro Woche. „Häufig treffen wir uns inzwischen online. Das spart viel Zeit, ist sehr praktisch.“
Das Ehepaar Gabriel mag Tiere, hält in Ochsenwerder zwei Hunde und zwei Pferde
Die Gabriels haben einen Sohn (Jens, 58) und einen Enkelsohn (Leon, 15). Der Senior hat den Beruf des Elektrikers gelernt, umgeschult und lange Jahre für eine Rentenversicherung gearbeitet. In seiner Freizeit beschäftigt sich Gabriel gern mit seiner riesigen Modelleisenbahn, den beiden Pferden und den beiden Hunden Maxi (16) und Merlin (7). „Schon als Kind gab es bei uns zu Hause viele Tiere.“
Peter Gabriel will für die Bezirkswahlen im Juni nicht wieder antreten, sich weder für die Bezirksversammlung noch für einen der anderen Ausschüsse zur Wahl stellen. Nach einem halben Jahrhundert in der Lokalpolitik wird er sich komplett zurückziehen, „um Jüngeren Platz zu machen“.
Die Geburtstagsfeier im Haus im Park will der Sozialdemokrat in jedem Fall nachholen
Die Geburtstagsfeier im Haus im Park will der Senior in jedem Fall nachholen, „sobald es mir möglich ist“. Noch ist unklar, wie lange er im Krankenhaus bleiben muss: „Die haben hier zumindest schon den Essensplan für Montag mit mir besprochen.“