Bergedorf. „Diaspora“ von Fahed Halabi geht unter die Haut: Seine Werk blicken tief in die Seele – auch die des Betrachters. Sonntag Vernissage.
Wie verzweifelt muss jemand sein, der seine Heimat verlässt? Ein Gefühl davon vermittelt die neue Ausstellung im Künstlerhaus Bergedorf. „Diaspora“ hat Maler Fahed Halabi seine eindrucksvolle Schau genannt, die am Sonntag, 21. April, um 15 Uhr am Möörkenweg 18 zur Vernissage lädt.
Gezeigt werden Werke aus verschiedenen Schaffensphasen des syrisch-israelischen Künstlers, der nach verschiedenen Stationen in Europa schon seit elf Jahren in Hamburg lebt, mit Atelier an der Leverkusenstraße in Altona. Selbst ist der 52-Jährige zwar kein Flüchtling, leidet wegen seiner Wurzeln in den Golanhöhen zwischen Syrien und Israel aber mit den vielen Tausend Menschen, die heute nach Europa strömen: „Allein 2023 sind über 6000 von ihnen im Mittelmeer ertrunken. Eine Tragödie. Und es wird immer schlimmer, potenziert noch durch den Rechtsruck in vielen europäischen Ländern.“
Fahed Halabi gibt den Flüchtlingsströmen Gesichter junger Menschen
Um das erfassen zu können, entwickelt sich seine Malerei rasant weiter. Sie zeigt das Drama mit sich wandelnden Techniken in Acryl auf Leinwand. Fahed Halabis Stil ist dabei gar nicht plakativ, sondern eher hintergründig, was sogar ihn noch weit eindrucksvoller macht. Natürlich finden sich Szenen schemenhafter Boote oder nebelverhangener Flüchtlingskolonnen, die für sich schon ein gewisses Unbehagen auslösen. Doch seit gut zwei Jahren, seit Halabi die neue Dramatik an Europas Grenzen ausmacht, wird seine Kunst persönlich.
Jetzt zeigt der Hamburger Menschen auf der Flucht, vor allem Jugendliche und auch Kinder. Er zeigt sie in kräftigen Farben mit fast fotografischer Genauigkeit. Dazu gehört auch sein aktuellstes Werk, das Bild eines afrikanischen Jungen auf einem Felsen an der Küste. Er schaut auf den Betrachter, der immer mehr von der tiefen Melancholie gefesselt wird, die in diesem Blick steckt: Was mag den Jungen bewegen? Ist es der Traum vom fernen Europa, das Heimweh beim Blick zurück nach Afrika? Oder die Trauer um die ertrunkenen Eltern?
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Fahed Halabi verleiht der „Diaspora“ so einen hochaktuellen Bezug. Sie wird befreit vom traditionellen Bezug auf die Vertreibung der Juden aus Palästina und übertragen auf die vielfältigen Flüchtlingsströme unserer Tage. Halabi macht sie menschlich, indem er ihnen Gesichter gibt: „Ich möchte den Schmerz der Menschen zeigen, die sich entscheiden mussten, ihre Heimat zu verlassen und ins Unbekannte aufgebrochen sind.“
Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 28. April, im Künstlerhaus Bergedorf am Möörkenweg 18 zu sehen. Geöffnet ist am Wochenende jeweils von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0175/8041053. Für den letzten Tag ist ab 15 Uhr eine feierliche Finissage geplant.