Hamburg. Der Platz in Bergedorf war bisher nach einem Profiteur der Nazis benannt. Die Politik hat nun einen neuen Namensgeber ausgesucht.
Anwohner im Nettelnburger Süden werden sich demnächst an ein neues Straßenschild gewöhnen müssen. Denn der Elingiusplatz, der vom Hackmackbogen abzweigt, soll nach dem Willen der Politik in Zukunft Otto-Möller-Platz heißen. Die Bergedorfer Bezirksversammlung stimmte am Donnerstagabend (4. April) für die Umbenennung und schloss sich damit dem Votum des Hauptausschusses an. Der Grund für die Umbenennung liegt im düstersten Kapitel der jüngeren deutschen Vergangenheit.
Der bisherige Namensgeber, der Architekt Carl Erich Elingius (1879-1948) hat zwar zahlreiche Spuren im Hamburger Stadtbild hinterlassen – er entwarf unter anderem Kontorhäuser am Rödingsmarkt und der Schauenburger Straße sowie das Verwaltungsgebäude der Hamburg-Mannheimer Versicherung – doch er war auch seit 1933 Mitglied der NSDAP und nahm im großen Umfang Aufträge der Nazipartei entgegen.
Straßennamen: Elingiusplatz soll in Zukunft Otto-Möller-Platz heißen
Nach Ansicht der Hamburger Expertenkommission war Elingius damit Profiteur des Regimes und wirkte entscheidend an den Plänen der Nazis für ein „Neues Hamburg“ mit. Einen Platz nach dem Architekten zu benennen, verletzt laut Kommission damit „heutige Wertvorstellungen eklatant“. Elingius war nach dem Krieg im Rennen um die Gestaltung der geplanten Grindelhochhäuser. Aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft entzog ihm aber die britische Militärverwaltung den Auftrag.
Der neue Namensgeber Otto Johann Heinrich Möller, geboren 1888, bezahlte seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus dagegen mit dem Leben. Der Glasmacher lebte seit dem Jahr 1912 im Weidenbaumsweg in Bergedorf und zog 1933 nach Alt-Nettelnburg.
Er war seit 1930 Maschinenwart bei Blohm+Voss und schloss sich der Widerstandsgruppe „Bästlein-Jacob-Abshagen“ an, die unter anderem ausländische Zwangsarbeiter unterstützte und versuchte, die Rüstungsproduktion zu sabotieren. Die von drei KPD-Mitgliedern gegründete Gruppe hatte etwa 300 Mitglieder und war in 30 Hamburger Betrieben aktiv.
70 Mitglieder der Gruppe „Bästlein-Jacob-Abshagen“ wurden hingerichtet
Im Oktober 1942 deckten die Nazis die Aktivitäten der Gruppe auf und verhafteten mehr als 100 Mitglieder, darunter auch Otto Möller. Er kam in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt (Holstenglacis 3). Wegen „Feindbegünstigung“ wurde er zu einer Zuchthausstrafe in Celle verurteilt.
Kurz vor Kriegsende deportierten ihn die Machthaber ins Zuchthaus Bützow-Dreibergen. Möller starb wohl an der Ruhr, entweder während des Transports oder als KZ-Häftling im Lager Bützow. 70 Mitglieder der Gruppe „Bästlein-Jacob-Abshagen“ wurden zwischen 1942 und 1945 hingerichtet.
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Der Elingiusplatz ist einer von elf Straßen und Plätzen in Hamburg, die nach Ansicht der Kommission umbenannt werden sollen. Ebenfalls betroffen ist die bisherige Schorrhöhe. Richard Schorr, ehemaliger Direktor der Sternwarte in Bergedorf, hatte unter anderem mehrere ihm verhasste Astrologen bei der Gestapo denunziert. Neuer Namensträger wird Karl Arnold Schwaßmann, der ebenfalls als Astronom an der Sternwarte arbeitete, aber mehr Distanz zum Regime wahrte.