Hamburg. Es soll ein „Baum der Demokratie“ gepflanzt werden und der Platz einen Namen bekommen. Warum beides gute Aussichten auf Erfolg hat.

Es war ein starkes Zeichen für die Demokratie mitten in Bergedorf, als am 2. März 2024 rund 2000 Menschen für Frieden und gegen Hass, Ausgrenzung und nationalistische Parolen auf die Straße gingen und demonstrierten. Um dieses Ereignis „Bergedorf gemeinsam für Demokratie“ dauerhaft in den Köpfen zu halten, sind aus dem Rathausbündnis gegen rechts zwei Ideen für den Platz entstanden, auf dem die Friedensdemo stimmungsvoll endete.

Auf dem Bahnhofsvorplatz zur Bergedorfer Seite hin soll der „Baum der Demokratie“ gepflanzt werden: also mehr Grün statt Grau. Und er soll einen Namen erhalten: Esther-Bejarano-Platz.

Hamburg Bahnhof: Neue Ideen für Bergedorfs Bahnhofsvorplatz

Den „Baum der Demokratie“ hat sich Bernhard Nette, seines Zeichens Sprecher des DGB/Kulturhaus SerrahnEins, ausgedacht. Er könnte sich sehr gut ein großes Gewächs auf der kahlen Steinfläche nicht nur wegen des Erinnerungsgedankens an die Kundgebung, sondern auch als neuen Treffpunkt für alle Menschen vorstellen.

Von Jörg Froh (CDU), der die Baum-Idee ebenfalls sympathisch findet und auch beim Bündnis gegen rechts dabei ist, kam der Einwand, wegen der freizuhaltenden Rettungswege vor dem Bahnhof eher die Dreiecksfläche zwischen Bergedorfer Tor und ZOB ins Visier zu nehmen. Nette ist davon nicht so überzeugt, denn diese Fläche sei eher eine Passierfläche mit wenig Publikumsverkehr: „Mir schwebt ein positives Symbol für Demokratie vor, das an einem zentralen Ort gesehen werden muss.“ Welche Baumart es sein soll, ist noch offen.

Warum der Gedanke der Bergedorfer Koalition behagt

Seine Idee sei unter den Bündnisteilnehmern gut angekommen, so Nette – darüber hinaus schlug Stefan Thomsen (Vorsitzender Jugendhilfeausschuss) vor, dem Bahnhofs- oder CCB-Vorplatz mit Esther-Bejarano-Platz einen offiziellen Namen zu geben.

Das sei eine Würdigung nicht nur der eindrucksvollen Lebensgeschichte der Autorin sowie KZ- und Holocaust-Überlebenden, die vor drei Jahren im Alter von 96 Jahren starb: „Sie hat durch viele öffentliche Auftritte in Schulen, in politischen Gremien einen Bezug zu Bergedorf gehabt“, meint Bernhard Nette.

Hoffnung auf einen interfraktionellen Antrag

Ermutigt durch das ausnahmslos positive Echo aus dem Rathausbündnis, haben Nette/Thomsen nun alle Fraktionen der Bezirksversammlung (bis auf die AfD) angeschrieben. Im Sinn haben die Gedankengeber, dass daraus ein interfraktioneller Antrag für eine der nächsten Bezirksversammlungen erwachsen könnte. Das kann sich Katja Kramer, Fraktionschefin der Bergedorfer SPD, auch gut vorstellen.

Baum- und Bejarano-Vorschlag für den Bahnhofsvorplatz passen insofern ins Konzept der Genossen, als dass sie aktuell gemeinsam mit den Koalitionspartnern Grüne und FDP ohnehin darüber nachdenken, den eher tristen Platz aufzuhübschen und vor allem zu begrünen. Hierzu wird gerade an einem Antrag gearbeitet.

Alternatividee der kleinen Stadtwäldchen

Dazu sprachen Kramer und ihre Parteikollegen zuletzt mit dem Verein Miya, Spezialist für Innenstädte-Begrünungen. Die könnten auf ausgewählten Flächen der Bergedorfer City Grün- und Grasstreifen, Blühwiesen oder sogar kleine Stadtwälder (nicht größer als 100 Quadratmeter) errichten. Kramer denkt dabei auch explizit an das schmucklose Örtchen zwischen CCB und Bahnhofseingang: „Das, was dort blühen und wachsen könnte, wäre auch pflegeleicht. Außerdem könnten dort auch Möglichkeiten zum Verweilen entstehen.“

Mit der Namensgebung habe sich die SPD noch nicht im Detail auseinandergesetzt. Aber: „Es wird niemand etwas dagegen haben, wir haben ja schon vor drei Jahren den Bergedorfer Präventionspreis nach Esther Bejarano benannt“, so SPD-Chefin Kramer, „am wichtigsten wäre es, wenn wir dazu als ebenso starkes Zeichen einen interfraktionellen Antrag hinbekämen.“ Die Ideen aus dem Rathausbündnis ließen sich also prima in einem von der SPD orchestrierten Antragstext integrieren.

Was gegen eine Bepflanzung und Begrünung sprechen könnte

Blieben neben der politischen Debatte noch einige andere Dinge vorab zu klären: Rettungswege müssen erhalten bleiben, insofern Polizei und Feuerwehr ihre Einschätzung geben. Auch verkehrstechnische Aspekte, etwa Sichteinschränkungen für den motorisierten und anderem Verkehr am Weidenbaumsweg, müssen diskutiert werden. Und eine Baumpflanzung mitten in der Stadt bedingt auch, dass das Versorgungsleitungssystem unter den Platten genau angeschaut wird.

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Bei einem anderen drohenden Konflikt glaubt Bernhard Nette indes, dass es sich gut vorab lösen lässt: Anlieger müssten ihre Anschrift eigentlich von Weidenbaumsweg in Esther-Bejarano-Platz ändern, was für die Betroffenen auch Geld kostet und nicht zu höherer Akzeptanz beitragen dürfte. Nette hätte dazu diesen Vorschlag: „Die Umbenennung soll sich am besten nur auf die Platzfläche beschränken.“