Kirchwerder. Sabrina Meyer-Ehlers (41) besuchte alle Weiterbildungskurse, die der Landfrauenverband zu bieten hat. Was hinter dem Angebot steckt.

Sabrina Meyer-Ehlers packt in der Gärtnerei Wilfried Harden am Kirchwerder Elbdeich kräftig mit an. Die 41-Jährige ist die Lebenspartnerin von Gärtnereibetreiber Andre Harden. Um noch effektiver in der Gärtnerei mitwirken zu können und sie, wenn der Chef einmal ausfällt, selbstständig führen zu können, lässt sich Sabrina Meyer-Ehlers weiterbilden. „Dabei geht es darum, die Frau im Betrieb zu stärken“, sagt sie. Sabrina Meyer-Ehlers hat bereits den Grundkursus und alle drei Aufbaukurse einer Weiterbildungsmaßnahme zur Büroagrarfachfrau (BAFF) besucht, die vom Landfrauenverband Hamburg in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Hamburg und der Umweltbehörde angeboten werden.

Die Qualifikation zur BAFF richte sich an „die Frauen hinter den Männern“, berichtet Sabrina Meyer-Ehlers. „Wir wollen wissen, was zu tun ist, wenn unsere Männer ausfallen, etwa, weil sie sich ein Bein gebrochen haben. Es geht darum, die Abläufe im Betrieb zu kennen, einmal hinter die Kulissen zu schauen und mehr Hintergrundwissen zu erlangen.“ Die 41-Jährige hilft nicht nur im Betrieb mit: Sabrina Meyer-Ehlers arbeitet 25 Stunden pro Woche als angestellte Schulbegleiterin und erzieht vier Kinder. „Die meisten Teilnehmerinnen kommen nicht aus der Landwirtschaft. Sie sind aber, so wie ich selbst auch, nach Feierabend involviert. Oder sie arbeiten inzwischen sogar hauptberuflich im Betrieb mit.“

Hamburger Landfrauen wollen wissen, wie ein Betrieb funktioniert

Der dritte Kursus der Weiterbildungsmaßnahme streckte sich von November bis März. „Jährlich wird ein Modul angeboten“, sagt Sabrina Meyer-Ehlers. Sie hat sich die vergangenen vier Monate mit 16 weiteren Frauen (Ende 30 bis Ende 50) weiterbilden lassen. „Sie stammen vor allem aus Betrieben – Bauernhöfen und Gärtnereien – in den Vier- und Marschlanden. Zwei Frauen kamen aus dem Alten Land.“ Die Module würden im Winterhalbjahr angeboten, weil dann auf den Höfen weniger zu tun sei.

Sabrina Meyer-Ehlers startete mit der Weiterbildung im Herbst 2021. „Die Kurse, die ich besucht habe, waren stets sehr gut besucht“, sagt sie. Imke Kuhlmann, Geschäftsführerin des Landfrauenverbandes Hamburg, bestätigt, dass seit Beginn des Projektes rund 100 Frauen das Angebot genutzt haben. „In vielen Kursen waren 20 oder mehr Frauen, in anderen etwas weniger“, sagt sie.

Juristische Fragen, Cyberkriminalität, Mitarbeiterführung und der Umgang mit Ackerschleppern

Inhaltlich waren die Frauen mit einer großen Bandbreite konfrontiert: Sie beschäftigten sich mit juristischen Fragen wie dem Höferecht, mit Cyberkriminalität, Mitarbeiterführung, dem Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien – und auch mit Ackerschleppern. „Wir sind einen großen Trecker mit Anhänger gefahren“, sagt Sabrina Meyer-Ehlers, die Mitglied des Landfrauen-Ortsverbandes Kirchwerder und der Jungen Landfrauen ist.

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Beim „Schleppertraining“ ging es unter anderem um Fahrerfahrung, die Technik eines Treckers und um das An- und Abkoppeln eines Anhängers. „Das war schon spannend, hinter dem Steuer eines großen Treckers zu sitzen.“ Verschiedene Referenten haben den Frauen die verschiedenen Inhalte der Kurse auseinandergesetzt. Die Kurse würden zum Teil aufeinander aufbauen, „manche Themen werden im Jahr darauf vertieft, etwa das korrekte Führen von Mitarbeitern“, sagt Sabrina Meyer-Ehlers. „Pro Modul habe ich rund 750 Euro bezahlt.“

„Wer einen Betrieb leitet, der muss alles können“

Die Frauen werden alle zwei Wochen einen Tag lang unterrichtet, in der Regel in den Räumen des Landfrauenverbandes am Brennerhof. „Es gibt aber auch Exkursionen“, sagt Imke Kuhlmann. „Wer einen Betrieb leitet, der muss alles können“, sagt Sabrina Meyer-Ehlers und fügt hinzu: „Und das wird mehr, wenn sich die Altenteiler weiter zurückziehen und Aufgaben abgeben.“

Die zertifizierte Weiterbildungsmaßnahme wird seit 2017 angeboten. Ob es im Herbst einen neuen Kursus geben wird, ist noch unklar, berichtet Imke Kuhlmann. Das hänge davon ab, ob die Stadt das Projekt weiterhin bezuschusst und ob die Nachfrage groß genug ist. Auch die Frage, ob es einen neuen Grundkursus und/oder Aufbaukursus geben wird, hänge von der Nachfrage ab. „Wir richten uns da nach dem Bedarf der Frauen“, sagt Imke Kuhlmann. Sollte es ein viertes Modul geben, will Sabrina Meyer-Ehlers wieder mit dabei sein. Auf jeden Fall soll das Erfolgsprojekt mit weiteren Angeboten fortgesetzt werden, betont die Geschäftsführerin. Auch in anderen Bundesländern, etwa in Schleswig-Holstein, werden solche Weiterbildungen angeboten. Weitere Infos finden sich per Mausklick auf hamburger-landfrauen.de (Projekte).