Bergedorf. CDU will sechs Hektar Grünland nahe Börnsen für Handwerksbetriebe umwidmen. Grüne sind entsetzt, Koalitionspartner brauchen Bedenkzeit.
Eine versteckt an der Landesgrenze zu Börnsen liegende Wiese hat das Potenzial, die Ampel-Koalition in der Bezirksversammlung zu erschüttern: Nur sechs Hektar klein, aber damit groß genug, um Bergdorfs auf 13 Hektar geschrumpfte Reserve an frei verfügbaren Gewerbeflächen deutlich zu erhöhen, weckt das Grün zwischen A25, Speckenweg und Rothenhauschaussee Begehrlichkeiten.
„Es ist das perfekte Areal, um unsere Versprechen besonders an das Handwerk zu erfüllen, das händeringend nach Erweiterungsflächen sucht“, sagte Julian Emrich, Fraktionschef der oppositionellen CDU, im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss. „Wenn wir hier nicht alle Hebel in Bewegung setzen und die seit Jahren ungenutzte landwirtschaftliche Fläche in eine Gewerbegebietsausweisung ändern, verlieren wir alle unsere Glaubwürdigkeit.“
Grüne sehen extensive Landwirtschaft als Zukunft und lehnen Gewerbegebiet ab
Ein Vorstoß, der sowohl SPD, als auch FDP offenbar kalt erwischte. Denn die Vertreter beider Koalitionäre blieben stumm in der Diskussion des CDU-Vorstoßes, während die Grünen mit der Inbrunst der Überzeugung dagegen hielten: „Es handelt sich um eine extensiv genutzte Grünfläche, deren Mahd von der Landwirtschaft nach dem Mähen abgefahren und für die Viehhaltung wird. Damit erübrigt sich jede Diskussion über Gewerbe“, sagte Liesing Lühr.
Und sie fand Unterstützung dabei, zumindest fachliche, beim Bezirksamt: „Die Fläche ist in der Vergangenheit mehrfach untersucht worden“, sagte Stadtplanungschef Oliver Panz. „Zuletzt im Jahr 2018 haben sich die Behörden für Naturschutz und für Städtebau gegen eine Umwidmung ausgesprochen.“ Kollege Axel Schneede unterstrich: „In unserem Bergedorfer Entwicklungskonzept wird das hier als Grünfläche gesehen.“
CDU: Fläche ist zu nass und damit ungeeignet für die Landwirtschaft
Doch Emrich legte nach: „Wir haben hier ein Areal, das nördlich der A25 liegt und damit nicht unter unseren fraktionsübergreifenden Kompromiss fällt, südlich der Autobahn kein Gewerbe auszuweisen.“ Zudem befinde sich direkt angrenzend in Börnsen bereits seit Jahrzehnten ein Gewerbegebiet und auf Bergedorfer Seite liege östlich der Einmündung des Speckenwegs in die Rothenhauschaussee ein Blumen- und Pflanzenhandel. „Und unser Bergedorfer Entwicklungskonzept ist nicht in Stein gemeißelt. Im Gegenteil: Das mit guten Argumenten zu ändern, dürfte der kleinste Aufwand sein.“
„Wir haben auch mit dem Landwirt gesprochen, der die Fläche heute bewirtschaftet“, ergänzte Emrichs Fraktionskollege Jörg Froh. „Er nutzt sie deshalb nur extensiv, weil sie trotz der vielen Gräben schlicht zu nass ist für Viehhaltung oder sonstige Landwirtschaft.“
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Fazit der CDU: „Wollen wir Bergedorf nicht zu Schlafstadt werden lassen, müssen wir mit diesem Areal ein Zeichen setzen, dass wir es ernst meinen mit der Suche nach neuen Gewerbegebieten“, sagte Julian Emrich. „Auch wenn die Umwidmung einschließlich der Diskussionen mit den Hamburger Behörden mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird. Es ist an dieser Stelle auf jeden Fall den Aufwand wert.“
Ob das auch Bergedorfs Ampelkoalition so sieht, blieb im Stadtentwicklungsausschuss offen. Die Politiker entschieden, das Thema nochmal in den Fraktionen zu beraten. Voraussichtlich im April wird es erneut im Ausschuss beraten.