Hamburg. Theatergruppe unterhält im Kulturheim am Mittlerem Landweg mit plattdeutschem Stück. Etwa 550 Zuschauer besuchen drei Vorstellungen.

Mit einer plattdeutschen, spritzig-witzigen Komödie mit Happy End unterhielt die Theatergruppe der Liedertafel Frohsinn von 1876 Allermöhe-Reitbrook am Wochenende im Kulturheim Mittlerer Landweg. Die drei Vorstellungen des Dreiakters „Allens för Mama“ von Stefan Vögel sahen etwa 550 Zuschauer, die vom Team der Liedertafel sowohl kulinarisch als auch kulturell versorgt wurden.

Am Freitag sang der 22-köpfige Damenchor der Liedertafel internationale Popsongs, modern inszeniert von Chorleiter Jan Friedrichsen. Die Damen in schwarzem elegantem Outfit mit fröhlich bunten Schals unterhielten mit gekonnt dargebrachten Songs. Erneut zu hören waren die Damen am Sonntag, während die Zuschauer sich den Kaffee und Kuchen schmecken ließen.

Plattdeutsche Komödie mit Kritik am Wirtschaftssystem

Turbulent begann das Stück mit der etwas tollpatschigen Entführung der schwerreichen Industriellen Konstanze Papenburg (Petra Aue) durch die Brüder Wölfi (Jens Beeken) und Manni (Nils Bosecke) sowie deren Onkel Herbert (Jürgen Knoblauch). Schnell übernahm die wehrhafte Unternehmerin die Zügel und dominierte die Dialoge des ersten Akts. Die Brüder und ihr Onkel wollten die Mama rächen, die von der Unternehmerin nach vielen Jahren entlassen und aus der Dienstwohnung geworfen worden war.

Der Damenchor der Liedertafel Frohsinn von 1876 unter Leitung von Jan Friedrichsen unterhält mit flottem Pop vor der Theateraufführung die Gäste.
Der Damenchor der Liedertafel Frohsinn von 1876 unter Leitung von Jan Friedrichsen unterhält mit flottem Pop vor der Theateraufführung die Gäste. © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff

Besonders amüsant, dass Papenburgs Sohn Christian (Sönke Langeloh) partout das Lösegeld für seine Mutter nicht zahlen will: „Ist mir doch egal, ob sie sie umbringen.“ In dem Wechselspiel der Emotionen der Brüder und des Onkels, großartig von allen Dreien gespielt, konnte sich gewiss der eine oder andere Zuschauer wiederfinden.

Der Text sitzt – Souffleuse muss kaum einschreiten

Pointiert und auf den Punkt waren die einzelnen Figuren dargestellt, die lange ungewollte Probenzeit, bedingt durch die Erkrankung eines Ensemblemitgliedes, tat der Aufführung auf eine Art gut. Sie gewann an Tiefe und Intensität, der Gegenwartsbezug war deutlich spürbar.

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Am Ende wurde aber alles gut, Sohn Christian, der zugleich eine Show moderierte, gründete mit seiner Mutter eine Medienfirma. Konstanze Papenburg verkaufte das Unternehmen an einen amerikanischen Investor, Onkel Herbert bekam den Job, die alten Firmenwohnungen zu verkaufen und die Brüder erwarben für die Mama ihre ehemalige Dienstwohnung.

Ende gut, alles gut, die Souffleuse Bettina Wulff musste kaum hilfreich einschreiten, Dagmar Schmidt war zuständig für die Technik, Klaus Schirrmeister führte mit Einfühlungsvermögen Regie. Die Theatergruppe erhielt lang anhaltenden und verdienten Applaus. Unterhaltsame und witzige Stunden, die aber auch zum Nachdenken über unser Wirtschaftssystem anregten.