Bergedorf. Nach dem überraschenden Aus für die Randersweide äußern Linke und CDU neue Ideen. Vor allem die der Christdemokraten ist ungewöhnlich.
Sechs Jahre Planung und alles wieder auf Null gesetzt: Nachdem die Stadtreinigung vor vier Wochen verkündet hat, dass der „Recyclinghof der Zukunft“nicht an der Randersweide gebaut werden kann, wundern sich Bergedorfs Lokalpolitiker, wieso es keinen Plan B gibt. CDU, FDP und Die Linke haben nun neue Ideen und schlagen alternative Flächen vor – zum Beispiel am Pollhof oder an der Bergedorfer Autobahnausfahrt.
Es sei doch „schlampig gearbeitet worden“, ärgert sich der Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch über die Erkenntnis, dass nicht der problematische Baugrund auf einem ehemaligen Spülfeld der Erdölförderung die Planung zu Fall brachte, sondern Senkungen des Geländes aufgrund eines abgepumpten Gasspeichers. Das indes sei doch schon seit 2011 bekannt: „Warum zuerst nicht auffiel, dass der Untergrund, durch die fast hundertjährige Erdgas- und Erdölförderung einem Schweizer Käse gleicht und sich messbar senkt, ist völlig unbegreiflich – die Daten lagen ja längst vor. Für die bisherige Planung wurde eine halben Million Euro verschwendet, inklusive Boden- und Setzungsgutachten“, so Jersch.
Hauni-Gelände: „Das citynahe Sahnestückchen wäre zu schade“
Nun will er anregen, über andere Flächen nachzudenken, und habe „über die Kriterien meditiert“, denn gut erreichbar muss der neue Recyclinghof sein, natürlich nicht in einem Wasserschutzgebiet liegen und einen möglichst großen Abstand zur Wohnbebauung haben. „Dazu fällt mir natürlich als Erstes ein, dass die Hauni die Kurt-A.-Körber-Chaussee verlassen wird. Aber eigentlich ist dieses citynahe Sahnestückchen viel zu schade. Besser wäre es, an den Pollhof zu denken.“
Vorstellbar sei etwa die Fläche neben dem Tierschutzverein Looki, der direkt an der Autobahn einen Bestandsschutz hat. „Die wären zwar sicher nicht begeistert, aber die Fläche wird ja gerade sowieso überplant und ist groß genug. Man müsste nur eine ordentliche Straße bauen“, so der umweltpolitischer Sprecher seiner Bürgerschaftsfraktion.
CDU will gleich hinter die Autobahnbrücke
Unterdessen hatte Sonja Jacobsen (FDP) eine Fläche am Brennerhof in Moorfleet vorgeschlagen – die aber gut zehn Kilometer entfernt von der Bergedorfer City liegt. Eine andere Idee bringt Christdemokrat Jörg Froh im Bergedorfer Rathaus ins Spiel – und fährt gedanklich von Bergedorf über den Curslacker Neuen Deich über die Autobahn in Richtung Landgebiet: „Gleich hinter der Brücke liegt auf der rechten Seite eine Fläche, auf der früher mal ein Schlachthof und zuletzt eine Biogasanlage geplant waren. So wäre es hilfreich, wenn die Fläche schon für Gewerbe ausgewiesen wäre, nicht noch mehr Zeit zu verlieren durch eine nötige Änderung des Flächennutzungsplans.“ Man bräuchte also eigentlich „nur eine Baugenehmigung“.
Lärmschutz für die Nettelnburger
Ursprünglich wollte man ja südlich der Autobahn keine weiteren Flächen versiegeln, aber der alte F-Plan gebe es nun mal her, so der CDU-Mann. Auch aus anderen Gesichtspunkten sei die Fläche – „ähnlich groß wie an der Randersweise“ – ideal, meint der Verkehrsexperte: „Die Straße ist da breit genug, sodass schon auf der Brücke die Zweispurigkeit aufgelöst werden könnte. Das heißt, die zweite Spur könnte als Aufstellungsfläche dienen für die anliefernden Autos und Lastwagen.“
Nicht zuletzt dürften mit einer solchen Lösung alle Nettelnburger glücklich sein, die sich künftig wochenends nicht mehr über Autokolonnen in der Siedlung ärgern müssten. Und auch der Lärm werde verlagert – „wobei die Wohnunterkunft am Curslacker Neuen Deich weit genug weg ist, die dürften davon nichts mitkriegen. Der Recyclinghof würde keinen stören“, meint der CDU-Politiker.
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Am Donnerstag, 29. Februar, will nun die Bezirksversammlung den CDU-Antrag diskutieren, damit sich das Bezirksamt mit der Finanzbehörde, der Stadtreinigung und der Umweltbehörde ins Benehmen setzen kann. Denn zunächst muss geklärt werden, ob südwestlich der Anschlussstelle Bergedorf genügend Platz wäre für einen modernen Recyclinghof und einen Betriebshof der Stadtreinigung. Für beides zusammen braucht es aktuellen Planungen zufolge mindestens 2,5 Hektar Land.