Neuengamme. Um das Landgebiet vor Überschwemmungen zu schützen, sollen seit zehn Jahren Schöpfwerke gebaut werden. Was die Sache bremst.
Um die Vier- und Marschlande vor Überschwemmungen zu schützen, wurden vor genau zehn Jahren erstmals die Pläne zum Bau von drei Schöpfwerken entlang der Stromelbe im Regionalausschuss vorgestellt. Doch realisiert wurde seitdem kein einziges. Grundstücksverhandlungen in Neuengamme, wo das größte der drei Schöpfwerke entstehen soll, bremsten das Projekt aus. Und Werner Jacobsen vom Deichverband Vier- und Marschlande hat allmählich den Eindruck, dass die Umweltbehörde (Bukea) mit dem Projekt und den Grundstücksverhandlungen überfordert ist.
Man sollte „Meilensteine“ setzen, meint Werner Jacobsen. Und wenn die gesteckten Ziele dann nicht erreicht sind, müsse das Projekt eben anders organisiert werden. Er könne nicht verstehen, dass weiterhin darauf beharrt wird, erst das größte Schöpfwerk in Neuengamme zu bauen, bevor die beiden kleineren in Zollenspieker und Neudorf realisiert werden. „Uns fehlt jedes Stückchen, das wir kriegen können, denn wir wissen nicht, wann die nächste Katastrophe kommt“, sagt Werner Jacobsen und erinnert an das Binnenhochwasser im Februar 2022, als die Vier- und Marschlande nur knapp von einer Überflutung verschont blieben.
Politik schließt auch einen Bürgerprotest vor dem Rathaus nicht aus
Die politischen Vertreter im Regionalausschuss stellen sich geschlossen hinter Jacobsen. Es sei nicht zu fassen, wie lange sich das Projekt schon hinziehe, stellt Jörg Froh (CDU) fest. Mittlerweile habe die Behörde signalisiert, dass alle Verträge zum Ankauf der benötigten Grundstücke bald unterschrieben sein sollen, stellt der Christdemokrat fest. Im Januar, spätestens im Februar erwarte er daher einen Referenten der Bukea im Regionalausschuss, um zum Stand der Dinge zu berichten.
Harald Martens (SPD) ist zwar gespannt, doch die Erwartung ist gering, dass es Anfang nächsten Jahres wirklich neue Informationen gibt. Man sei aber weiter intensiv an dem Thema dran, habe nicht ohne Grund mit einem interfraktionellen Antrag einen Schöpfwerkskoordinator gefordert, was jedoch abgelehnt wurde.
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Es sei nicht nachzuvollziehen, zu welch unendlichen Geschichte es sich entwickelt habe, meint Ernst Heilmann (Die Linke). Wenn es im nächsten Jahr nicht die sehnsüchtig erwarteten Auskünfte zu einem Fortschritt gibt, sei die Politik gefordert, deutliche Maßnahmen oder auch juristische Schritte einzuleiten, meint Heilmann.
Dem kann Karsten Schütt (FDP) nur beipflichten. Aus seiner Sicht gebe es keinen Grund, den Bau der kleineren Schöpfwerke zu verzögern. Sollte es weiter nicht vorangehen, müsse man wirklich überlegen, welche Alternativen bleiben und schließt auch einen Bürgerprotest vor dem Rathaus nicht aus.