Hamburg. Nabu Hamburg ist besorgt: Schon seit Ende 2023 gibt es von ihnen kein Signal aus Afrika. Sind die Vögel im Süden ums Leben gekommen?

Die Temperaturen werden langsam wärmer und damit landen immer mehr Störche in Hamburg. Schon in den vergangenen Tagen seien mehrere der langbeinigen Tiere im Süden Hamburgs angekommen und dort auf der Suche nach Nahrung über die nassen Wiesen gestakt, stellt Storchenbetreuer Jürgen Pelch fest. In einem Nest an der Heinrich-Osterath-Straße ist sogar schon wieder ein Paar vereint. Als erster der Störche, die der Naturschutzbund Hamburg (Nabu) in den Jahren 2020 und 2021 mit einem Sender ausgestattet hat, ist Alexander nach Altengamme zurückgekehrt.

Der mit einem kleinen GPS-Sender ausgestattete Storch war in den vergangenen Jahren stets der erste Rückkehrer der „besenderten“ Tiere. Er verbrachte den Winter in der spanischen Hauptstadt Madrid und hatte deshalb einen vergleichsweise kurzen Heimweg: Die etwa 1900 Kilometer zwischen Madrid und den Vier- und Marschlanden flog Storch Alexander in 19 Tagen, mit einer maximalen Tagesleistung von 541 Kilometern.

Vier Senderstörche sind in Afrika verschollen

Die restlichen fünf Senderstörche befinden sich noch in ihren weit entfernten Winterquartieren in Afrika. Zumindest laut ihrer GPS-Daten. Allerdings wird schon seit Ende vergangenen Jahres von vier Tieren kein Signal mehr empfangen. Das betreffe wohl auch Senderstörche aus anderen Bundesländern, sagt Jürgen Pelch. Der Nabu Hamburg ist wegen des Funkausfalls durchaus ein wenig besorgt, sieht aber keinen Grund zur Panik.

„Aufgrund von Funklöchern oder Ähnlichem kann das vollkommen normal sein. Es kam auch in der Vergangenheit schon vor, dass die Störche nach längerer „Funkstille“ wieder ein Signal gesendet haben“, stellt Gebietsbetreuer Dr. Christian Gerbich fest. Dass alle besenderten Störche verstorben sind, hält er für unwahrscheinlich, weil die Sender dann trotzdem weiter ein Signal senden würden. „Es scheint sich hier um ein technisches Problem zu handeln, das nicht in unseren Händen liegt“, sagt Christian Gerbich.

Senderprojekt soll Erkenntnisse bringen über Zugrouten und Nahrungssuche

Jürgen Pelch geht davon aus, dass die Störche bereits auf dem Weg in den Norden sind und sie wie üblich Mitte März in Hamburg landen werden. Ursprünglich hatten zwölf Tiere einen GPS-Sender bekommen. Davon sind aber nur noch sechs Vögel übrig: Die anderen sind in den vergangenen Jahren entweder auf ihrer Route tödlich verunglückt oder verschollen. Zuletzt musste Jürgen Pelch im vergangenen Sommer Storch Mimi tot aus ihrem Nest in Reitbrook bergen.

Storch Jan, der in Ägypten überwinterte, dürfte sich als nächster auf den Weg machen. Sein Sender hatte zuletzt am 12. Februar ein Signal gesendet. Die Rückreise der besenderten Störche kann – sofern ihre Sender ein Signal senden – verfolgt werden unter www.nabu-hamburg.de/stoerche. „Das Senderprojekt gibt uns die Möglichkeit, mehr über die Störche und ihre Lebensweise zu erfahren. Wir sammeln wertvolle Daten über die unterschiedlichen Zugrouten in die Brut- und Überwinterungsgebiete, aber auch über die kleinen alltäglichen Wege bei der Nahrungsbeschaffung. Mit diesen Erkenntnissen können wir unsere Bemühungen zum Schutz der Störche stetig verbessern“, stellt Christian Gerbich fest.

Vergangenes Jahr gab es 104 Küken in Hamburg – Rekord

Während die letzten Störche erfahrungsgemäß erst Ende April in Hamburg eintreffen, beginnt für Alexander nun die alljährliche Routine: Während er auf die Rückkehr seiner Partnerin wartet, bereitet er das angestammte Nest am Altengammer Hausdeich für die anstehende Aufzucht der Jungen vor. Störche sind in der Regel horsttreu, das heißt, sie kehren jedes Jahr zu „ihrem“ Nest zurück. Sobald das Storchenpaar wieder vereint ist, beginnt das Brutgeschäft. Das Gelege mit drei bis fünf Eiern wird von beiden Partnern etwa 30 Tage bebrütet. Frühestens werde allerdings im März mit dem Brüten begonnen, stellt Jürgen Pelch fest.

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Hamburgweit gibt es – vor allem in den Vier- und Marschlanden – rund 50 Storchennester. Sie wurden im vergangenen Jahr von etwa 40 Brutpaaren belegt. In der vergangenen Saison haben 104 Storchenküken das Licht der Welt erblickt – ein Rekord. Sechs der Küken wurden von Jürgen Pelch von Hand aufgezogen und später erfolgreich ausgewildert.

Die außergewöhnlich hohe Zahl an Störchen in der Großstadt Hamburg ist kein Zufall: „Der Nabu engagiert sich seit Jahrzehnten für den Storchenschutz. Wir leisten praktische Naturschutzarbeit vor Ort und setzen uns auf politischer Ebene für den Erhalt der wertvollen Feuchtwiesen ein, dem bevorzugten Lebensraum der Weißstörche. Ohne dieses Engagement, das oft ehrenamtlich ist, gäbe es sicherlich deutlich weniger Weißstörche in unserer Stadt“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg. mit dpa