Hamburg. 155 Teilnehmer aus acht Bundesländern waren in der Gretel-Bergmann-Schule am Start. Auch American-Footballspieler kamen ins Schwitzen.
334 Meter ist der Rundkurs durch die Gretel-Bergmann-Schule in Neuallermöhe lang. Die Aula durchqueren, sich durch die Gänge des Schulgebäudes schlängeln, raus in den grauen Hamburger Februartag, über den Schulhof und zurück. Kein weiter Weg. Aber Martin Raetz, Sportfachleiter an der Schule, wird ihn am Sonntag wieder und wieder laufen. Eine Runde nach der anderen. Sechs Stunden lang.
Gemeinsam mit Schülern in Fußballtrikots, mit sehnigen Marathonspezialisten aus Itzehoe, mit einem graubärtigen Kollegen im aufblasbaren Dinosaurierkostüm und mit American-Footballspielern in voller Montur. Das Event heißt „Gretel hilft!“ und der Schweiß fließt an diesem Tag für einen guten Zweck. Die Startgebühren gehen komplett an das Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg.
„Gretel hilft!“: Spendenlauf zugunsten des Kinderhospiz Sternenbrücke
Bei der Veranstaltung sind 155 Teilnehmer an den Start gegangen, zwischen sieben und 66 Jahren. Schüler, Lehrkräfte, ehemalige, aber auch zahlreiche Gäste. Die Läufer kommen aus acht verschiedenen Bundesländern, die längste Anreise hat ein Sportler aus Annaberg-Buchholz in Sachsen. Nicht alle stellen sich wie Martin Raetz der kompletten Herausforderung über sechs Stunden. Zur Auswahl steht auch ein Zehnkilometerlauf, ein Halbmarathon, ein 30-Kilometerlauf oder die volle Marathondistanz von 42,195 Kilometern.
Mehrere Schulklassen und Lehrergruppen nehmen die Strecke als Staffel in Angriff. So dreht auch Schulleiterin Anja Oettinger im knallgrünen Sportshirt fünf Runden, ehe sie den Staffelstab übergibt. „Eigentlich fahre ich ja eher Fahrrad“, gibt die Rektorin nach ihrem Rennen zu. Oettinger freut sich, dass das Event auch außerhalb der Schule so großen Anklang gefunden hat.
In der Läuferszene sind Rennen an ungewöhnlichen Orten offenbar beliebt
„Es scheint in der Läuferszene auch Leute zu geben, die Rennen an ungewöhnlichen Orten sammeln“, erklärt sie sich einen Teil der Beliebtheit. „Gretel hilft!“ soll in Zukunft in jedem Schuljahr veranstaltet werden. Der Spendenzweck soll in Zukunft allerdings jährlich wechseln.
Ob Oettingers Staffelkollege Götz Grabowski dann wieder in seinem T-Rex-Kostüm an den Start gehen wird, ist offen. Der Oberstufenleiter der Schule ist in seinem Outfit zwar ein absoluter Blickfang, atmungsaktiv ist der Dino-Anzug aber nicht. „Es war ultraschlimm“, kommentiert ein völlig verschwitzter Grabowski seinen Einsatz auf der Strecke.
Gretel-Bergmann-Schule: Bergedorfer Sportgruppe SWAT beim Spendenlauf
Deutlich entspannter wirkt das Team der Bergedorfer Sportgruppe SWAT in seinen High-Tech-Sportoutfits. „Wir trainieren jeden Sonntag auf dem Hof und haben deshalb gute Kontakte zur Schule“, erzählt Francesco Puttlitz. Sechs SWATler treten Sonntag als Staffel und wollen gemeinsam die vollen sechs Stunden durchhalten. Jeden Kilometer wird gewechselt.
Die Teilnahmegebühren werden komplett an das Kinderhospiz Sternenbrücke überwiesen. Die Volksbank Bergedorf packt noch einmal 1000 Euro drauf, während der Veranstaltung sammelten die Organisatoren weiter Spenden ein. Am Sonntagnachmittag waren mehr als 5500 Euro zusammengekommen. Geld, das man in der Einrichtung gut gebrauchen kann.
Kinderhospiz Sternenbrücke ist wegen hoher Kosten auf Spenden angewiesen
Seit 2003 werden in dem Hospiz in Rissen unheilbar kranke junge Menschen begleitet, auch die Familien der Betroffenen betreut die Sternenbrücke. „Viele Menschen schrecken immer noch vor dem Thema zurück“, sagt Christiane Schüddekopf aus dem Vorstand des Hospiz bei der Veranstaltung in Bergedorf. Doch die Begleitung eines todkranken Kindes und seiner Familie kostet am Tag 1380 Euro. Kranken- und Pflegekassen übernehmen nur etwa 60 Prozent. Die Sternenbrücke ist daher dringend auf Spenden angewiesen.
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Im vergangenen Jahr organisierte die Schule eine spontane Aktion für die Opfer der schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien. Schüler schwitzten auf Laufbändern und Hometrainern und sammelten so von Sponsoren rund 3000 Euro ein. Dass „Gretel hilft!“ in seiner ersten offiziellen Ausgabe für das Hospiz sammelt, ist kein Zufall. Sportfachleiter und Organisator Martin Raetz und seine Familie sind persönlich von dem Thema betroffen. Der Lehrer gibt an diesem Sonntag alles. Am Ende legt er in sechs Stunden 53 Kilometer zurück. Die Bestleistung des Tages von kommt vom 53-jährigen Hamburger Holger Milde mit 65,5 Kilometern.