Hamburg. Klassentreffen nach 60 Jahren: Bergedorfer Ex-Abiturienten erinnern sich an Schulzeit – und einen ominösen Vorfall in den Sommerferien.
Das letzte Treffen des Abiturjahrgangs von 1964 der Hansa-Schule, dem heutigen Hansa-Gymnasium in Bergedorf, liegt schon zehn Jahre zurück. Trotzdem hatten sich die acht Männer und zwei Frauen, die sich jetzt 60 Jahre nach Schulende in Bergedorf wiedertrafen, viel zu erzählen. „Wir freuen uns immer auf die Klassentreffen“, sagt Ex-Schüler Rolf Niese, der später lange Jahre als Lehrer die Fächer Mathematik und Physik unterrichtet hat und in Bergedorf vor allem als ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter bekannt ist.
Bis Anfang der 2000er-Jahre, so Niese, habe sich der Jahrgang noch alle fünf Jahre getroffen, aber das habe allmählich nachgelassen und so gelinge das jetzt nur noch jede zehn Jahre. Umso fröhlicher war die Stimmung jetzt im Restaurant Mediterran an der Rothenhauschaussee, als sich die ehemaligen Schüler zum Essen trafen, über alte Geschichten plauderten und Fotos von damals anschauten. Damals waren sie 15 in der Klasse, zum Treffen kamen aber nur zehn – manche sind verstorben, andere wohnen im Ausland, wieder andere waren verhindert.
Klassentreffen der Bergedorfer Hansa-Gymnasiasten nach 60 Jahren
Die Schwarz-Weiß-Fotos in einem der mitgebrachten Fotobücher zeigen, wie anders die Zeit damals gewesen ist. Schick, in schwarzen Anzügen, mit Krawatten, Fliegen und Hüten, kamen die jungen Männer am Tag nach dem Abitur in die Schule, um ihre Schulbücher zurückzugeben. „Damals gehörte sich das einfach so“, erinnert sich Dierk Utecht, der heute 80 Jahre alt ist und noch in Bergedorf lebt. Und um die vielen und schweren Bücher auch alle in die Schule zu bekommen, habe sie der Klassenkamerad Heiko Booß mit einer von ihm besorgten Kutsche hingefahren. Die jungen Abiturienten liefen geschlossen hinter dem Gespann her.
Damals gab es auch noch die Trennung zwischen Jungen- und Mädchenschule. Während die Hansa-Schule eine Jungenschule war, besuchten die Mädchen das benachbarte Luisen-Gymnasium. Allerdings gab es ab dem gymnasialen Zweig eine Ausnahme. „Unsere Schule beziehungsweise Klasse hatte einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. Den gab es auf der Mädchenschule nicht“, erzählt Dierk Utecht. „Daher sei es möglich gewesen, dass Liselotte Gebhardt und Gertrud Utecht zu uns auf die Schule wechseln durften“, erzählt er.
Und für die Frauen war es auch etwas Besonderes nach der zehnten Klasse nicht mehr nur unter Frauen zu sein. „Es war schon eine Umstellung – gewöhnungsbedürftig, aber gemütlich“, sagt Liselotte Gebhard, die heute 78 Jahre alt ist und in Rastatt in Baden-Württemberg lebt. Dort hat sie lange Zeit in naturwissenschaftlichen Fächern am Technischen Gymnasium unterrichtet. Insgesamt habe sie ihre Schulzeit unter den Jungen als schön empfunden.
Joachim Goerth, der heute 79 Jahre ist und in Lüneburg lebt, kann sich nur an das Positive von damals erinnern: „Es war eine tolle Klassengemeinschaft und ein starker Zusammenhalt“, sagt er. Und Dierk Utecht fällt ein Ereignis von früher ein, das sicherlich allen in Erinnerung geblieben ist: „Damals, in den Sommerferien in der 13. Klasse, ist jemand über ein Gerüst durchs Fenster in die Schule eingestiegen und hat im Chemieraum Buttersäure gemischt und sie überall verteilt. Als wir dann aus den Ferien zurückkamen, hat es überall entsetzlich danach gestunken“, erzählt er. Damals hätten alle aus der Klasse ihre Fingerabdrücke bei der Polizei abgeben müssen, aber der Übeltäter könnte letztlich nie überführt werden.
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An den Klassenlehrer Rudolf Schmidt können sich alle noch gut erinnern. „Wir haben ihn alle ,Captain Cook‘ genannt, denn er hatte an einem Arm einen Haken anstatt einer Hand. Die Hand hatte er im Krieg verloren“, erzählt Dierk Utecht. „Der Lehrer hat Naturwissenschaften unterrichtet und uns so dafür begeistert, dass später die meisten von uns eine naturwissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen haben“, erzählt Utecht, der später selbst Lehrer für Mathematik und Sport geworden ist.
Mit 80 Jahren noch als Gutachter für Immobilien tätig
Auch andere aus dem Abitur-Jahrgang des Hansa-Gymnasiums hätten sich für den Lehrerberuf entschieden, eine Professur in Naturwissenschaften angenommen oder seien Ingenieur geworden. Bis auf Dieter Gontarski, der heute 80 Jahre ist, in Bergedorf lebt und Gutachten für Immobilien erstellt, sind alle anderen des Jahrgangs schon lange in Rente.
Auch nach diesem Treffen möchte sich der Jahrgang wiedersehen, nur wann, das steht laut Rolf Niese noch nicht fest. Schön sei es, resümiert er, wieder einmal für ein paar Stunden in alten Erinnerungen zu schwelgen.