Hamburg. Volker Schwab vom TÜV Hanse hat am Landhaus Voigt wieder viele Plaketten vergeben. Aber beim Treffen der Bauern geht es um mehr.

„Machst du neu, machst du heil, schmierst du ab.“ Volker Schwab ist keine Plaudertasche. Damit passt er gut in die Runde. Seit 1994 ist der Fachmann vom TÜV-Hanse beim mobilen Trecker-TÜV am Deich dabei. So auch heute im Landhaus Voigt. Draußen geht es einmal um jeden Traktor. Schwab prüft Lenkung, Bremsen, Lichter, Profiltiefe der Reifen, Achse, Anhängerkupplung und Spiegel der Zugmaschinen. Nach der Begutachtung gibt´s die blaue Plakette und, wenn nötig, ein paar knappe Anweisungen. Man versteht sich auch ohne viel Gedöns. Was sich in den letzten 30 Jahren geändert hat? „Alles“, sagt Schwab. Weniger Bürokratie, aber volle Kontrolle. So sei das für ihn. Für die Bauern sei es schlimmer. „Der Bauer ist gläsern geworden“, sagt Schwab. Keiner widerspricht.

Drinnen an der Theke sitzen Kollegen aus Ochsenwerder, Neuengamme, Reitbrook und Kirchwerder. Unter ihren Fahrzeugen sind auch welche fürs Bilderbuch. Zum Beispiel Wolfgang Rohdes rotes Schmuckstück der US-Marke McCormick. Oder der kleine grüne Traktor vom Schwiegeropa. Besitzer Holger Meyns hat zwar keinen Acker, aber großen Spaß an seinem Hobby. Auch Liebhaberstücke wie seins brauchen eine gültige Plakette. Und wie alle ist Meyns froh, dafür nicht zum Verkehrsamt nach Bergedorf zu müssen. „Da kriegt man keinen Kaffee und einen Parkplatz meist auch nicht“, weiß einer, der schon öfter da war.

Trecker-TÜV am Deich mit Kaffee und Klönschnack

Mit dem Parken ist es diesmal aber auch am Landhaus Voigt nicht einfach. Wegen Entschlammung der Gose-Elbe ist die Parkfläche um die Ecke gesperrt. Werner Heuck (82) bleibt in der Fahrerkabine, behält die Straße im Auge und erzählt. Der Senior ist froh, dass er nicht mehr wirtschaften und dokumentieren muss. Früher habe er für seine Erntehelfer eine Versicherung abgeschlossen und fertig. Heute sei alles viel komplizierter.

Auch Liebhaberstücke wie der Trecker von Holger Meyns brauchen eine Plakette.
Auch Liebhaberstücke wie der Trecker von Holger Meyns brauchen eine Plakette. © Martina Kalweit | Martina Kalweit

„Für meine Schwiegertochter, die ist auf der Bank, ist das ein Klacks. Ich könnte das nicht“, sagt Heuck. Es sei inzwischen normal, dass die Frauen in anderen Berufen arbeiten, damit noch Geld reinkommt. Von Natur aus Gärtner bringe nichts mehr. Außer Schreibkram eben. „Es wird genau aufgeschrieben, wo was angebaut wird, und die Pflanzen werden gekauft, damit sie der Norm der Pflanzmaschine entsprechen.“

Landwirte warten am Tresen aufs TÜV-Papier.
Landwirte warten am Tresen aufs TÜV-Papier. © Martina Kalweit | Martina Kalweit

Wieder was gelernt: Was beim Trecker-TÜV vor der Tür steht, ist also die ältere Generation der Zugmaschinen. Auf vielen Höfen stehen außerdem die computergesteuerten Pflanz- und Hack-Monster der Zukunft. „Supersache, arschteuer…“ sagt Heuck, „… können sich nur große Betriebe leisten.“ Für die Software der nächsten Generation gibt es dann auch keinen TÜV mehr vor Ort. Die Betreiberfirmen sitzen meist weit weg, geholfen wird per telefonischer Ferndiagnose oder mit teurer Anfahrt.

Neben Kaffee und alkoholfreiem Bier, dürfen auch knappe Witze nicht fehlen

Und auch zum Diesel gibt‘s noch einen Satz. Den Treibstoff hat Werner Heuck früher mal kanisterweise gekauft. Danach kam der 1000-Liter-Tank, heute ist man bei 10.000 Litern. Und die müssen zweimal voll. In einem trockenen Sommer verbrauchen allein drei Beregnungsmaschinen enorm viel von dem Kraftstoff. „Das summiert sich“, sagt der Alt-Bauer. Die Diesel-Besteuerung sei deshalb ein harter Brocken und Sohn Dierck natürlich bei den Demos dabei.

Der Diesel macht Karoline Schulze von der solidarischen Landwirtschaft Vierlande keine Probleme. Ihr Traktor zählt zu den kleineren Fahrzeugen in der TÜV-Schlange vor dem Landhaus. Sorgen machen sich aber auch die Biobauern. „Die Leute sparen einfach am Essen“, sagt Schulze und wartet auf die Anweisungen von Volker Schwab. Einmal anfahren, wieder zurücksetzen, alles klar. Es geht zurück in den Schankraum.

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Während die Landwirte am Tresen die TÜV-Prüfung für Kaffee und alkoholfreies Bier durchführen, gibt Schwab am mobilen PC alle nötigen Daten ein, kassiert und schnackt mit der Kundschaft. Knappe Witze, noch ein Seitenhieb auf Habeck und Özdemir. Wer kein Bauer ist, muss das nicht verstehen. Nur gut, dass es in diesen Tagen noch Routinen gibt.

Weitere TÜV-Termine vom Bauernverband Hamburg in Kooperation mit dem TÜV-Hanse am Dienstag, 6. Februar, 8.30 bis 14 Uhr auf dem Hof Schmoldt am Horster Damm 173 und am Dienstag, 13. Februar, bei Dirk und Lars Eggers am Moorfleeter Deich 411, 8.30 bis 14 Uhr.