Hamburg. Soziologe Philipp Meyer (33) will herausfinden, was junge Menschen im Bezirk brauchen. Meckerecken und Workshops könnten helfen.

Es gibt zahlreiche Jugendclubs in Bergedorf, dazu bezirkliche Spielhäuser, zwei Mädchentreffs, die Straßensozialarbeit in Neuallermöhe und einen Jungentreff in Lohbrügge. Aber weiß Rechts, was Links tut? Nehmen Bergedorfs Jugendliche die Angebote überhaupt an? „Es kann ja sein, dass es zeitgleich vier ähnliche Freizeitangebote gibt, die alle um 16 Uhr enden. Dann müsste man da mal was umstricken und die Inhalte verlagern“, sagt Stefan Thomsen. Der Vorsitzende des Bergedorfer Jugendhilfe-Ausschusses fordert schon mindestens eine Legislaturperiode lang, dass es mal eine vernünftige Planung im Bezirk gebe. Jetzt endlich geht es los.

Anfang Januar hat Philipp Meyer seine Arbeit im Bezirksamt gestartet. Hamburgs Finanzbehörde finanziert zwei Jahre lang die Personalstelle des 33-Jährigen, der Soziologie und Politikwissenschaft studiert hat, drei Jahre lang die Jugendhilfe-Angebote der Lawaetz-Stiftung plante und zwei Jahre die Berufsintegration an der Stadtteilschule Mümmelmannsberg betreute. „Ich will jetzt mit vielen Bergedorfer Trägern und Fachkräften sprechen, vor allem aber auch mit den Kindern und Jugendlichen“, kündigt er an.

Meckerecken und Wunschkästen denkbar

Zunächst soll es eine Bestandsanalyse geben, bevor im April die Feinplanung beginnt. Partizipation steht im Juni und Juli im Vordergrund, wenn – auch mithilfe externer Fachleute – die Kinder und Jugendlichen nach ihren Bedarfen und Bedürfnissen befragt werden, zum Beispiel in Workshops, durch Meckerecken, Wunschkästen und Zukunftswerkstätten. Vielleicht sind ja mal andere Ausflüge gewünscht als immer nur zum Zoo oder in den Heidepark. Oder die Jugendlichen mögen nicht abends kochen, sondern gleich nach der Schule. Vielleicht wünschen sie sich auch einen Aktiv-Spielplatz, ein Jugendcafé oder eine Zirkusschule.

„Ich möchte mit den Schulen kooperieren und viele Einrichtungen kennenlernen“, betont Meyer, der ebenso an eine Online-Umfrage unter den Eltern denkt: „In Altona konnten immerhin 2000 Eltern erreicht werden.“ Der Bezirk Altona hat seine Jugendhilfeplanung schon recht vorbildlich auf den Weg gebracht: „Was brauchst Du in Altona?“, fragte das Bezirksamt zuletzt Ende Oktober und sammelte Wünsche für alle elf Sozialräume ein. Inzwischen gibt es eine Webseite, die sehr übersichtlich alle 101 Angebote auflistet – vom Bürgerhaus über den Bauspielplatz und das Eltern-Kind-Zentrum bis zum Familienzentrum für Sinti und Roma.

Methoden-Koffer für die Zukunft

In Bergedorf ist ein erster Ergebnis-Workshop für September vorgesehen. Daran mögen sich Maßnahmen anschließen, das könnten veränderte Öffnungszeiten sein oder auch Entwicklungs- und Qualitätsbedarfe bei den Mitarbeitern. Im Dezember schließlich will Philipp Meyer einen Zwischenbericht abliefern mit Ausblick auf sein zweites Jahr: „Wir brauchen einen Methoden-Koffer zur Weiterverwendung“, sagt er auch mit Blick auf die Bevölkerungsprognose. Gerade erst hat das Statistikamt Nord herausgegeben, dass der Bezirk bis 2040 voraussichtlich um vier Prozent gewachsen sein wird, von jetzt 132.901 Einwohner auf dann 138.200 Bergedorfer (wobei die meisten Neubürger in Oberbillwerder erwartet werden). Als Indikatoren gelten hier auch das Bergedorfer Wohnungsbauprogramm und der Schulentwicklungsplan.

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Alle zwei Monate will sich aus dem Jugendhilfe-Ausschuss eine Steuerungsgruppe treffen, um dem Planer beratend zur Seite zu stehen: „Das ist eine großartige Chance für unseren wachsenden Bezirk, der doch viel familienorientierte Dynamik zeigt“, freut sich Heribert Krönker (Grüne) über den neuen Mann im Bezirksamt. Und Meyer verspricht: „Wir wollen viel ausprobieren und die best practice weiterverwenden.“