Hamburg. Eine Sterbeamme und eine Bestatterin reden auf Spotify und Co. über „Hüben und drüben“. Das darf auch mal etwas flapsig sein.
Immer diese „Würde“. Sie sollte selbstverständlich und immer da sein, eine Voraussetzung. Und doch hat dieser Begriff, der im Zusammenhang mit dem Sterben so oft benutzt wird, gerade dann „so etwas Eingeübtes“, meint Franziska Hilmer. Die Bestatterin aus Rissen („Seitenwechsel“) und die Bergedorfer Autorin und Sterbeamme Claudia Cardinal wollen genau dieses Eingeübte und auch Verkrampfte hinterfragen, mit dem die Gesellschaft oft die Themen Tod und Sterben behandelt. Oder sie auch wegignoriert.
In ihrem neuen Podcast „Hüben und drüben“, der ab sofort auf Spotify und Co. zu hören ist, plaudern die beiden Frauen immer sonntags eine gute Viertelstunde lang über die Sterbekultur und alles, was damit zusammenhängt. Zwölf Folgen wurden bereits in einem Tonstudio in Eimsbüttel aufgenommen.
Sterbeamme und Bestatterin reden in neuem Podcast übers Thema Sterben
Franziska Hilmer hatte Claudia Cardinal zuvor kontaktiert, „sie hatte irgendwo meinen Namen gehört“, sagt die Bergedorferin, die sich unter anderem als Autorin mehrerer Bücher einen Namen gemacht hat. Die Sterbeamme und die Bestatterin stellten bei ihrem Kennenlernen fest, dass sie etwas eint: „Wir sind beide bereit, ein geistiges Weltbild zuzulassen“, sagt Claudia Cardinal. Der Tod, da sind sie sicher, ist nicht „das schwarze Loch“, das dunkle Ende.
Denn so viel wissen die Menschen gar nicht über das Ende, meint Claudia Cardinal. Ein Baby wird geboren und wie aus dem Nichts hat es eine Seele, ein ganz eigenes unvergleichliches Ich. Wo sitzt diese Seele im Körper, wo kommt sie überhaupt her? Und wo geht sie nach dem Tod hin? Verschwindet sie wirklich oder bleibt sie, nur anders? Das ist eine von vielen Fragen, die laut Claudia Cardinal kaum in der Gesellschaft bewegt werden: „Wir bewegen uns im Mainstream. Und erst wenn wir mal mit der Fragilität des Lebens konfrontiert werden, dann kommen diese Fragen mit Macht hoch.“
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Schon seit Jahrzehnten setzt sich die 68-Jährige dafür ein, neben einer Geburtsheilkunde auch eine Sterbeheilkunde zu etablieren. „Ich sehe eine Gesellschaft, die sich mit den Fragen erst beschäftigt, wenn sie austherapiert ist“, meint sie. Der Podcast mit Franziska Hilmer soll dazu beitragen, das Thema ins Leben zu holen – mal philosophisch und ernst, mal auch mit kurzen Gedankenpausen, mal geradeaus und auch ein bisschen flapsig.
In der ersten Podcast-Folge erzählen die Frauen zunächst von ihrem Kennenlernen, plaudern dann locker über Begrifflichkeiten wie eben die viel zitierte Würde, über die Gesellschaft, die sich stets abzulenken versucht von ihrer Endlichkeit. Der Tod sei immer noch ein Tabu, meinen sie. „Wir müssen darüber reden“, fasst Claudia Cardinal zusammen. „Wir müssen dieses Tabu Stück für Stück auseinandernehmen.“