Neuengamme. Kai Peters aus Neuengamme zieht 750.000 Pflanzen nun besonders umweltfreundlich. Was er anders macht als bisher, hat viele Vorteile.

Während draußen der Winter herrscht, ist in den Gewächshäusern von Gartenbau Peters am Neuengammer Hausdeich schon der Frühling eingezogen: Seit Anfang des Jahres werden in der Gärtnerei die ersten Tulpen gezogen. Auf dem Großmarkt und bei Edeka-Märkten in Hamburg und Umgebung gibt es nun die frischen Frühjahrsblüher aus Vierlanden.

Eine Tulpenzwiebel mit Wurzeltrieben steckt in der Kiste im flachen Wasserbad.
Eine Tulpenzwiebel mit Wurzeltrieben steckt in der Kiste im flachen Wasserbad. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Rückstände von Sand oder Torf werden Kunden seit diesem Jahr nicht mehr an den Stielen finden. Denn die Tulpen wachsen in dem Neuengammer Familienbetrieb nun ganz ohne den Einsatz von Erde heran. In Holland, dem Heimatland der Tulpen, wird die sogenannte Wassertreiberei schon seit langer Zeit praktiziert. Und auch Gärtner Kai Peters, der den Betrieb vor zwei Jahren von seinem Vater Klaus-Peter übernommen hat und nun in der vierten Generation führt, hat sich immer mehr in die Anbauweise hineingearbeitet – und nun komplett darauf umgestellt.

Vierländer Tulpen bei Familie Peters wachsen nun im Wasserbad

„Wir sind überzeugt davon, weil es nicht nur umweltschonender ist, sondern auch die Arbeit enorm erleichtert“, sagt Kai Peters. Schließlich handelt es sich bei Torf um eine endliche Ressource, die aus trockengelegten Mooren abgebaut wird. Vorher brauchte der Betrieb, der zu den größten Tulpentreibern in den Vierlanden zählt, pro Saison etwa 130 Kubikmeter Torf. Nun kann er komplett darauf verzichten. Zudem haben die Kisten, in denen die Tulpen getrieben werden, jetzt deutlich weniger Gewicht, weil die Zwiebeln nicht mehr von einer dicken Schicht aus Torf und Sand bedeckt sind, sondern im flachen Wasserbad stehen.

Klaus-Peter Peters und Meike Peters packen in der Gärtnerei ihres Sohnes noch immer kräftig mit an, stecken hier Tulpenzwiebeln in die Kisten.
Klaus-Peter Peters und Meike Peters packen in der Gärtnerei ihres Sohnes noch immer kräftig mit an, stecken hier Tulpenzwiebeln in die Kisten. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Kosten und auch Arbeitszeit könnten dadurch enorm reduziert werden, erklärt Gärtner Kai Peters. Etwa 750.000 Tulpen werden in seinem Betrieb in dieser Saison gezogen, erklärt der 44-Jährige, der dabei tatkräftig seiner Frau Kerstin unterstützt wird. Während der Corona-Pandemie, als die Leute nicht wegfahren sind und es sich zu Hause schön gemacht haben, produzierte Gartenbau Peters sogar 1,5 Millionen Tulpen. Der Rückgang der Zahl hänge in dieser Saison auch mit der Zwiebelernte in Holland zusammen, die aufgrund der extremen Hitzeperiode im vergangenen Sommer schlecht ausgefallen sei und es daher auch keine Zwiebeln mehr nachzukaufen gebe, erklärt Kai Peters.

Gartenbau Peters gehört zu den größten Tulpentreibern der Vierlande

Insgesamt gehört eine Anbaufläche von 6500 Quadratmetern unter Glas und 10.000 Quadratmeter im Freiland zu dem Gartenbaubetrieb. In drei Gewächshäusern wachsen die Tulpen nun auf 800 Quadratmeter Fläche bei milden 16 Grad in die Höhe. Sobald sie hoch genug gewachsen sind, werden alle Tulpen per Hand gezogen und dann im Binderaum maschinell abgezwiebelt. Das heißt: Die Zwiebel wird vom Stiel abgeschnitten. Per Hand werden dann je zehn Stück zusammengebunden und anschließend in Folie eingeschlagen. Bei all den Arbeitsschritten packen Vater Klaus-Peter und Mutter Meike weiterhin mit an, ebenso zwei Mitarbeiterinnen.

Gärtner Kai Peters führt den Familienbetrieb in der vierten Generation und wird dabei von Frau Kerstin unterstützt, die gelernte Köchin ist.
Gärtner Kai Peters führt den Familienbetrieb in der vierten Generation und wird dabei von Frau Kerstin unterstützt, die gelernte Köchin ist. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Schließlich müssen auch alle Tulpenzwiebeln, die aus Holland in die Vierlande geliefert werden, händisch in die Kisten gesteckt werden, in denen sie dann Wurzeln treiben. 100 Stück passen in eine Kiste, die nun auf kleine Dornen gepikst werden. Vorher wurden sie in den Torf gedrückt und die Kiste anschließend mit Sand aufgefüllt, mussten dann per Hand gegossen werden. Nun kann das Wasserbad ganz schnell und einfach eingelassen werden. Auf dem Großmarkt und in etwa 20 Edeka-Märkten in Hamburg sowie Bargteheide, Ratzeburg, Mölln und Ahrensburg werden sie im Zehnerbund verkauft.

Mehr zum Thema

Im Supermarkt ist die regionale Herkunft der Tulpen an der Plastikfolie mit dem Aufdruck „Vierländer Frische“ zu erkennen. Dazu haben sich mehr als 25 Gartenbaubetrieben aus den Vier- und Marschlanden vor einiger Zeit zusammengeschlossen, um eine Marke mit Wiedererkennungswert für ihre Produkte zu etablieren. Das zeige Wirkung, ist Kai Peters überzeugt, der noch bis etwa Mai Tulpen ziehen wird. Bis Ende Oktober wird in dem Betrieb nur durchgängig gearbeitet, werden dann auch Lilien, Pfingstrosen und vor allem Rosen reif. Peters: „Aber die Tulpe gefällt meiner Frau und mir schon mit am besten.“