Neuengamme.
Als Birger Riechmann vor drei Jahren gemeinsam mit einigen Landwirten der Vier- und Marschlande das Projekt „Hamburg blüht“ ins Leben rief, da verfolgten die Initiatoren damit mehrere Anliegen: Zum einen sollte die Insektenvielfalt mit dem Aussähen von Blühflächen gestärkt und zum anderen auch ein Kontakt zwischen Landwirten und Verbrauchern geschaffen werden. Letzteres kam bisher, auch der Pandemie geschuldet, zu kurz, weiß Birger Riechmann, der das nun ändern will: Am Donnerstagabend waren die Blütenbotschafterinnen und Blütenbotschafter erstmals zum lockeren Beisammensein mit Landwirten eingeladen.
Insgesamt haben in dem Projekt in drei Jahren an die 500 Blütenbotschafterinnen und Blütenbotschafter Flächen zum Blühen gebracht, bilanziert Birger Riechmann. Etwa die Hälfte der Flächen sei in jedem Jahr durch Großbotschafter ermöglicht worden, wozu die Vierlanden Stiftung und der Vierländer Markt ebenso zählen, wie der WSB Bergedorf, die Gemeinschaft Vier- und Marschlande, der Hamburger Landfrauenverband, Immobilienmakler Peters + Peters sowie der Rotary Club Hamburg-Haake. Hinzu kommen noch einige Privatpersonen, die auch auf brachliegenden Flächen ehemaliger Gärtnereien eine Blühmischung ausgesät haben.
In diesem Jahr fiel besonders die Fläche des Milchhofs Steffens gegenüber dem Vierländer Markt am Heinrich-Stubbe-Weg ins Auge, wo bis noch vor Kurzem die Sonnenblumen ihre Köpfe in strahlendem Gelb in die Höhe reckten. Noch immer blühen dort Cosmea in knalligem Orange, pinke Zinnien oder Malven in zartem Rosa. Den Anblick der farbenfrohen Blüten genießt Birgit Bohlen jedes Mal, wenn sie über den schnurgeraden Heinrich-Stubbe-Weg in die Vierlande ein- oder ausfährt. „Eine tolle Werbung für das Projekt“, findet die Vierländerin, deren Eltern Sigrid und Eckart Müssig Blütenbotschafter der ersten Stunde sind.
Die Patenschaft haben sie von ihren Enkeln geschenkt bekommen. Das nutzt ihre Tochter seitdem in jedem Jahr, um mit ihren Eltern aus Lohbrügge Ausflüge zu den Blühflächen zu unternehmen und zu sehen, wie ihre Patenschaft zur Blütenpracht beigetragen hat.
Hamburg blüht: Schönste Blüte auf 30.000 Quadratmetern
Direkt zu sehen, wozu die Patenschaft beiträgt, schätzt auch Harald Späthe an „Hamburg blüht“. Der Nettelnburger hat seinen Sohn vor drei Jahren zum Geburtstag zum Blütenbotschafter gemacht. Er lebt zwar in Neuseeland, trägt so aber auch in seiner Heimat zur Artenvielfalt bei. „Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, ist nicht zu übersehen, wie die Zahl der Insekten abnimmt. So kann man ganz unkompliziert und einfach einen Beitrag leisten“, sagt Harald Späthe.
Dass Insekten sich in den Flächen wohlfühlen, ist nicht zu überhören: Vor allem an sonnigen Sommertagen sei ein lautes Brummen und Schwirren zu vernehmen, bestätigt Landwirt Matthias Steffens, der ebenso wie Nils Ohlrogge, Anja Siemers, Hilke Pahl und Gesa Kohnke-Bruns Flächen zur Verfügung stellen und das Projekt unterstützen. Und auch Rehe, Hasen oder Fasane nutzen sie gern als Rückzugsort, weiß Birger Riechmann.
Projekt wird auch in 2024 fortgesetzt
Matthias Steffens ist mit dem Projekt zufrieden, auch weil es viele positive Rückmeldungen und Nachfragen aus der Bevölkerung zu den Blühflächen gebe, berichtet der Milchbauer. Und auch Initiator Riechmann zieht eine erfreuliche Bilanz, selbst wenn die Zahl der Gesamtfläche nach 40.000 Quadratmetern im Auftaktjahr 2021 und 48.000 Quadratmetern in 2022 in diesem Jahr mit 30.000 Quadratmetern deutlich rückläufig war.
Damit hatte der gelernte Landwirt und studierte Agrarwissenschaftler aufgrund der angespannten Wirtschaftslage mit Inflation und gestiegenen Energiepreisen aber gerechnet. Und bleibt positiv: „Wir hatten zwar weniger Fläche, aber verglichen mit allen Jahren die schönste Blüte“, stellt Riechmann fest und richtet schon einen Blick in die Zukunft.
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Denn „Hamburg blüht“ soll in jedem Fall weitergehen. Die erste Fläche, die in 2024 aufblühen soll, steht bereits fest: Sie liegt zentral in den Vierlanden am Heinrich-Stubbe-Weg gegenüber vom Stall des Milchhofs Steffens. Patenschaften für das nächste Jahr können bereits wieder abgeschlossen werden. So werden für 10 Euro 20 Quadratmeter zum Blühen gebracht, 50 Quadratmeter kosten 25 Euro, für 50 Euro erblühen 100 Quadratmeter und für 100 Euro sind es schon 200 Quadratmeter Blühfläche. Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es unter www.hamburg-blueht.de.