Neuallermöhe. Auswandern mit drei Kindern? David und Ilka Menk aus Neuallermöhe haben es getan. Sie übernehmen in Südafrika ein Guest House.
Sie haben in der kurzen Zeit schon einiges erlebt. Eine Poolparty bei Freunden zum Beispiel – mitten im Dezember. Hitzetage unterm Tannenbaum. Den einen oder anderen Stromausfall. Und doch hat ihr Abenteuer gerade erst begonnen. Denn die Familie aus Neuallermöhe hat gewagt, wovon viele Menschen wohl nur träumen: David Menk (45), seine Frau Ilka Menk (39) und die drei gemeinsamen Kinder Evan (8), Luke (6) und Harriet (3) sind im August nach Kapstadt in Südafrika ausgewandert.
Einfach alles zurücklassen, aus dem deutschen Alltagstrott ausbrechen und woanders neu anfangen: Ganze TV-Formate wie „Goodbye Deutschland“ beschäftigen sich mit den Geschichten solcher Auswanderer – viele von ihnen scheinen allerdings erschreckend planlos zu sein. Doch nicht so die Menks. Das Paar, das in Kapstadt ein Gästehaus gekauft hat und es in diesem Jahr eröffnen will, hat sich genauestens vorbereitet. Auch wenn ein bisschen Risiko immer dabei ist, wie sie wissen.
Nach Kapstadt auswandern: Familie Menk ist in Südafrika gut vernetzt
„Mir war von vorneherein klar: Es ist wichtig, dass wir hier in Südafrika gut vernetzt sind“, stellt David Menk fest, der seine Geschichte am Telefon erzählt und unter anderem mit dem Kaufvertrag des neuen Gästehauses belegt. Schon ein halbes Jahr bevor die Familie im August ihr Neuallermöher Haus verließ, habe er online Kontakt zu Deutschen in Kapstadt gesucht. Und das Paar lässt sich professionell beraten, wird von einer in Kapstadt ansässigen deutschen Rechtsanwältin bei allen Fragen rund um die notwendigen Visa und Genehmigungen begleitet.
Zudem kannte das Paar Südafrika bereits ein bisschen, erzählt er weiter. Ilka Menk, die Tourismuswirtschaft studiert hat, hatte dort sogar schon mal ein halbes Jahr gearbeitet und sich in Land und Leute verliebt. Trotzdem war es kein leichter Schritt. Auswandern mit drei kleinen Kindern? Das war nicht immer so geplant. Lange war die Familie in Hamburg zufrieden.
David Menk, der in Nordrhein-Westfalen auf dem Lande aufwuchs, ist gelernter Hotelfachmann und bereits in der Welt herumgekommen. „Unter anderem habe ich in London in einem Fünf-Sterne-Haus gearbeitet“, sagt er. In Hamburg war er Verkaufsrepräsentant im Holiday Inn. Doch weil in der Hotellerie nicht so gut gezahlt wird, wechselte er in die Lebensmittelbranche, arbeitete fortan als Key Account Manager im Vertrieb.
Herzlichkeit der Menschen hat die Hamburger beeindruckt
Auch seine Frau arbeitete damals in diesem Bereich. Das Paar lebt zunächst in Rothenburgsort, kauft dann aber ein Haus in Neuallermöhe, bekommt drei Kinder. Gemeinsam machen David und Ilka Menk mehrmals Urlaub in Südafrika, besuchen auch ein Patenkind, das sie dort unterstützen. „Das war wirklich im Nirgendwo, mitten in den Slums“, erzählt der 45-Jährige. Doch die Herzlichkeit der Menschen beeindruckt die Hamburger. Und auch, dass die armen Gastgeber ihr Essen mit den Deutschen teilten, obwohl sie kaum selbst etwas hatten.
Zurück in Hamburg kam Corona, kamen Lockdowns und geschlossene Schulen. Und das Paar stellt fest: „Wir wollen nochmal raus, etwas Anderes erleben.“ Doch wie und wohin? Spanien? Italien? „Südafrika hatten wir immer im Hinterkopf“, sagt David Menk. Aber so weit weg? Irgendwann kam er dann doch, der gemeinsame Entschluss: „Lass‘ es uns machen!“ Denn noch seien auch die Kinder klein genug. „Mit 12 oder 13 kann man es dann irgendwann vergessen, dann sind die Kinder zu groß“, ist der Familienvater überzeugt.
In Kapstadt möchte das Paar ein Gästehaus betreiben. „Ich habe das gelernt, ich habe Bock darauf“, sagt David Menk. Und auch seine Frau hat ja einst Tourismuswirtschaft studiert. Auf den Entschluss folgen die ersten Vorbereitungen. Kontakte knüpfen, nach Schulen gucken, Häuser ansehen. Zentral soll das Gästehaus liegen, so der Wunsch. Und die Auslastung muss stimmen. Langsam bricht die Familie nun in Deutschland ihre Zelte ab: Das Haus in Neuallermöhe wird noch zu einem guten Preis verkauft – wichtiges Geld für den Neustart. Das gesamte Mobiliar geht bei Hausflohmärkten weg. „Uns war immer klar, dass wir nicht mit Containern umziehen“, so der Familienvater.
Der Vertrag für „Tom‘s Guest House“ in Kapstadt ist unterschrieben
Im August ist es schließlich soweit. Die Familie steigt in den Flieger, bezieht in Kapstadt zur Miete ein möbliertes Haus in Sunset Beach, etwas abseits des Stadtzentrums. Nun wird die Suche nach dem künftigen Gästehaus intensiviert. „Wir haben uns vor Ort einiges angeschaut“, blickt David Menk zurück. Schließlich wird das Paar fündig. Mit „Tom‘s Guest House“ finden die Neuallermöher ihr bezahlbares Wunschobjekt.
Das Gästehaus liegt in Oranjezicht, nah am Stadtzentrum von Kapstadt und nah am berühmten Tafelberg. Sieben Doppelzimmer stehen für maximal 16 Gäste bereit, alles ist gepflegt, fünf Angestellte werden übernommen. 25 Jahre wurde „Tom‘s Guest House“ schon erfolgreich von einem deutschen Paar betrieben, das nun in den Ruhestand wechseln möchte. Auch auf Portalen wie booking.com ist das Haus bereits präsent. Im Dezember unterschreiben die Menks den Kaufvertrag. Bis sie „Tom‘s Guest House“ übernehmen können, kann es aber noch einige Monate dauern, denn das Visa-Verfahren ist kompliziert.
„Es sind noch ein paar Baustellen“, räumt der Familienvater ein. Aber alles muss klappen, denn der Kaufvertrag ist unterschrieben, es gibt keinen Weg zurück. Die großen Kinder gehen hier auch schon auf eine deutsche Schule, sind dabei sich einzuleben. Und auch wenn das Leben in Südafrika durchaus fordernd sein kann, etwa durch die häufigen Stromausfälle und auch die angespanntere Kriminalitätslage: Das Paar hat seinen Schritt „noch keinen Tag bereut“, wie David Menk sagt. Das Wetter ist toll, sie wohnen nah am Strand, haben bereits eine Hai-Tour mitgemacht, haben Krokodile und Giraffen bestaunt und eine Straußenfarm besucht.
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Also ist die Heimat ganz vergessen? Nicht ganz. „Zu Weihnachten haben wir alles gemacht wie zu Hause“, sagt David Menk. Und das war gar nicht so einfach. Erst suchte die Familie überall nach Mandarinen. Dann nach Marzipan zum Backen. Sie fanden erst keines und dann ein Produkt, „das furchtbar schmeckt“. Aber es gibt für alles eine Lösung. „Wir haben das Marzipan dann einfach selber gemacht.“