Hamburg. Seit dieser Saison gibt es bei den Erwachsenen im Hamburger Fußball-Verband eine wesentliche Änderung. Beim SCVM wird das genutzt.

Bereits in sehr jungen Jahren sah Anna Hepfer ihren künftigen Lebensweg klar vor sich: Die 31-Jährige aus Ochsenwerder durfte bereits als Zwei- oder Dreijährige bei den größeren Brüdern mitkicken, seit sie vier Jahre alt ist, spielt sie aktiv Fußball. „Sportlich gab es für mich immer nur den Fußball, einmal musste ich mich als Kind zwischen Fußball und Chor entscheiden“, natürlich hat die ambitionierte Fußballerin ihren Sport gewählt.

Vor vier Jahren war sie der erste weibliche Coach einer Männer-Fußballmannschaft in der Region. Und nun schreibt sie erneut Geschichte: Nicht nur in den 1. Damen des Sportclubs Vier- und Marschlande (SCVM) trainiert Hepfer zweimal wöchentlich, spielt dort in der Abwehr und Innenverteidigung. Auch bei den 3. Herren läuft die 31-Jährige auf: Seit dem Beschluss des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) im Sommer 2023, darf sie als Frau, jedenfalls bis zur Kreisliga, bei den Herren mitspielen. „Da laufe ich richtig viel, obwohl ich sonst eher faul beim Laufen bin. Meine Damen, die zu den Spielen mit den Herren fast immer kommen, haben schon gesagt: Du kannst ja richtig laufen“, sagt die ehemalige Bundesligaspielerin des HSV.

Früher Frauen-Bundesliga mit dem HSV, heute Klreisklassen-Fußball mit SCVM-Herren

Neben dem Trikot des HSV trug sie das Jersey des FC Bergedorf und auch vom Bramfelder SV. Sie spielte in der Nationalmannschaft der Frauen U19, im Bundesliga Cup und in der Bundesliga, DFB Pokal und bei den 2. Frauen in der Bundesliga Nord. Doch auch ihrem SCVM ist sie all die Jahre treu geblieben. Da Anna Hepfer zuvor bereits drei Jahre als Co-Trainerin mit B-Lizenz bei den 3. Herren mitgearbeitet hat, sind ihr die Männer gut vertraut, Probleme gibt es überhaupt nicht. „Vor dem Spiel ziehe ich mich mit den Jungs in der Kabine um, nach dem Spiel finde ich irgendwo einen Platz und geduscht wird dann zu Hause“, sagt Anna Hepfer. Als der Beschluss des Verbands bekannt wurde, dass nun auch Frauen bei den Herren mitspielen dürfen, habe es in der 3. Herren schon geheißen, dass nun der ein oder andere um seinen Stammplatz bangen muss, berichtet die 31-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Anna Hepfer am Ball bei den 1. Damen des SCVM.
Anna Hepfer am Ball bei den 1. Damen des SCVM. © Anna Hepfer | Anna Hepfer

Im Spielablauf gebe es zwischen Männern und Frauen jedoch Unterschiede, so Hepfer: „Die Männer sind athletischer und schneller, da bleibt für die einzelnen Züge nicht mehr so viel Zeit wie bei den Frauen. Und beim Bodycheck fliege ich schon mal durch die Luft, stehe aber gleich wieder auf. Da will ich keine Extrawurst, nur weil ich eine Frau bin.“ Schmunzelnd fügt sie hinzu: „Meine Freundin hat als Handballerin durchaus mehr blaue Flecken als ich nach einem Spiel.“

Durch Arbeit als Lehrerin an Selbstvertrauen gewonnen

Ebenso ambitioniert wie im Sport ist die Marschländerin auch im Berufsleben: Anna Hepfer machte am Luisengymnasium in Bergedorf ihr Abitur: „Seit der achten oder neunten Klasse war für mich klar, dass ich Lehrerin werden wollte.“ An der Grundschule Ochsenwerder hat sie gemeinsam mit einem Kollegen die Leitung einer ersten Klasse mit 19 Schülern übernommen, unterrichtet Deutsch, Sachkunde, Sport und Religion. Die Kinder wird sie nun die kommenden vier Jahre begleiten und deren Sicht auf Schule und Lernen entscheidend mitprägen. „Meine Klasse ist wirklich toll, aber wie in jeder Klasse gibt es einige Kinder, die etwas mehr Aufmerksamkeit bedürfen. Manche Kinder kriegt man mit dem Sport, da kommen einige sogar immer am Freitag zu den Fußballspielen und fragen mich, wann ich das nächste Mal spiele.“

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Mit Begeisterung berichtet die junge Klassenlehrerin und Sportlerin über die Bereiche, die große Teile ihres Lebens ausmachen. Viel Zeit für Familie und Freunde bleibt da nicht. Glücklicherweise ist ihre Lebensgefährtin sportlich im Handball ebenso ambitioniert unterwegs, sodass es großes Verständnis füreinander gibt. Und der inzwischen elfjährige Terrier Spike passt sich dem Leben der Beiden komplett an.

Anna Hepfer macht der Fußball in der Kreisklasse großen Spaß: „Das ist noch ehrlicher Fußball“, und wünscht sich, noch möglichst etliche Jahre auf diesem Niveau weiterspielen zu können. Sportliche Ambitionen hat sie nicht mehr: „Ich möchte den Spaß beim Training und den Spielen erleben, der Fußball ist für mich wahnsinnig wichtig und ein perfekter Ausgleich für meinen Beruf als Lehrerin.“ Sich selber beschreibt die Sportlerin als aufgeschlossen, offen, hilfsbereit und betont: „Durch meinen Job als Lehrerin habe ich erheblich an Selbstvertrauen gewonnen, das war früher nicht so.“